Aus dem Heim-Studio: Little Dragon üben Distanz

DPA
DPA

Deutschland,

Dem Zeitgeist offenbar voraus, haben die Schweden ihre sechste Platte alleine Zuhause aufgenommen. Little Dragons Musik ist durchdacht und nicht immer leicht zugänglich. Darin liegt ihr grosser Reiz.

Little Dragon haben viele Schlenker und Windungen in ihren Songs. Foto: Ellen Edmar/Beats International/dpa
Little Dragon haben viele Schlenker und Windungen in ihren Songs. Foto: Ellen Edmar/Beats International/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein bisschen zu cool für diese Welt klingen Little Dragon mit ihrer musikalischen Mischung aus Elektronik, Funk und Soul schon immer.

Der Sound ist ausgeklügelt und bewusst nicht geradeaus.

Die facettenreiche Stimme von Sängerin Yukimi Nagano tut ihr Übriges: Mal sanft, mal voller Kraft fasziniert sie ihre Hörer auf Anhieb, ohne sie dabei nah an sich heranzulassen. In Zeiten der Corona-Pandemie ist Distanz ja das Verhalten der Stunde. Wie passend also, dass die Schweden die Unnahbarkeit auf ihrem neuen Album «New Me, Same Us» wieder zelebrieren.

Der groovige Opener «Hold On», der zugleich die erste Auskopplung aus dem Album ist, macht Lust auf mehr. Noch mitreissender ist nur «Sadness», der wohl grösste Hit der Platte. Beide Songs sind fluffig-leicht, unaufdringlich und energisch. Erst mit etwas Zeit schleichen sich beide ins Ohr. Dabei hilft natürlich Naganos einnehmende Stimme.

Auf ihrem nunmehr sechsten Album, das sie, dem Zeitgeist voraus, im Heim-Studio aufgenommen haben, wollen die Göteborger aber auch Raum lassen für ihre Percussions und Instrumente. Gut zu hören ist das bei dem wunderbaren «New Fiction», das mit metallisch klingenden Synthesizern beginnt. Der Sound verdichtet sich und verläuft schliesslich in immer mehr Windungen, in denen sich Keyboards, Harfe und Gitarre entfalten können. Bevor sie ausufern, münden die Klang-Stränge wieder in Naganos Gesang. Ihre Soul-Stimme ist es, die den Liedern Halt und Strahlkraft gibt.

Die Songs sind nicht stringent und ändern immer wieder ihr Muster. Was bei «Another Lover» reizvoll und reichhaltig klingt, funktioniert bei weniger eingängigen Songs leider nicht. Einige Lieder der Platte bleiben deshalb hinter dem Potenzial, das andere Stücke offenbaren, zurück. «Water» und «Rush» etwa plätschern recht richtungslos vor sich hin. Man findet schwer Zugang, die sonst so spannend klingende Distanz zwischen Musik und Hörer wird zu gross.

«New Me, Same Us» ist nichtsdestotrotz ein solides Album. Man ahnt aber: Es hätte auch ein grossartiges werden können.

Kommentare

Weiterlesen

Donald Trump
885 Interaktionen
Im Iran
Marko Kovic Donald Trump
39 Interaktionen
Marko Kovic

MEHR IN PEOPLE

eric philippi
Gerüchte
grill den henssler Heinz Horrmann
Grill den Henssler
hai
Filmklassiker
Lionel Richie
2 Interaktionen
US-Sänger

MEHR AUS DEUTSCHLAND

1 Interaktionen
Von USA nach Europa
2 Interaktionen
Nahost-Konflikt
Felix Brych
2 Interaktionen
Laut Rekord-Schiri