«Freaks» - eine deutsche Superheldin bei Netflix

DPA
DPA

Bolivien,

Es ist überraschend, was es in Deutschlands Showbusiness für weisse Flecken gibt. Netflix besetzt ein Genre neu. Der Beginn einer Serie?

Wendy (Cornelia Gröschel) und Marek (Wotan Wilke Möhring) in einer Szene des deutschen Netflix-Films «Freaks». Foto: David Dollmann/Netflix/dpa
Wendy (Cornelia Gröschel) und Marek (Wotan Wilke Möhring) in einer Szene des deutschen Netflix-Films «Freaks». Foto: David Dollmann/Netflix/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwischen ihrem Arbeitsplatz im Schnellrestaurant und ihrer Kleinfamilie in der Vorstadt fristet Wendy (Cornelia Gröschel) ein eher graues und tristes Leben.

Ihr Kind wird von Mitschülern gemobbt, die Mittdreissigerin und ihr Mann kämpfen mit Schulden.

Ein Alltag, wie ihn wohl Hunderttausende in Deutschland kennen. Nur in manchen Traumfetzen kommt Wendy manchmal zu Bewusstsein, dass sie als Kind mal in etwas Grösseres verwickelt war. Dann kommen Bilder in ihr hoch, von einem grossen Loch in der Schulwand, von Chaos und von Blaulicht.

Wendy schluckt Pillen, und die Bilder verschwinden. Bis eines Tages ein zerlumpter Mann sie an der Mülltonne anspricht. «Du bist eine von uns», raunt Marek (Wotan Wilke Möhring) ihr zu. Kurz darauf springt Marek von der Autobahnbrücke und verschwindet spurlos. Der Anfang des deutschen Netflix-Films «Freaks», der an diesem Mittwoch online geht.

Von Batman bis zu den Avengers - Superheldenfilme sind seit Jahren ein Erfolgsgarant. Sie sind aber ein ur-amerikanisches Genre und stammen daher fast immer aus Hollywood, Deutsche hingegen sind in diesen Filmen nur als Schurken gefragt. Man muss sehr lange kramen, um Experimente mit deutschen Superhelden zu finden: Da gibt es den Kurzfilm «Captain Berlin» (1982) des Underground-Filmers Jörg Buttgereit. In Stummfilmen der Weimarer Zeit tauchen Figuren mit übergrossen Kräften auf. Sie haben aber selten eigenen Verstand oder Gutes im Sinn - vom Maschinenmenschen aus «Metropolis» bis zum Golem.

Netflix begründet in Deutschland also eine neue Tradition und kann sie frei gestalten. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass Superhelden hierzulande so deftig fluchen dürfen wie auf dem Fussballplatz. Die charmante Hauptdarstellerin freut sich sichtlich: «Ich fand das super», sagt Cornelia Gröschel. «Als ich den Film angeschaut habe, dachte ich auch: Das ist sehr erfrischend, weil es so real ist.» Zuschauer kennen die 32-Jährige aus 50 Rollen seit ihrer Kindheit, unter anderem als Dresdner «Tatort»-Ermittlerin Leonie Winkler.

Gröschel hätte durchaus Lust, in mehr Superhelden-Filmen mitzuspielen: «Das macht einfach Spass. Weil es immer spannend ist, auch bei meiner "Tatort"-Rolle, wenn Du ganz explizit etwas lernen oder Dir bestimmte Eigenschaften aneignen musst. Und das ist in Superhelden-Filmen cool, weil Du mit physikalisch nicht möglichen Dingen in Berührung kommst und Dir überlegen musst: Wie setzen wir das um, dass es glaubhaft wirkt?» Eine Herausforderung, sagt sie.

Zurück zum Plot: Wendy setzt die Tabletten ab, die sie bisher für Medizin hielt, und entdeckt ein Geheimnis: eine Verschwörung, die Menschen wie sie unterdrückt oder in Kliniken gefangen hält. Bald merkt sie im nahen Umfeld, dass es offenbar um recht viele Betroffene geht. Das klingt nach sehr klarem Feindbild von Gut und Böse, und genau so kommt es auf dem Bildschirm zumeist auch rüber. Das Drehbuch ist nicht die grösste Stärke dieses Films, muss man leider sagen. Die Special Effects werden hingegen recht kunstvoll in Szene gesetzt.

Ein echter Pluspunkt ist auch die Spielfreude von Cornelia Gröschel, Wotan Wilke Möhring und Nina Kunzendorf, letztere als zwielichtige Psychiaterin. Tim Oliver Schultz ringt als «Electroman» Elmar mit Tausenden Volt und seinem inneren Kampf zwischen Gut und Böse.

«Freaks» - mit dem Untertitel «Du bist eine von uns» - ist erstmal als 90-Minüter angelegt. Ob daraus eine Serie folgt? Das Ende lässt es offen. Die Beteiligten mögen sich nicht festlegen. Gröschel: «Schön wäre es natürlich, und wir würden uns alle sehr freuen, wenn wir weiterdrehen dürfen, aber für den Moment steht der Film für sich.»

Kommentare

Weiterlesen

Fleisch
130 Interaktionen
«Problematisch»
de
23 Interaktionen
Ganzes Team

MEHR IN PEOPLE

Patrice Aminati krebs
Krebs im Endstadium
ESC
14 Interaktionen
«Bitte, SRF»
rtl
3 Interaktionen
RTL
sandra studer eurovision song contest
Sandra Studer

MEHR NETFLIX

Serie «Bridgerton»
Verlängerung
5 Interaktionen
Auch mit KI
netflix
4 Interaktionen
Neuausrichtung
netflix eternauta
1 Interaktionen
Netflix «Eternauta»

MEHR AUS BOLIVIEN

Luis Arce
Um Präsidentenamt
Sony
Erhebliche Ausgaben
Bolivien Proteste
2 Interaktionen
Metzger