Wie die Gemeinde Einsiedeln bekannt gibt, geht der Kulturpreis an Karl Saurer (1943-2020).
Die Altstadt von Einsiedeln.
Die Altstadt von Einsiedeln. - Nau.ch / jpix.ch
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Wie die Gemeinde Einsiedeln teilt mit, dass der im letzten Frühjahr verstorbene Einsiedler Filmschaffende Karl Saurer erhält posthum den zweiten Einsiedler Kulturpreis.

Die Kulturkommission würdigt mit dem Preis sein langjähriges und engagiertes kulturelles Schaffen im Bereich der Cinematographie, welches damals sowie heute zu einem kritischen gesellschaftlichen Diskurs beigetragen hat, immer noch beiträgt und dies noch lange tun wird.

Vom Nahen und Bekannten zum grossen Ganzen

Migration, das Recht auf Grund und Boden, die Auswirkungen wirtschaftlichen Handelns zu Lasten der Natur – Karl Saurer hat in seinen Filmen stets die ganz grossen Themen in den Fokus gerückt.

In vielen seiner Werke steht Einsiedeln zumeist am Anfang und exemplarisch für Entwicklungen und Zusammenhänge auf der ganzen Welt. Somit hat Karl Saurer es auf einfühlsame Art und Weise geschafft, den Blick der Zuschauer und Zuschauerinnen vom Nahen und Bekannten zum grossen Ganzen zu führen, ihr Blickfeld zu öffnen und sie somit für wichtige Themen zu sensibilisieren.

Saurers Film Der Traum vom grossen blauen Wasser – Fundstücke und Fragmente einer Hochtalgeschichte (1993) ist wohl aus regionaler Sicht sein relevantestes und eindringlichstes Werk, welches der hiesigen Bevölkerung die eigene Geschichte nähergebracht hat. Der Film zeigt anhand von persönlichen Geschichten und Fragmenten die Stauung des Shilsees, berichtet von den Familien, die damals dem Projekt weichen und wegziehen mussten, aber auch von denjenigen, die am Bau des Etzelwerkes beteiligt waren.

Facettenreich und exemplarisch schuf Saurer ein Werk, dass sowohl regional, wie auch überregional die Konflikte und Widersprüche zwischen den bäuerlichen Landregionen und dem industrialisierten Unterland aufzeigte und zum Diskurs darüber anregte. Der Film macht die Vergangenheit sichtbar, versucht zu verstehen und bewahrt somit ein wichtiges Stück Einsiedler und Schweizer Geschichte.

Auch weitere Filme des 1943 in Einsiedeln geborenen Filmemachers haben einen engen Bezug zu Einsiedeln und der Region. So handeln die beiden Dokumentarfilme Kebab & Rosoli (1992) sowie Steinauer Nebraska (1997) von Kommenden und Gehenden des Klosterdorfes. Saurer gab in Ersterem den Flüchtlingen, die Ende der achtziger Jahre nach Einsiedeln kamen eine Stimme und ein Gesicht und wechselte fünf Jahre später die Perspektive, in dem er die Auswanderung der Einsiedler und Einsiedlerinnen im 19. und 20. Jahrhundert auf Grund von Perspektivenlosigkeit und Armut in den Fokus stellte. Beide Filme sind in enger Zusammenarbeit mit Lebensgefährtin und Co-Autorin Elena M. Hinshaw Fischli entstanden.

Filmemacher, Kulturvermittler, Förderer

Karl Saurer leistete mit seinen Werken einen relevanten Beitrag zur Auseinandersetzung mit geschichtlichen, gesellschaftlichen, sowie politischen Fragestellungen. Dies tat er weder belehrend noch provokativ, sondern feinfühlig und empathisch. Nebst dem eigenen Schaffen als Drehbuchautor und Regisseur von Spiel- und Dokumentarfilmen, sowie als Dozent, hat er sich auch als Förderer und Kulturvermittler verstanden und engagiert. So hat er immer wieder junge Filmschaffende gefördert, sie als Mentor begleitet und Werke von weniger bekannten aber nicht minder talentierten, jungen Filmschaffenden einem breiteren Publikum zugänglich gemacht.

Zehn Nominationen eingegangen

Nach der diesjährigen Ausschreibung des Einsiedler Kulturpreises sind insgesamt zehn Nominationen aus verschiedenen Sparten eingegangen. Die erhaltenen Dossiers waren inhaltlich hochstehend und fundiert und haben es der Kulturkommission ermöglicht, sich mit den Arbeiten der Kulturschaffenden und Inhalten der Kulturprojekten bestens vertraut zu machen. «Das Bild, das wir vom kulturellen Spektrum in Einsiedeln erhalten haben, ist lebendig, vielfältig und qualitativ hochstehend.», so Franz Pirker, stellvertretender Präsident der Kulturkommission.

Am Ende hat sich die Kommission in Plenum dafür entschieden, Karl Saurer den Preis posthum zu verleihen und somit sein Lebenswerk zu würdigen. Der Preis ist mit 5’000 Franken dotiert. Diese werden von Saurers Lebensgefährtin Elena M. Hinshaw Fischli entgegengenommen, verwaltet und insbesondere für den Erhalt des Gesamtwerkes sowie für die Digitalisierung der Filme verwendet, damit auch kommende Generationen von Saurers Werken profitieren können. Die Preisverleihung findet am 28. August statt.

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