Alphorngruppe Reussblick aus Neuenhof: Spielen trotz Eventabsagen
Das Alphorn ist im Limmattal seltener geworden – die Alphorngruppe Reussblick aus Neuenhof hält dagegen.

Während viele Vereine zu Zeiten von Corona in einen Tiefschlaf verfielen, spielten diversen Formationen der Alphorngruppe Reussblick aus Neuenhof mehr als zu gewöhnlichen Zeiten. «Unsere Musikanten hatten mehr Zeit», erzählt Präsident Hans Matt. «Und so trafen wir uns teilweise schon früher am Nachmittag zum Musizieren.»
Hochzeit-Ständchen für vier Personen
Die Probe in grösserer Formation, also zu siebt mit den Fahnenschwingern, fiel natürlich weg. Die fünfköpfige Kern-Gruppe mit den Alphörnern trat jedoch in Altersheimen und Spitälern auf, um Bewohner und Patienten mit Musik abzulenken. «Das kam sehr gut an!», so Matt.

Auch an drei Hochzeiten war die Gruppe dabei. «Das war speziell», erinnert sich Matt. Neben der Alphorngruppe waren lediglich das Brautpaar, Trauzeugen und die Eltern anwesend. «Die Freude bei den Paaren war dafür umso grösser!»
Verschwindende Ensembles in der Region
Die Alphorngruppe Reussblick ist ein gestandenes Ensemble. «Wir treffen uns einmal in der Woche zum Üben. Bei Wettbewerben landen wir (teilweise auch ohne Zusatzproben) auf den vorderen Rängen», so Matt.
Es ist eine engagierte Gruppe im Limmattal, wo in den letzten Jahren viele Jugend-und Blasmusik Gruppen verschwanden. «Wettingen, Spreitenbach, Baden – viele sind verschwunden. In Würenlos und Spreitenbach gibt es noch einige Aktive» erzählt Matt.
Instrument für Angefressene
Ein Problem sei der fehlende Nachwuchs. Alphorn ist nicht das einfachste Anfängerinstrument. Während man etwa mit einer Trompete schnell einfache Lieder spielen kann, dauert es beim Alphorn länger.

«Man muss Feuer fangen», so Matt. «Das Alphorn ist ein 3.5 Meter grosses Instrument, es braucht Platz zum Üben. Wenn du in der Wohnung übst, dann zittern die Gläser im Schrank.» Aber: «Wenn es einem packt, lässt es einem nicht mehr los!»
Spiel in den Tunnel oder auf dem Wasser
Hans Matt liebt die Vielseitigkeit des Alphorns auch noch nach Jahrzehnten. Gibt es in der Region einen leeren Tunnel, etwa während Bautätigkeiten, probiert er den Klang des Alphorns darin aus. «Der Klang und der Nachhall sind umwerfend!»

Klassischer ist das Spiel in den Bergen, wo jeder Richtungswechsel das Alphornspiel anders klingen lässt. Kürzlich hat er das Alphorn auch auf einen Bergsee gelegt. «Das Instrument ist ja aus Holz, im seichten Wasser schwimmt es.» Der Musiker spielte also auf dem Wasser in das Tal hinaus. «Jede Umgebung ist einmalig für das Alphorn», so Matt.
Mensch und Tier fasziniert vom Alphorn
Schon früh nutze man die Klangkraft des Alphorns nicht nur zum Spielen, sondern auch als Kommunikation. So versicherten sich Bergler etwa gegenseitig mit ihrem Spiel, dass sie wohlauf waren. Oder man warnte sich gegenseitig vor Räubern. Oder man rief sein Vieh zu sich. «Das erlebe ich sogar selbst», lacht Matt. «Spiele ich auf dem Rüsler, kommen die Kühe in Scharen zu mir – sie sind neugierig.»
Aber auch sonst habe das Alphorn einfach eine ganz spezielle Anziehungskraft. «Spielen wir vor einem grossen Auftritt eine Übungsrunde auf den Strassen, bleiben die Menschen stehen und staunen ... manche sind zu Tränen gerührt!»
Info
Die Auftritte der Alphorngruppe Reussblick in der Region am 1. August sind leider alle abgesagt. Ihr nächster Auftritt ist vorgesehen am Freitag, 28. August um 18.00 Uhr am Dorfplatzfest in Oberengstringen.