Guess wirbt mit KI-Model – haben echte Models bald keinen Job mehr?
Die «Vogue» zeigt in ihrer neusten Ausgabe ein KI-Model statt eines realen Menschen. Dahinter steht die Modemarke Guess. Eine Gefahr für echte Models?

Das Wichtigste in Kürze
- Die Modemarke Guess wirbt mit einem computergenerierten Model.
- Die KI-Schönheit wurde in der neuen Ausgabe der «Vogue» abgebildet.
- In der Modebranche fürchtet man eine Bedrohung der Jobs reeller Models.
Die «Vogue» ist eine Institution unter den Modemagazinen. Nur die besten Models schaffen es auf die Seiten der Trend-Zeitschrift. Doch nun rüttelt eine neue Darstellerin die bisherige Tradition auf.
Wie die «Bild» berichtet, ziert eine absolut makellose Frau mehrere Seiten der aktuellen August-Ausgabe. Initiiert wurde die Anzeige von der Designer-Modemarke Guess. Doch um ein echtes, professionelles Model handelt es sich bei der blonden Schönheit nicht.

Tatsächlich ist es eine KI-generierte Frau welche die Leser sehen. Eine, der es an nichts fehlt – ausser an Menschlichkeit.
Amin: Budget bestimmt den KI-Erfolg
Es stellt sich die Frage: Wie sieht die Zukunft für echte Models aus – wenn sich mit ein paar Mausklicks vermeintliche Perfektion abbilden lässt?
Peyman Amin erklärt als einer von Deutschlands erfolgreichsten Model-Agenten: «Das hängt ganz davon ab, mit welchem Budget KI-Produktionen arbeiten. Wenn das Budget stimmt, können KI-generierte Motive durchaus mit Qualität und täuschender Ähnlichkeit zu realen Models überzeugen.»

Doch der 54-Jährige betont auch: «Die Seele und die individuelle Ausstrahlung eines echten Models kann KI niemals ersetzen. Gerade die kleinen Makel der echten Models machen die Motive authentisch und greifbar für die Konsumenten.»
«Es ist nur noch eine Frage der Zeit»
In der Öffentlichkeit sehe er den Willen, echte Models zu sehen, da «die ethischen und moralischen Werte» im Vordergrund stünden. Der Endkonsument sei «nicht damit einverstanden», dass ihm nur eine Illusion vorgesetzt würde. Man wolle sich mit dem Abbild identifizieren können und sich nicht von der Technologie «blenden lassen», so Peyman Amin.
Anders sieht es der Gründer der Modelagentur ICONIC Management, Ingo Nolden: «Die Gefahr, dass KI menschliche Models ersetzt, ist allgegenwärtig. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis viele Marken diese Technologie konsequent einsetzen.»
KI-Regulierung: Eine «Mammutaufgabe»
Laut ihm sei der Einsatz Künstlicher Intelligenz kostengünstiger und skalierbarer. «Das ist beängstigend», meint Nolden. «Ich rechne damit, dass unsere Branche hart getroffen wird.»
Die Regulierung der KI würde zu einer «Mammutaufgabe» werden. Und wer im Business bestehen wolle, müsse «sich neu erfinden».

Schon vor einem Jahr hatte die spanische Modekette Mango einen ersten Schritt in die KI-Welt gesetzt: Damals zeigte die Marke in einer Werbekampagne ebenfalls ein computergeneriertes Model.
Jad Hayek, CEO der Zürcher Modelagentur Fotogen, sagte bereits damals gegenüber Nau.ch: «Models und Agenturen müssen sich wegen der Entwicklung von KI Sorgen machen, in Zukunft weniger Aufträge zu erhalten.»