SRF: Beeinträchtigte Tochter besucht Auswanderer-Eltern in Portugal
Jaime und Judith Ramos erhalten in Portugal Besuch von ihren Kindern. Für die beeinträchtigte Tochter Marina ist die Reise eine Herausforderung.
Das Wichtigste in Kürze
- Jaime und Judith Ramos wanderten kürzlich nach Portugal aus.
- Für das gemeinsame Weihnachtsfest reisen alle vier Kinder zu ihnen.
- Auch Tochter Marina nimmt die Reise trotz Beeinträchtigung auf sich.
Von ihrem Alltag im Berner Oberland hatten sie genug. Jetzt bauen sich Jaime und Judith Ramos in Portugal ein neues Leben auf. «SRF bi de Lüt – Heimweh» begleitet das Paar bei der Verwirklichung ihres Traumes.
Tochter Selma ist bereits für einen neuen Job nach Argentinien aufgebrochen. Die Zwillinge Dorian und Nora hingegen kehren nach einem über einjährigen Aufenthalt in Australien und Neuseeland zurück in die Schweiz.
Zurück in ihr altes Kinderzimmer können sie aber nicht mehr. Denn Jaime und Judith haben ihr Haus bei der Auswanderung nach Portugal verkauft. Dorian und Nora kommen nun in einer gemeinsamen Mietwohnung unter.
Dorian reist mit beeinträchtigter Schwester
Doch viel Zeit für eine Verschnaufpause bleibt nicht. Um gemeinsam Weihnachten zu feiern, reisen die Kinder zum neuen Wohnort ihrer Eltern im Ausland. Während Selma und Nora separat anreisen, ist Dorian mit seiner ältesten Schwester Marina unterwegs.
Die Tochter der Ramos' lebt mit geistigen und körperlichen Einschränkungen und verbringt ihren Alltag grösstenteils in einem Heim. Die Pflege und Betreuung, auf die sie angewiesen ist, macht eine alleinige Reise unmöglich.
Für die lebensfrohe Marina sind es viele neue Eindrücke, die sie sonst aus ihrem Alltag nicht kennt. Ihr Bruder erklärt: «Das Strenge sind die ganzen Emotionen, wo sie mehr Schwierigkeiten hat, zu verarbeiten. Der ganze Stress, das frühe Aufstehen am Morgen, den Zug zu erwischen, das Umsteigen auf den Bus, am Flughafen.»
SRF: Herausfordernder Portugal-Flug für Marina
Dorian bezeichnet die Reise mit seiner beeinträchtigten Schwester als Abenteuer – «aber mit ganz viel Stress verbunden».
«Marina bedeutet mir sehr viel. Wir haben sehr viel miteinander unternommen. Und dadurch, dass sie die Welt anders sieht, sieht sie sehr glücklich aus. Sie ist immer sehr aufgestellt, sehr motiviert.»
Dennoch läuft beim Flug nach Portugal nicht alles ganz reibungslos ab. 2,5 Stunden in luftiger Höhe zehren an Marinas Kräften. Zudem hat sie Mühe mit dem Druckausgleich oder mit bestimmten Gerüchen im Flugzeug, etwa bei der Essensausgabe. Woran das liegt, kann sich ihr Bruder nicht erklären.
Für Momente wie diese versuche er immer, sich bestmöglich darauf vorzubereiten. Dorians Motto? «Auf jedes mögliche Problem die mögliche gute Lösung haben.»
In Portugal gelandet, ist Marina die Vorfreude auf das Wiedersehen mit ihren Eltern deutlich anzumerken. Sie sagt: «Ja, ist wirklich so. Ich habe sie jetzt schon ewig lange nicht mehr gesehen.»
Früher sei sie alle zwei Wochen vom Heim nach Hause gekommen, um mit ihrer Familie etwas zu unternehmen. Mit der Auswanderung ihrer Eltern werden die Besuche jetzt seltener, erklärt ihr Bruder Dorian.
«Ich weiss nicht, ob sie das jetzt realisiert, dass wir jetzt in Portugal sind. Und dass sie sie nur alle paar Monate sehen wird oder nur über das Telefon», meint er weiter. «Das macht ihr sicher zu schaffen.»
