James Ensors Tod jährt sich zum 75. Mal. Belgien würdigt seinen wohl bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts mit einem prachtvollen Jubiläumsjahr.
James Ensor
Der blaue Salon im James-Ensor-Haus. (Archivbild) Foto: Sabine Glaubitz/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • James Ensor ist vor 75 Jahren gestorben.
  • Belgien feiert den flämischen Maler mit einem üppig bestückten Jubiläumsjahr.
  • Ensors Markenzeichen ist die Verwendung von Masken in expressionistischem Farbgestus.
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Vor 75 Jahren ist James Ensor (1860–1949) gestorben. Belgien feiert seinen wohl unbestritten grössten flämischen Malers des 20. Jahrhunderts mit einem üppig bestückten Jubiläumsjahr. Und: Das Renommee des Meisters des Grotesken, der Masken und der Totenschädel dringt zusehends auch über die Grenzen Belgiens.

James Ensors Markenzeichen ist die Verwendung von Masken und karnevalesken Elementen in expressionistischem Farbgestus. Häusliche Szenen und gesellschaftspolitische Panoramen werden hierdurch stilistisch entrückt und durch das Verhüllen der Gesichter tiefere Wahrheiten enthüllt. Dabei machte Ensor zeitlebens auch vor dem eigenen Gesicht nicht Halt und verzerrte sein Antlitz in zahllosen Selbstporträts zum Totenschädel.

Ensor stellte sich damit in eine kunsthistorische Tradition, die von anderen Meistern der Groteske wie Goya oder Bosch inspiriert ist. Auch harte, fast karikaturenhafte Kritik an den Autoritäten wie der Monarchie und japanische Einflüsse finden sich im Œuvre des Malers.

«Ensor liebte Ostende als mystischen Ort»

«Wenn man Ensor sieht, hält man ihn für einen Gentleman. Aber er war sehr interessiert am Populären, ja am Vulgären», meint Xavier Tricot. Als einer der führenden Experten für den Meister ist er am Ensor-Haus in Ostende als Kurator tätig.

Das flämische Küstenseebad war praktisch durchgängig Wohn- und Arbeitsort des Künstlers und nicht zuletzt seine Bühne. Ensor wurde am 13. April 1860 als Sohn eines Briten und einer Belgierin geboren.

Die bespielte er mit elegant-auffälliger Erscheinung, bis er dort am 19. November 1949 verstarb. «Ensor liebte Ostende als mystischen Ort, an dem das Licht eine ungemeine Bedeutung hat», so Tricot.

Ensor-Stadtfest mit mehr als 100 Aktivitäten

Und Ostende liebt seinen Ensor. Das Seebad, mit gut 70'000 Einwohnern, ist das Epizentrum während der ersten Monate des Jubiläumsjahres. Danach übernimmt Antwerpen. Ein Ensor-Stadtfest bietet mehr als 100 Aktivitäten, verteilt über das gesamte Jahr – vom Ensor-Menü bis hin zu kleineren Ausstellungen.

Nicht mehr alle Lebensorte Ensors sind noch vorhanden: etwa das einstige Souvenirgeschäft seiner Mutter mitsamt zahlreicher Masken und anderer Exotika. Es stellte eine wichtige Inspirationsquelle für den späteren Maler dar. Aber man kann in Ostende mittels App auf den Spuren des Jahresjubilars wandeln.

Am Standort des letzten Wohnhauses lädt das Ensor-Zentrum mit allerlei multimedialen Einfällen und der Wohnung Ensors Kunstinteressierte.

So sind im Museum die Selbstporträts von 21. März bis 16. Juni ausgestellt, bevor man sich ab 29. Juni mit der Ausstellung «Ensors imaginäres Paradies» der Beziehung des Jahresjubilars zu Ostende widmet.

Den Reigen der Würdigungen beschliesst hier ab 19. September die Schau «Satire, Parodie, Pastiche» zu den satirischen Aspekten im Œuvre Ensors.

Und noch bis 14. April läuft die Werkschau im benachbarten Museum für moderne Kunst Mu.ZEE, die unter dem Titel «Rose, Rose à mes yeux!» Stillleben Ensors mit rund 100 Arbeiten kontrastiert.

«In your wildest dreams»

Mit dem Beginn des Herbstes schaltet sich die flämische Metropole Antwerpen in die Feierlichkeiten ein. Hier startet man am 28. September mit «In your wildest dreams» in der Königlichen Akademie der Schönen Künste (KMSKA), welche die grösste Ensor-Sammlung weltweit besitzt. In der Schau nähert sich das KMSKA dem Einfluss des Impressionismus auf Ensor.

Parallel dazu widmet man sich im Modemuseum unter dem Titel «Metamorfosis Ensor» der Frage der Maskerade und dem Make-up. Während im Fotomuseum in der Schau «Anti-Fashion» Cindy Sherman und James Ensor im Paarlauf zu erleben sind. Und schliesslich ist in Antwerpen auch das Druckereimuseum Plantin Moretus mit von der Partie, das ab 28. September «James Ensor's Search for Light» zeigt.

Bei so viel Feierwillen im flämischen Teil Belgiens will auch die Hauptstadt nicht hintanstehen. Ensor hat mit 850 Gemälden im Laufe seines Lebens ein Werk hinterlassen, das genügend Stoff für zahlreiche Events bietet.

Am 22. Februar startet das Palais Lothringen mit «James Ensor: Ein Genie in Brüssel» den Reigen, bevor am 29. Februar im Kulturzentrum Bozar «James Ensor, Maestro» die weitfassende künstlerische Betätigung des Jahresjubilars als Komponist und Autor würdigt.

In der Schweiz hat sich das Kunstmuseum Basel 2014 mit einer grossen Schau um Ensor verdient gemacht. Die Ausstellung «Die überraschten Masken: James Ensor» war damals eine Zusammenarbeit mit dem KMSKA. Auch das Kunsthaus Zug hat zu seinem 30. Jubiläum 2020 Werke von Ensor gezeigt.

www.ensorhuis.be/de

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