

Sempach arbeitet an neuer Ortsplanung

Die Gemeindeversammlung vom 5. April 2022 kann nun Stellung zu den unerledigten Einsprachen nehmen und die neuen Planungsinstrumente verabschieden.
Lebenswerte Orte schaffen
Mit der Revision diverser übergeordneter Instrumente wie dem Raumplanungsgesetz, dem kantonalen Richtplan und Planungs- und Baugesetz sind sämtliche Gemeinden im Kanton Luzern aufgefordert, ihre Ortsplanungen bis Ende 2023 grundsätzlich zu überarbeiten.
Sempach ist seit 2016 am Erarbeiten der neuen Grundlagen und hat sich zum Ziel gesetzt, einen lebenswerten Ort zu schaffen, welcher sozialräumlich, wirtschaftlich wie auch ökologisch attraktiv und nachhaltig gestaltet ist.
Fokus Entwicklungsgebiete
Die Herausforderungen bei der Erarbeitung der Ortsplanungsunterlagen waren vielfältig und gross. Die grösste Herausforderung stellte die Tatsache dar, dass vor allem da entwickelt wird, wo bereits Menschen wohnen. Dies erforderte eine kritische Analyse der bestehenden Situation durch beigezogene Fachleute, genauso wie durch das Lokalwissen der Bewohner von Sempach.
Das Ziel einer nachhaltig gestalteten Zukunft wies die übergeordnete Richtung bei der Erarbeitung der neuen Bestimmungen. Mehrere Gebiete erforderten besondere Aufmerksamkeit, um die Entwicklung gemäss unseren Zielen auszurichten und Antworten auf Fragen der Potenziale, der Nutzung, der Dichte und der Gestaltung zu erhalten
Diese Antworten wurden mittels spezifischer Verfahren zusammen mit den Anwohnern und der Bevölkerung erarbeitet, sei dies in den Gebieten Stadtweiher und Luzernerstrasse oder an Quartierworkshops zu mehreren Quartieren. Die Bevölkerung, das Gewerbe und die Parteien wurden mehrmals eingeladen sich einzubringen.
Diese iterativen Prozesse führten bei allen Beteiligten zu einer Sensibilisierung der Thematik, wie auch zu einem gemeinsamen Verständnis und schliesslich zu weitgehend getragenen Lösungen.
Wygart
Aufgrund des 2015 revidierten Raumplanungsgesetzes sollen Kulturland möglichst geschont und die Potenziale im Innern der Siedlungen ausgeschöpft werden. Dennoch dürfen gemäss Kantonalem Richtplan 2015 Landwirtschaftsflächen in eine Bauzone umgezont werden, sofern der Nachweis erbracht werden kann, dass die bestehenden Bauzonenreserven nicht ausreichen, während der nächsten 15 Jahre das vorgegebene Wachstum zu erreichen.
Sempach hat bereits heute mit 150 Quadratmetern Siedlungsfläche je Einwohner eine Dichte, welche klar unterhalb dem vom Kanton geforderten Mass von 185 Quadratmeter / Person liegt. Entsprechend hat Sempach nur wenig Baulandreserven, womit sich die Bevölkerungszahl seit 2014 auch nur um 15 Personen auf 4186 Einwohner erhöht hat. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler hat während dieser Periode sogar abgenommen.
Für junge Familien ist es immer schwieriger Wohnraum in Sempach zu finden. Anlässlich einer Bevölkerungsumfrage im Jahr 2017 im Rahmen der Erarbeitung des Räumlichen Entwicklungskonzeptes zur Ortsplanung hat eine grosse Mehrheit der Befragten die Einzonung des Gebietes Wygart als sinnvoll erachtet. Mit dieser Einzonung wird eine Siedlungslücke geschlossen. Trotz der Einzonung des Gebiets Wygart sowie den verschiedenen Innenentwicklungsgebieten wird weiterhin mit einem moderaten durchschnittlichen Bevölkerungswachstum von maximal 0,7 Prozent pro Jahr gerechnet.
Grünflächen in der Stadtplanung übernehmen in Zeiten der Klima- und Biodiversitätskrise zunehmend zentrale Funktionen. Umso wichtiger ist es, bei der Überbauung auf eine hohe architektonische, ökologische, landschaftliche wie auch soziale Qualität zu achten. Dies ist mit dem aus dem Wettbewerb hervorgegangenen Siegerprojekt der Meyer Gadient Architekten vollumfänglich gelungen. Drei dichte Gebäudevolumen auf verhältnismässig geringem Fussabdruck lassen viel Grünraum frei. Dies ermöglicht das Schaffen von Lebensräumen für Kleintiere, Vögel und Insekten und erhöht die Biodiversität.
Gleichzeitig trägt dieser Raum zum Wohlbefinden der Bewohnenden bei. Das neue Quartier lässt viel Raum für Spiel und Begegnungen, da dieses völlig frei von motorisiertem Verkehr sein wird. In intensiven, konstruktiven Verhandlungen mit den Grundeigentümern konnte in diesem Sinne eine Vereinbarung abgeschlossen werden, welche diese Qualitäten auch bei der Umsetzung sowie eine etappierte Überbauung zur Steuerung des Bevölkerungswachstums sicherstellt.
Seeland
Die wunderschöne Lage des Campings und der Badi Seeland direkt am Sempachersee mit den traumhaften Sonnenuntergängen locken jedes Jahr viele Besucher an. Die direkte Lage am Wasser ist für die Menschen eine Bereicherung, steht jedoch gleichzeitig im Konflikt mit der Tier- und Pflanzenwelt. Deshalb wurden bereits in den vergangenen Jahren diverse Massnahmen zur Revitalisierung des Seeufers umgesetzt.
Mit dem SLRG-Ausbildungszentrum innerhalb der Badi Seeland wird keine zusätzliche Fläche beansprucht. Im Gegenteil können mit weiteren Massnahmen zum ökologischen Ausgleich im Rahmen der laufenden Ortsplanungsrevision gesamthaft circa 1800 Quadratmeter Bauzonenfläche der Natur zurückgegeben werden.
Zudem wird eine Fläche von rund 1200 Quadratmeter angrenzend ans Siedlungsgebiet in die Landwirtschaftszone zurückgezont. Weitere ökologische Aufwertungen sind in den kommenden Jahren beabsichtigt.
Dokumente sichern Sempachs Zukunft
Es ist mit der professionellen Unterstützung des Ortsplanungsbüros ecoptima sowie mit der engagierten Mitarbeit der Ortsplanungskommission gelungen, Dokumente in hoher Qualität auszuarbeiten, welche die raumplanerische Zukunft von Sempach für die nächsten 15 Jahre sichert. Dahinter stecken unzählige Stunden für Grundlagenerarbeitung, Sitzungen und laufende Anpassungen.
Die vielen persönlichen Gespräche und konstruktiven Verhandlungen mit Betroffenen und der Bevölkerung trugen zur Weiterentwicklung der Dokumente bis zur nun vorliegenden Version bei. Die Dokumente werden den Stimmberechtigten an der Gemeindeversammlung vom 5. April 2022 zur Beschlussfassung unterbreitet.
Hand in Hand mit der Bevölkerung
Bei der Erarbeitung der Dokumente war es wichtig, die Bevölkerung bei den einzelnen Schritten abzuholen, zu sensibilisieren und auf ihre Anliegen so weit möglich einzugehen. Die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und den Betroffenen war wertvoll, um die Kursrichtung immer wieder zu bestätigen oder wo nötig zu justieren.
Nun gilt es die intensive, umfassende und mehrjährige Arbeit abzuschliessen und damit den Weg zu ebnen für ein attraktives, nachhaltiges und lebenswertes Sempach auch für kommende Generationen.