Wie der Zoo Zürich berichtet, brütete 400 Jahre kein wildes Waldrapp-Paar in der Schweiz. Nun haben die Ibisvögel in Rümlang ein Nest gebaut und Junge bekommen.
Waldrapp
Ein Waldrapp-Paar zieht in der Gemeinde Rümlang ihre Jungvögel auf. - Zoo Zürich

Besonders schön ist er nicht, der düstere Waldrapp mit seinen strubbeligen Nackenfedern und dem langen gebogenen Schnabel.

Aber: Er war beliebt und wurde so lange gejagt und gegessen, bis es ihn nicht mehr gab. Im 17. Jahrhundert starb der Waldrapp in ganz Europa aus.

Neben der erfolgreichen Ansiedlung in Österreich und Süddeutschland ist der Vogel nun auch in der Schweiz zurück.

Vögel werden in Europa wieder angesiedelt

Verantwortlich für die geglückte Auswilderung ist die Organisation «Waldrappteam Conservation and Research». Seit 20 Jahren siedelt sie die Vögel in Europa wieder an.

Dies ist nur dank der internationalen mithilfe von Zoos und Tierparks möglich, betont Helena Wehner, eine der menschlichen «Zieh-Mamas» im Waldrappteam.

«Würde der Waldrapp in Zoos nicht erfolgreich nachgezüchtet, hätten wir gar nicht die Chance gehabt, ihn in der Wildnis wieder anzusiedeln.»

Wichtige Rolle der Zoos beim Artenschutz

Knapp 100 Jahre ist es her, seit europäische Zoos mit der Waldrapp-Haltung begannen.

Dank ihnen existiert heute eine gesicherte Reserve-Population in menschlicher Obhut. Auch «zooschweiz» beteiligt sich.

Zum einen wird das Waldrappteam für seine arterhaltende Arbeit finanziell unterstützt, zum anderen schicken die drei Mitgliederzoos Zoo Basel, Tierpark Goldau und Zoo Zürich regelmässig Jungvögel in das europäische Auswilderungsprojekt.

Seit mehr als zehn Jahren pflanzt sich die Population in der Wildnis sehr erfolgreich fort.

Waldrappe sind streng geschützt

Aktuell sind etwa 200 Vögel im Lebensraum Österreich und Süddeutschland unterwegs.

Doch der Waldrapp ist nach wie vor gefährdet, die Population noch nicht selbsterhaltend.

Stromleitungen oder die illegale Jagd werden den Tieren vielerorts immer noch zum Verhängnis.

In der Schweiz fallen die Waldrappe glücklicherweise unter das Jagd- und Wildtierschutzrecht und sind streng geschützt.

Live-Einblick dank des Zoos Zürich

Damit alle Interessierte einen Live-Einblick in die Aufzucht der Waldrapp-Jungtiere in Rümlang erhalten, hat der Zoo Zürich in Zusammenarbeit mit dem Waldrappteam eine Webcam installiert.

Ab heute, 26. Juni 2023, sind die Bilder auf der Webseite zugänglich.

Im Nest auf einem Fenstersims, mitten im Industriegebiet zwischen schweren Motorrädern, ist zu jeder Tages- und Nachtzeit zu beobachten, wie sich das Waldrapp-Elternpaar um seinen Nachwuchs kümmert.

Waldrapp-Paar wurde in Überlingen ausgewildert

Für Yannick Bardy, Betriebsleiter Harley Davidson Zürich, eine spezielle Erfahrung.

«Wir waren sehr überrascht, als wir realisiert haben, welche speziellen und bedrohten Vögel hier bei uns nisten.

Wir gehen täglich zum Nest und schauen, wie es der Waldrapp-Familie geht.»

Weibchen «Rupert» und Männchen «Enea» sind Erstbrüter und wurden als Teil der Waldrapp-Kolonie im deutschen Überlingen am Bodensee ausgewildert.

Alpenvorland bietet geeignete Lebensräume

Sie sind im Frühjahr aus dem Wintergebiet in der Toskana zurückgekehrt.

Allerdings haben sie nicht, wie andere Paare dieser Kolonie in ihrem angestammten Brutgebiet in Überlingen gebrütet, sondern den Weg in die Schweiz gefunden.

Das Waldrappteam bewertet die Voraussetzungen für das Brutpaar in Rümlang als gut, denn im nördlichen Schweizer Alpenvorland sind laut einer Studie reichlich geeignete Lebensräume für die Zugvögel vorhanden.

So, dass das Rümlanger-Waldrapp-Brutpaar hierzulande kein Einzelfall bleiben könnte, sondern, im besten Fall, nach 400 Jahren, den Anfang einer Erfolgstory der Wiederansiedlung bildet.

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