Vor 50 Jahren wurde die Reformierte Kirche Weinbergli in Luzern eingeweiht. Erbaut wurde die Kirche von den Architekten Bruno Scheuner und Hanspeter Ammann.
Kirche Weinbergli. - Stadt Luzern

Vor 50 Jahren wurde die Reformierte Kirche Weinbergli in der Stadt Luzern eingeweiht. Seither hat sich die Rolle der Kirche in der Gesellschaft und in den einzelnen Kirchgemeinden stark verändert.

Der Gottesdienst am Sonntagmorgen wird nicht mehr so rege besucht wie einst. Eine Realität, die auch am Festgottesdienst «50 Jahre Weinbergli» vom 26. September 2021 thematisiert wurde.

Zum Auftakt des Festgottesdienstes wird der Kirchenraum mit der Melodie von Johann Sebastian Bachs «Lobet den Herrn alle Heiden» erfüllt. Die Motette präsentieren engelsgleichen Stimmen der Luzerner Kantorei unter der Leitung von Eberhard Rex.

Es ist eine musikalische Meisterleistung himmlischer Klänge, ein perfekter Auftakt für einen Gottesdienest zum 50 Jährigen Bestehen der Reformierten Kirche Weinbergli.

Ein Ort der Geborgenheit

Erbaut wurde die Kirche von den beiden Architekten Bruno Scheuner aus Luzern und Hanspeter Ammann aus Zug. Ihnen ist es gelungen eine Kirche der Gemeinschaft zu schaffen.

Eine Kirche, in der man sich wohl fühlen kann, in der das Wort Geborgenheit nicht nur aufflammt, sondern wie eine sanfte Umarmung jederzeit präsent ist. Dies scheint auch Christa Wenger, Präsidentin der Reformierten Kirche Luzern so zu empfinden: «Die Geborgenheit dieses Kirchenraumes macht es einfach, sich sammeln und konzentrieren zu können, sich in der Gemeinschaft auszutauschen und sich aufgehoben zu fühlen», sagt sie am Festgottesdienst in ihrer Grussbotschaft.

Gemeinschaft im Zentrum

Der Kirchenraum wird von weissen Wänden und hellem Holz dominiert. Kleine Fenster tragen dazu bei, gedanklich nicht in die Ferne zu schweifen, sondern die Konzentration auf den Kirchenraum zu lenken.

All diese Elemente in Kombination schaffen eine wohlige und zugleich beeindruckende Atmosphäre. Das architektonische Schlüsselelement ist aber die herabgesetzte Holzdecke über dem Altar.

«Katholische Kirchen streben vorne nach oben, da sie die Anwesenheit Gottes zelebrieren. Für uns Protestanten steht aber nicht Gott im Zentrum, sondern die gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes. Deswegen haben wir die Decke absinken lassen», erklärt Architekt Bruno Scheuner, der ebenfalls am Festgottesdienst anwesend war, sein Konzept.

Auch gelang es dem inzwischen 80 jährigen, dass die Kirche auch dann gut besucht wirkt, wenn einige Gemeindemitglieder dem Gottesdienst fern bleiben. «Die Aufteilung mit der Estrade, dem Balkon und dem nach unten versetzten Hauptraum lässt zu, dass die Kirche auch mit wenig Besuchern nicht leer wirkt, denn es ist ja nichts Positives in einer leeren Kirche zu sein», schmunzelt Bruno Scheuner.

Vertrauen wir

Leere Kirchen? Die Kirchgemeinden sind mit sinkenden Mitgliederzahlen konfrontiert. Das Problem ist bekannt, der Diskurs darüber wird offen geführt und findet auch den Weg in die Festpredigt von Weinbergli-Pfarrerin Silvia Olbrich.

«In Zeitungen liest man von leeren Kirchen und hohen Austrittszahlen. Das Ende der Kirche wird schon mal eingeläutet. Wir wissen, irgendwann werden die Finanzen weniger und man bekommt das Gefühl, Kirche ist überholt, altmodisch, vom Aussterben bedroht. Vertrauen wir, dass Gott neue Wege weiss für seine Kirche, für seine Kirchgemeinde», predigt sie.

Kleinere Kircheneinheiten

Vor Silvia Olbrich war Pfarrer Felix Mühlemann mit seiner Partnerin Monika Weiss für die Weinbergli-Gemeinde zuständig. Auch der Gottesmann im Ruhestand ist sich bewusst, dass sich die Kirche der sich verändernden Gesellschaft anpassen muss.

«Die Kirche wird kleiner werden. Ich hoffe aber, dass sie sich immer noch als Volkskirche verstehen und sich für die Menschen zuständig fühlen wird; zwar mit weniger Finanzen aber durchaus mit denselben Kompetenzen.»

Ein Platz im Quartier

Beobachtet man Pfarrerin Silvia Olbrich bei ihrer Arbeit kann man sich fast sicher sein, dass sie diesen kirchlichen Grundgedanken mit jeder Faser ihres Körpers lebt. Wie die ihre anvertraute Kirche ist sie ein Mensch, bei dem man sich auf Anhieb geborgen fühlt.

Sie strahlt Wärme aus, gibt den Menschen das Gefühl bei ihr und in ihrer Kirchgemeinde willkommen zu sein und bietet ihnen einen Platz in der Gesellschaft und im Quartier Weinbergli an.

Sie und all die anderen engagierten Menschen der Kirche rufen einem in Erinnerung, weshalb es wichtig ist, dass die Reformierte Kirche ihren Platz in der Gesellschaft und die Kirche Weinbergli ihren Platz im Quartier beibehalten werden, egal wie gross dieser sein wird.

Ad
Ad