Thomas Winzenried, Kommandant der Feuerwehr Jegenstorf, ist seit rund 30 Jahren bei der Feuerwehr. Im Interview spricht er über kuriose Einsätze und Teamarbeit.
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Thomas Winzenried, Kommandant der Feuerwehr Jegenstorf. - Nora Güdemann
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Nau.ch: Herr Winzenried, seit wann sind Sie bei der Feuerwehr?

Seit ich 18 Jahre alt bin. Mein Vater war schon bei der Feuerwehr, es war für mich irgendwie logisch, auch dabei zu sein. Es hat mich auch sehr interessiert – das Handwerk, das Helfen, die Kameradschaft. Auch einige Freunde von mir waren schon dabei, die mich dann motiviert haben.

Nau.ch: Seit 2012 sind Sie Kommandant der Feuerwehr. Wie war der Moment der Kommandoübernahme für Sie?

Ein Moment, der mir wohl immer in Erinnerung bleiben wird. Es war auch ein emotionaler Moment. Ich hatte keine Angst, aber Respekt vor der neuen Aufgabe. Zum Glück hatte ich – und habe ich immer noch – ein fähiges Team, das mich dabei unterstützt. Für eine Milizfeuerwehr sind wir sehr gut aufgestellt.

Nau.ch: Wie viele Mitglieder hat die Feuerwehr Jegenstorf?

Wir haben 75 Einsatzfähige, davon sind vier Frauen. Es können gerne mehr Frauen mitmachen!

Jegenstorf
Logo der Feuerwehr Regio Jegenstorf. - zvg

Nau.ch: Wie oft treffen sich die Mitglieder der Feuerwehr?

Es gelten die Vorschriften der Gebäudeversicherung Bern. Diese schreibt uns vor, wie oft und was geübt werden muss. Wir haben sicher einmal pro Woche eine Übung, die Ferien ausgenommen. Das macht für mich rund 35 Übungsabende im Jahr.

Nau.ch: Sie sind nun rund 30 Jahre bei der Feuerwehr – was hielt Sie so lange dort?

Vorwiegend die Kameradschaft. Es ist schön, mit dem Team zusammenzuarbeiten und etwas zu erreichen. Auch privat entstehen Freundschaften. Es ist ganz klar ein Ziel von mir, die Kameradschaft zu fördern. Wir müssen bei Einsätzen harmonieren. Da ist es wichtig, dass man gut miteinander auskommt.

Im Team entstand eine Laufgruppe, im Sommer grillieren wir zusammen mit unseren Familien oder machen einen jährlichen Fondueabend. Wir veranstalten auch jährlich eine Feuerwehrreise, der Besuch des AKW Gösgen wäre heuer vorgesehen. Aber wir zeigen uns auch an Dorffesten mit einem Stand oder veranstalten einen Tag der offenen Tür.

Nau.ch: Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus?

Die Nachwuchsrekrutierung ist immer ein Thema bei uns. Momentan läuft es gut, aber man muss stets Arbeit investieren. Schon mit 14 Jahren können Interessierte der Jugendfeuerwehr beitreten, die Ausbildung absolvieren und an allen Übungen teilnehmen.

Wir hoffen dann, dass sie sich mit 18 für die richtige Feuerwehr entscheiden. Ausserdem probieren wir in den Schulen, am Neuzuzügeranlass oder am jährlichen Rekrutierungsabend, Leute zu überzeugen, mitzumachen.

Nau.ch: Wieso sollte man Ihrer Meinung nach Mitglied bei der Feuerwehr werden?

Ich finde, damit nimmt man seine sozialen Pflichten wahr. In seiner Wohngemeinde sollte man sich auch engagieren – sei es bei der Feuerwehr oder sonst in einem Verein. Ausserdem lernt man das Dorf neu kennen, da wir an verschiedenen Orten Übungen abhalten. Die Kameradschaft ist auch ein Vorteil. Und man lernt viel, das man auch sonst im Leben gut brauchen kann, zum Beispiel Erste Hilfe.

Nau.ch: Wie ging die Feuerwehr Jegenstorf mit dem Coronavirus um?

Es durften keine Übungen mehr stattfinden und wir konnten auch niemanden ausbilden. Das hat nun Konsequenzen, da wir jene, die heuer neu in die Feuerwehr gekommen wären, erst nächstes Jahr in die Kurse schicken können. Unser Ziel ist jetzt, das Ausbildungslevel zu halten. Die Interventionen waren während des Lockdowns - und sind es natürlich immer noch - gewährleistet.

Nau.ch: Welche Einsätze sind Ihnen noch bis heute in Erinnerung?

Zum Beispiel das erste Mal, als ich mit dem Tanklöschfahrzeug ausrücken musste, aber auch Brände im Dorf, die ich als Kind und Jugendlicher miterlebt habe. Und natürlich schwere Einsätze bei denen es Personenschäden gegeben hat.

Nau.ch: Wie gehen Sie damit um?

Wir besprechen den Einsatz im Team und arbeiten das Geschehene auf. Es ist meine Aufgabe als Kommandant, die Mitglieder auch mal zur Seite zu nehmen und sicher zu gehen, dass sie mit dem Einsatz fertig werden. Und wenn es nicht geht, holen wir auch externe Hilfe.

Nau.ch: Haben Sie auch kuriose Einsätze erlebt?

Sicher! Natürlich gehört es auch für uns dazu, Katzen vom Baum zu retten. Aber letzthin mussten wir auch ein Modellflugzeug vom Baum holen.

Zur Person

Thomas Winzenried ist 49 Jahre alt, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Er arbeitet als Amthausverwalter in Bern. Seine Freizeit verbringt er - nebst der Feuerwehr - mit Sport oder Arbeiten rund um das Eigenheim.

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