Wirtschaft im Raum Thun mit Herausforderungen konfrontiert

Zwei Mal im Jahr führt der Verband Wirtschaft Thun Oberland bei den Mitgliedern eine Umfrage zur aktuellen Situation durch. 2022 sind zahlreiche Firmen besorgt.

Stadt Thun unterstützt Wirtschaft mit weiteren Massnahmen
Stadt Thun unterstützt Wirtschaft mit weiteren Massnahmen. - Stadt Thun

Bei der ersten Konjunkturumfrage 2022 des Verbands Wirtschaft Thun Oberland haben rund die Hälfte aller Mitgliederunternehmungen aus Industrie, Bau, Baunebengewerbe, Handel und Dienstleistungen ihre Statements abgegeben.

Bei der Frage der Umsatzentwicklungen rechnen ein Drittel der Firmen noch mit Umsatzwachstum, genau die Hälfte erwartet aber eine Stagnierung und 17 Prozent mit sinkenden Umsätzen. Zum ersten Mal wurde bei den Mitgliedern nachgefragt, auf welchem Umsatzstand die Firma gegenüber der Vor-Corona-Zeit stand.

32 Prozent gaben an, dass unterdessen mehr Umsätze erzielt werden konnten als vor der Pandemie. 56 Prozent der Befragten haben 80 bis 100 Prozent der 2019-Umsätze wieder erreicht. Sechs Prozent der Unternehmungen erreichten indes weniger als 50 Prozent der früheren Auftragserlöse.

Firmen klagen über lange Lieferzeiten

Verschärft hat sich die Beschaffungssituation. Lieferzeiten sind kaum mehr planbar. 85 Prozent der Firmen beklagen eine massive Kostensteigerung der Ressourcenbeschaffung. Die Inflation hat somit auch die Region Thun erreicht.

Eine Entspannung ist nicht in Sicht, obwohl nur ein Viertel der Firmen angegeben haben, dass der Ukraine-Konflikt einen direkten Einfluss auf ihre Geschäftstätigkeit hat. Im Bereich Arbeits- und Ausbildungsstellen hat sich die Situation gegenüber der Umfrage vom November 2021 noch etwas verschärft.

Für diesen Sommer sind bei vielen Unternehmen noch zahlreichste Lehrstellen unbesetzt. Neben den handwerklichen Berufen, welche bislang vor allem betroffen waren, sind neu auch KV-Berufe oder administrative Stellen in Büros betroffen.

Bei den freien Stellen suchen auch Ärzte, Finanzinstitute und IT-Spezialisten nach Nachwuchskräften. Teil der Umfrage waren auch aktuelle, politische Themen, welche die Unternehmungen betreffen.

«Sorgenbarometer» wurde erstellt

Bei der Frage zur Vier-Tagewoche gab es klare Ergebnisse. Nur sieben Prozent gaben hier an, sich über eine Einführung bei gleichem Lohn diesbezüglich überhaupt Gedanken zu machen. Alle anderen lehnen dieses Vorhaben klar ab.

Zwölf Prozent der Befragten gaben an, die Vier-Tagewoche allenfalls zu unterstützen, falls die Lohnkosten bei geringerem Pensum entsprechend reduziert würden. Erstmals wurde bei der Konjunkturumfrage ein «Sorgenbarometer» mit einer Gewichtung erstellt.

Die Resultate zeigen, dass sich die Unternehmer in Thun und Region ihrer hohen Verantwortung bewusst sind und ihre Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen ausüben und bei Herausforderungen rasch und umgehend nach Lösungen suchen.

Immer mehr Konkurse

Dennoch sorgen die steigenden Meldungen von Firmenkonkursen für Unwohlsein. Viele sind sich nicht sicher, wie sich die Situation unter weiterhin erschwerten Bedingungen und mit Blick auf Herbst/Winter 2022 entwickelt; insbesondere im Bereich Kundenguthaben.

Sollte dieses Vertrauen Schaden nehmen, könnte sich hier in naher Zukunft allenfalls ein neues Problemfeld öffnen. Die nächste Konjunkturumfrage des Verbands Wirtschaft Thun Oberland findet im Spätherbst 2022 statt. Dann werden zusätzlich die Lohnmassnahmen erfasst.

Kommentare

Weiterlesen

Wolodymyr Selenskyj
612 Interaktionen
Druck wächst
a
129 Interaktionen
Schwarzer Rauch

MEHR AUS OBERLAND