Der Kriminalist
Seit mehr als einem Jahrzehnt spielt Christian Berkel den nachdenklichen Ermittler Bruno Schumann. Nun läuft die 100. Folge der ZDF-Reihe «Der Kriminalist» - es wird eine der letzten sein.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Schauspieler Christian Berkel will rechtzeitig aufhören als TV-Ermittler.
«Man kann an Politikern oft genug sehen, was passiert, wenn jemand zu lange an seinem Stuhl klebt», sagte er vor kurzem in einem «Berliner Morgenpost»-Interview.
«Ich wollte den richtigen Augenblick nicht verpassen.» Im nächsten Jahr läuft deswegen die letzte Folge seiner ZDF-Reihe «Der Kriminalist».
Als Bruno Schumann löst er bisher regelmässig Berliner Fälle. Am Freitagabend wird die 100. Episode ausgestrahlt (20.15 Uhr). Und Schumann passiert, was vielen Fernsehkommissaren irgendwann geschieht: Er gerät selbst unter Verdacht. Benommen und mit verschwommenem Blick wacht er in einer Polizeizelle auf.
«Wie komme ich hierher?», fragt Schumann. Ihm wird vorgeworfen, einen ausländischen Diplomaten erschossen zu haben. Der Kolumbianer Alfonso Villar war ein Verdächtiger in einem früheren Fall. Der Mann soll seine Freundin getötet haben, er konnte aber wegen seiner Immunität als Diplomat nicht belangt werden.
Schumann soll ihn mit seiner Dienstwaffe getötet haben. Aber er kann sich nicht erinnern. «Mein Nacken, mein Kopf. Das brennt alles wie Hölle», sagt der glatzköpfige Ermittler. Er ahnt, dass ihm jemand etwas anhängen will. Also nimmt er die Sache selbst in die Hand. Seit zwölf Jahren spielt Berkel die Rolle bereits.
Manche Zuschauer mögen, dass Schumann versucht, sich in Opfer und Täter hineinzuversetzen. Vielleicht noch nicht ganz wie Benedict Cumberbatch in «Sherlock», aber trotzdem ist «Der Kriminalist» kein ganz normaler Fernsehkrimi. Schumann ist ein nachdenklicher Typ. Souverän, aber etwas eigenbrötlerisch. Wer Freitagabend entspannen will, bekommt eine Geschichte in kompakten 60 Minuten erzählt.
Schumann streift dann durch Berlin-Kreuzberg, vorbei an einem Dönerladen am Kottbusser Tor und an typisch gelben U-Bahnen. Der Vorspann hat mittlerweile gewechselt und mit seiner sphärischen Musik hat er etwas Surreales. Ende 2020 soll die Krimireihe enden, wie das ZDF im Frühjahr angekündigt hatte. Dann sollen es 109 Folgen sein.
Seinen Abschied als Fernsehpolizist erklärte Berkel auch mit der Arbeit an seinem Buch. Sein Debütroman «Der Apfelbaum» über seine deutsch-jüdische Familiengeschichte war 2018 erschienen. Wegen der gleichzeitigen Arbeit am Buch und der Dreharbeiten habe er «permanent Sieben-Tage-Wochen» gehabt, sagte er im Interview der «Morgenpost», das etwa auch in der «Schwäbische Zeitung» erschienen war.
Er wolle künftig weiter drehen und schreiben, sagte Berkel, der mit der Schauspielerin Andrea Sawatzki verheiratet ist. Der «Kriminalist» nehme mit 100 Drehtagen im Jahr aber «einfach zu viel Raum ein». Berkel arbeitet derzeit an einer Fortsetzung seines Buchs, ausserdem soll der Debütroman als Miniserie verfilmt werden. Bevor man die zu sehen bekommt, läuft jetzt aber erst nochmal der «Kriminalist».