Über sieben Jahrhunderte hinweg prägten die Habsburger die Geschichte Europas. Eine opulente Schau gewährt nun Einblick in die Lebenswelt eines Hauses, dessen schillernde Geschichte noch immer fasziniert.
«Die Habsburger im Mittelalter - Aufstieg einer Dynastie»: Figuren aus dem Grabmonument Maximilians I.
«Die Habsburger im Mittelalter - Aufstieg einer Dynastie»: Figuren aus dem Grabmonument Maximilians I. - Uwe Anspach/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • In ihrem Reich «ging die Sonne nie unter».

Die Habsburger stiegen in der frühen Neuzeit zur europäischen Grossmacht auf und stellten Könige und Kaiser. Eine Schau in Rheinland-Pfalz zeigt von Sonntag (16.10.) an ihre Geschichte. «Aus keiner anderen Adelsfamilie kamen vergleichbar viele Regenten, keine herrschte zusammengenommen über eine annähernd lange Zeit», sagt Direktor Alexander Schubert vom Historischen Museum der Pfalz in Speyer. «Umso erstaunlicher ist es, dass bis jetzt in Deutschland keine epochenübergreifende Ausstellung zu den mittelalterlichen Habsburgern stattfand.»

Die einstige Macht der Habsburger ist zwar vergangen, aber der Mythos lebt weiter. Die schillernde Geschichte des Hauses fasziniert noch immer. Rund 600 Jahre lang regierten die Habsburger bedeutende Teile Europas. Dank geschickter Heiratspolitik stiegen sie in der frühen Neuzeit zur Grossmacht auf und beherrschten bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 weite Gebiete des Kontinents.

200 Leihgaben aus 67 Museen

Die grosse Ausstellung in Speyer zeichnet bis zum 16. April 2023 den Aufstieg der Dynastie nach. «Wir erzählen von Rudolf I. bis Maximilian I. eine Aufstiegsgeschichte über 250 Jahre hinweg, mit Umwegen, alternativen Wahrheiten und charakterstarken Hauptakteuren», sagt Simone Heimann, Kuratorin der Ausstellung und Leiterin der Sammlung Frühmittelalter. «Passend zum Thema kommen unsere rund 200 Leihgaben aus 67 Museen, Archiven, Klosterschätzen und Bibliotheken aus Österreich, Frankreich, Deutschland und der Schweiz.»

Zu den einzigartigen Objekten, die erstmals zusammen in einer Ausstellung zu sehen sind, gehören der Tiroler Erzherzogshut und auch die «Goldene Bulle», die zum Weltdokumentenerbe zählt. Die Urkunde gilt als «Grundgesetz» des Heiligen Römischen Reiches. Auch das Kettenhemd Leopolds III. aus Luzern ist ausgestellt, Symbol der legendären Niederlage der Habsburger in der Sempach-Schlacht 1386.

Ein Clou zu Beginn: Auf drei Bildschirmen wird die Königswahl von Rudolf 1273 in Frankfurt im Stil der heutigen TV-Berichterstattung dargestellt - inklusive Nachrichtensprecherin. Und es liegt eine Pseudo-Boulevardzeitung aus mit der Schlagzeile «Wir sind Erzherzog».

Die Schau in der Domstadt am Rhein hat den Rang einer Landesausstellung Rheinland-Pfalz. Die Habsburger und die Pfalz, das sei durchaus ein enges Verhältnis, unterstreicht Schubert und verweist auf die Verleihung der Stadtrechte etwa an Kaiserslautern und Germersheim 1276 durch König Rudolf I. von Habsburg.

«Dem Historischen Museum der Pfalz gelingt es mit der klug konzeptionierten Ausstellung, die Epoche der Habsburger im Mittelalter als eine europäische Familiengeschichte zu erzählen, in der politischer wie gesellschaftlicher Wandel sichtbar und erlebbar werden», sagt Ministerpräsidentin und Schirmherrin Malu Dreyer.

Begleitprogramm mit Kaiserin Sisi

Mit Rudolf I. von Habsburg und Albrecht I. von Österreich liegen zwei Herrscher aus der Dynastie im Dom in Speyer begraben. Weitere Repräsentanten des Hauses waren etwa der Kunstmäzen Kaiser Rudolf II., die Reformkaiserin Maria Theresia und der letzte Langzeitkaiser Franz Joseph I. mit seiner Frau Sisi. Karl V. war als König von Spanien - samt dessen Kolonialbesitz in Amerika - der Herrscher, «in dessen Reich die Sonne nie unterging».

In Österreich lockt der einstige Glanz noch immer ungezählte Touristen nach Wien. So war die Hofburg bis zum Ende der Monarchie 1918 das politische Zentrum der Habsburger.

Die Schau «Die Habsburger im Mittelalter - Aufstieg einer Dynastie» wurde komplett in Speyer konzipiert und ist nur dort zu sehen. Das Historische Museum der Pfalz ergänzt die Ausstellung mit einem Begleitprogramm, in dessen Rahmen etwa die komplette Trilogie über Kaiserin Elisabeth von Österreich mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm zu sehen ist. Und die Macher gönnen sich auch einen augenzwinkernden Wortwitz: Für hungrige Museumsgäste gibt es «HabsBURGER» - mit Speckstreifen oder vegetarisch.

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