In der Tourismusregion Zürich sind 2021 im Vergleich zum Lockdownjahr 2020 zwar knapp 40 Prozent mehr Hotelzimmer gebucht worden. Doch die Vor-Coronawerte sind noch weit entfernt und dürften noch mehrere Jahre ausbleiben. Die Lage in der Ukraine verdüstert den Ausblick.
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Die Stadt Zürich hat einen neuen Direktor Entsorgung & Recycling (ERZ). - keystone

«Eine vollständige Erholung nach der Pandemie dürfte frühestens für das Jahr 2025 zu erwarten sein», wie Thomas Wüthrich, Direktor von Zürich Tourismus, am Donnerstag an der Jahresmedienkonferenz ausführte. «Wir sind noch am Verdauen der letzten beiden Jahre. Sie haben die Branche arg mitgenommen.»

Für 2022 hatten die Verantwortlichen bei den Logiernächten bis vor wenigen Tagen ein weiteres Plus von 40 Prozent erwartet. Insbesondere bei Gästen aus Amerika und dem arabischen Raum sei mit einer positiven Entwicklung gerechnet worden, sagte Wüthrich.

Die Hotels hätten das Schlimmste der Pandemie überstanden und die Krise hinter sich gelassen, meinte auch Martin von Moos, Präsident der Zürcher Hoteliers. Es bestehe - etwa bei Hochzeiten, Familienfeiern und Seminaren - ein grosser Nachholbedarf. Es habe bis vor wenigen Tagen nur positive Signale gegeben, sagte von Moos.

Doch dieser an sich erfreuliche Ausblick hat sich angesichts der Entwicklung der vergangenen Tage wieder eingetrübt, wie Guglielmo L. Brentel, der Präsident von Zürich Tourismus, ergänzte. Es sei zwar unklar, wie sich der Konflikt in der Ukraine auswirke - doch bedeute er für den Tourismus sicher nichts Gutes. «Für die Amerikaner herrscht jetzt in Europa Krieg

2021 wurden in der Tourismusregion Zürich, die von Baden bis nach Rapperswil und in den Kanton Zug reicht, 3,1 Millionen Hotelübernachtungen gezählt. 2020 waren es lediglich 2,6 Millionen, 2019 aber noch 6,5 Millionen.

Pandemiebedingt veränderte sich die Zusammensetzung der Gäste weiter. Erneut ein starkes Wachstum gab es bei den Einheimischen: In der Subregion Zürich, die die Stadt, das Limmattal, das Knonaueramt und die Flughafengemeinden umfasst, belegten die Schweizerinnen und Schweizer 50,9 Prozent mehr Hotelbetten als im Vorjahr.

Der Städtetourismus sei aber auf die Fernmärkte angewiesen, hielt Wüthrich weiter fest. «Wir können - anders als etwa Bergregionen - die ausbleibenden ausländischen Touristen nicht vollständig mit dem Schweizer Markt kompensieren.» Das zeigen auch die Zahlen. In der Subregion Zürich machten 2021 Schweizerinnen und Schweizer trotz Wachstum rund 45 Prozent der Gäste aus, landesweit sind es 71 Prozent.

2021 wurden im Vergleich zum Vorjahr in der Region Zürich auch wieder mehr Gäste aus den Nachbarländern gezählt. Nach wie vor fehlen aber wegen Reisebeschränkungen insbesondere die Touristen aus Asien, aber auch Personen aus Grossbritannien und Russland.

Die Zimmerauslastung in den Zürcher Hotels lag 2021 bei 40 Prozent. Im Lockdownjahr 2020 betrug sie 28 Prozent, im Vor-Coronajahr 2019 befand sie sich bei 73 Prozent.

Die Zimmerpreise konnten sich trotz der tiefen Auslastung halten; pro bezahltem und belegtem Zimmer wird für 2021 ein Umsatzerlös von 238 Franken ausgewiesen. 2020 war der Erlös auf 216 Franken gefallen, davor lag er seit 2012 immer zwischen 225 und 239 Franken.

Dass kein Einbruch erfolgt sei, sei einerseits erstaunlich, heisst es in einer Mitteilung von Zürich Tourismus. Dies spreche aber andererseits «für die nach wie vor hohe Qualität der hiesigen Hotelbranche».

An der Medienkonferenz erneuerte Zürich Tourismus-Präsident Guglielmo L. Brentel die Forderung, dass auch Städte Tourismuszonen einrichten könnten, um in den Zentren die Geschäfte sonntags öffnen zu können, wie dies in den Bergregionen bereits möglich sei. Dies unter dem Titel der «Belebung der Innenstädte», wie Brentel sagte.

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