Gastkolumne: Florian Eberhard zum Bundesfeiertag
Florian Eberhard, Junge SP Region Olten und SP Olten, schreibt seine Gastkolumne zum Geburtstag der Schweiz.

Sich als Linker zum 1. August zu äussern ist immer etwas schwierig.
Denn was ist wirklich am 1. August passiert? Der Gründungsmythos (ein Mythos, nicht mehr und nicht weniger) hat weder den Grundstein für die moderne Schweiz gelegt, noch stellt er einen «heroischen Widerstand gegen fremde Vögte» dar.
Der am 1. August 1291 beschlossene Vertrag beinhaltet nichts anderes als die Sicherung der Privilegien der Oberschicht.
Erst 1848 kam es zu einer Zäsur dieser Tradition; der Anfang unserer selbst gewählten und erkämpften Demokratie.
2020 hat viel verändert, viel Gewohntes existiert so nicht mehr. Ich wünsche mir, dass wir den 1. August 2020 als erneute Zäsur für den Aufbruch in ein neues Zeitalter nutzen.
Die Krise zeigt uns vor allem etwas: Wenn der Wille da ist, können wir viel verändern. Wenn die Zeit knapp ist, können dringende und effektive Massnahmen ergriffen werden. Die Krise hat uns aus unserem Trott gerissen und vieles, was bisher als unumstösslich galt, scheint plötzlich veränderbar.
Unsere Gesellschaft ist in dieser Krise gereift und offensichtlich in der Lage mit Krisen und Veränderungen umzugehen.
Packen wir diese einmalige Chance zu einem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel! Beweisen wir, dass der Kampfbegriff der Arbeiter*innenbewegung, «Solidarität», welcher gerade Hochkonjunktur hat, mehr als nur eine leere Worthülse ist.
Wir haben während der Krise auf vieles verzichtet, zum Beispiel aufs Fliegen. Dadurch haben viele erkannt, wie schön auch regionale Ferien sein können.
Eigentlich wäre die Klimakrise sogar «einfacher» anzugehen. Im Gegensatz zu Covid-19 wissen wir beim Klimawandel sehr genau, wer oder was die Krise verursacht und wie man diese entschärfen könnte.
Die Lösungen dieser beiden Krisen lassen sich auch verknüpfen. Durch grosse Investitionen in den ökologischen Umbau durch die öffentliche Hand wird die Konjunktur wieder angekurbelt.
Die Lösungen lägen auf der Hand – behandeln wir diese Krise mit der Relevanz, die sie benötigt und fallen nicht in alte Muster zurück!