Auf dem Weg zu Netto-Null – Handlungsbedarf bleibt
Trotz sauberer Luft und wachsender Fotovoltaik: Winterthur muss laut Umweltbericht bei Mobilität und Konsum stärker handeln, um die Klimaziele zu erreichen.

Wie die Stadt Winterthur mitteilt, berichtet sie alle vier Jahre über den Stand des Umwelt- und Klimaschutzes. In vielen Bereichen konnten Fortschritte erzielt werden. So zum Beispiel bei der Luftqualität, den naturnahen Flächen, in der Abfallbewirtschaftung oder der Fotovoltaik.
Gleichzeitig zeigt sich, dass die Anstrengungen zum Erreichen des Klimaziels «Netto-Null 2040» intensiviert werden müssen. Vor allem bei der Mobilität und beim Konsum ist die Trendwende noch nicht erkennbar. Auch die Stadtverwaltung ist weiter gefordert, um die eigene Treibhausgasbilanz zu verbessern.
Wie geht es unserer Umwelt? Und wo steht die Stadt auf dem Weg zu Netto-Null? Gleich zwei neue Berichte, der «Umweltbericht 2025» und der «Vierjahresbericht zum Energie- und Klimakonzept», geben Antwort auf diese Fragen.
Ersterer blickt auf den aktuellen Zustand der Umwelt in den Bereichen Klima, Natur und Landschaft, Wasser, Boden, Luft und Lärm. Letzterer erstellt für das Jahr 2024 die aktuelle Treibhausgasbilanz des Stadtgebiets und zeigt den Umsetzungsstand der Klimaschutzmassnahmen im Zeitraum 2021–2024.
Die Luft ist sauberer
Im Bereich Luftreinhaltung zeigt der Umweltbericht ein erfreuliches Bild. Die Qualität der Stadtluft verbesserte sich in den letzten Jahren kontinuierlich.
Die Belastung durch Feinstaub und Stickstoffdioxid nahm ab. An stark befahrenen Strassen liegen die Stickoxidimmissionen allerdings noch über dem Grenzwert. Die Russbelastung überschreitet den angestrebten Zielwert deutlich, wobei die Belastung im Winter höher ist als im Sommer.
Treibhausgasemissionen leicht gesunken
Gemäss Klimaziel soll die Stadt ab 2040 netto keine Treibhausgase mehr verursachen. In der neuen Treibhausgasbilanz für Winterthur zeigt sich, dass die Treibhausgasemissionen leicht gesunken sind: Von jährlich 5,0 Tonnen CO2 pro Kopf im Jahr 2020 auf 4,3 Tonnen CO2 im Jahr 2024.
Die Messmethodik berücksichtigt direkt verursachte Emissionen durch Wärme, Strom und Mobilität inklusive Flugverkehr. Die meisten Emissionen entstehen jedoch indirekt durch unseren Konsum.
Das heisst, was wir zum Essen, Anziehen oder Wohnen einkaufen, verursacht an anderen Orten Emissionen. Diese indirekten Emissionen machen rund Dreiviertel unseres CO2-Fussabdrucks aus. Werden sie mitberücksichtigt, liegen die Treibhausgasemissionen pro Kopf und Jahr bei rund 12 Tonnen CO2.
Wärmeversorgung und Solarenergie sind auf Kurs
Während Hausbesitzer in den vergangenen Jahren viel Fotovoltaik und viele nachhaltige Heizungen installiert haben, stagnieren die Emissionen von Verkehr und Konsum auf hohem Niveau. Hier braucht es Veränderungen, um das Klimaziel zu erreichen.
Ein positiver Trend zeigt sich hingegen beim Abfall: Seit 2008 ist die Abfallmenge pro Kopf und Jahr um 12 Prozent zurückgegangen – von 366 auf rund 312 Kilogramm.
Schutz von Boden und Gewässern
Die Grünflächen in der Stadt bieten Lebensraum für Pflanzen und Tiere, dienen der Bevölkerung als Naherholungsgebiete und wirken im Sommer kühlend. Darum verfolgt die Stadt das Ziel, diese Gebiete zu erhalten und neue Naturräume zur Förderung der Artenvielfalt zu schaffen.
Bestes Beispiel dafür ist das Totentäli zwischen Wülflingen und dem Dättnauertal. Hier konnte die Stadt das bisher grösste zusammenhängende Fördergebiet für biologische Vielfalt auf Stadtgebiet realisieren.
Naturflächen gewinnen an Bedeutung
Fortschritte konnten auch durch die Aufwertung von Gewässern erzielt werden. Winterthur wird zudem schrittweise zur Schwammstadt. Das heisst, das Regenwasser soll nicht mehr in die Kanalisation abgeleitet werden, sondern vor Ort versickern.
Versiegelte Flächen werden dazu durch wasserdurchlässige Grünflächen ersetzt. Ein Beispiel dafür sind die Parkplätze des Schwimmbads Wülflingen.
Gleichzeitig verdichtet sich der Siedlungsraum. Im Jahr 2022 zählte die Stadt 112 Personen pro Hektare überbaute Bauzone. Acht Jahre zuvor waren es noch 105 Personen pro Hektare.
Stadtverwaltung noch nicht auf Kurs
Die Stadtverwaltung will bis 2035 erreichen, dass ihre eigenen Aktivitäten netto keine Treibhausgasmissionen mehr verursachen. Dazu kommen bei städtischen Bauprojekten die Gebäudestandards von Energiestadt konsequent zur Anwendung.
Die Erneuerung der Kehrichtverwertungsanlage (KVA) und die Teilstilllegung des Gasnetzes sind zwei weitere wichtige Meilensteine zur Reduktion von Treibhausgasen. Ein Blick in die Treibhausgasbilanz der Stadtverwaltung zeigt jedoch noch keine Reduktion.
In den Jahren 2022 und 2023 verursachte die Stadtverwaltung rund 340 000 Tonnen CO2, im Jahr 2024 sogar 362 000 Tonnen CO2. Hauptgrund ist die Bautätigkeit der Stadtverwaltung.
Daneben wirken sich auch die Dienstleistungen für die Bevölkerung aus: die Abfallverwertung in der KVA und die Gaslieferungen.





