Feuerwehrkommandant: «Unsere Feste haben einen ernsten Hintergrund»
Flavio Impusino ist Kommandant der Feuerwehr Schlieren. Er und seine Kameraden treffen sich ganz bewusst auch ausserhalb der Einsätze.
Feuerwehren sind allgemein bekannt als festtüchtige Vereine. Da bildet auch die Feuerwehr Schlieren keine Ausnahme. Ist Chilbi, Schlierefäscht, Herbstmarkt etc: Die Feuerwehr Schlieren ist dabei.
Klar seien diese Momente auch dazu da, um es zusammen lustig zu haben, sagt Feuerwehrkommandant Flavio Impusino, aber eigentlich hätten diese Feste auch ein klares Ziel: «Bei unseren Einsätzen erleben wir teilweise Dinge, die sehr schwer zu verdauen sind. In Extremfällen müssen wir einzelne Körperteile zusammensuchen oder Personen aus Autos herausschneiden. Diese Bilder gehen nicht so schnell wieder aus dem Kopf.»
Vor den Kameraden markiert dann jede/r der starke Mann oder die starke Frau, aber der Partner zu Hause, der merkt, dass etwas nicht stimmt.
«Bei diesen Festen ist es also wichtig, dass sich auch die Partner kennenlernen, um bei schwierigen Einsätzen zu wissen, an wen sie sich wenden können.»
Schlierefäscht als Rekrutierungsmöglichkeit
Ein zweiter Aspekt des sozialen Austausches ist die Nachwuchsförderung. Auch Kommandant Infantino wurde an einem solchen Anlass «überschnörred» bei der Feuerwehr einzusteigen. Bereut hat es der 44-Jährige bis heute nicht: «Ich habe noch nie einen solchen Zusammenhalt erlebt. Auch wenn zwei privat nicht die besten Freunde sind, sobald wir die Uniform tragen sind wir eine Einheit und jeder kann sich auf jeden verlassen.»
Doch auch die Feuerwehr Schlieren kämpft mit Fluktuation. Um diese so gut wie möglich aufzufangen, ist sie auf Social Media aktiv, organisiert spektakuläre Übungen für die Öffentlichkeit oder ist eben auch an solchen Festen dabei.
Ausländer haben Berührungsängste
In Schlieren beträgt der Ausländeranteil über 40 %. Gerade diese Personen für die Feuerwehr zu gewinnen sei sehr schwierig: «Obwohl es viele vermutlich toll finden würden, ist es einfach nicht ihre Kultur. Das hat mit Sprache nichts zu tun, viele verstehen auch Schweizerdeutsch, aber die Berührungsangst ihrerseits ist einfach noch zu gross. Dabei unterscheiden wir gar niemanden: Kamerad ist Kamerad, egal woher jemand kommt.»
«Bin froh, wenn jemand albanisch spricht beim Einsatz»
Dabei wären gerade die Ausländer für die Feuerwehr Schlieren enorm wichtig. Kommandant Flavio Impusino war schon ein paarmal froh auch um sprachliche Hilfe. «Bei einem Brand morgens um 3 Uhr hast du nicht sofort einen Dolmetscher zur Hand. Wenn ich jemanden im Team habe der bsp. albanisch spricht, geht vieles einfacher.»
Das erwartet dich als Feuerwehrmann/-Frau
Wer in die Feuerwehr Schlieren Eintritt hat im 1. Jahr keine Einsätze. Sondern immer nur Übungen (jeweils am Montag). Ab dem zweiten Jahr springen dann auch die Neulinge, wenn der Pager Alarm schlägt. Im Schnitt gibt es 3 bis 5 Einsätze im Jahr bei Schlieremer Feuerwehr. «Es ist also kein Problem, nebenbei noch ein Hobby zu haben», lacht Kommandant Flavio Impusino der selbst leidenschaftlich gerne Oldtimers restauriert.
