36. Lenzburger Lauf auf 2021 verschoben

Nau.ch: Christine Wilhelm, in einem Monat, am 16. Mai, hätte der 36 Lenzburger Lauf stattfinden sollen. Trotz Coronavirus war das OK noch lange mit Vorbereitungen beschäftigt und hat auf eine Durchführung gehofft. Mittlerweile ist klar, der Event findet nicht statt. Wie gingen Sie mit der ganzen Situation um?

Christine Wilhelm: Wir hatten zunächst beschlossen, den Lauftag weiter zu organisieren, mit den Lieferanten das spät möglichste Stornodatum abzusprechen, nötige Genehmigungen möglichst spät einzuholen, um allfällige unnötige Kosten zu sparen und erst an der letzten Sitzung am 22. April gemeinsam mit dem OK auf der Basis aktueller Informationen vom BAG die endgültige Entscheidung für die Durchführung oder Absage zu treffen.

Innerhalb von 48 Stunden war dann aber klar, dass es keinen Sinn machte, weiter zu warten, denn selbst wenn ab Mai Grossveranstaltungen wieder erlaubt wären, müssten wir mit vielen Helfer- und Läuferabsagen rechnen. Daraufhin haben wir uns zunächst im OK abgestimmt, denn eine Entscheidung von solcher Tragweite sollte von allen getragen werden, schliesslich sind wir alle mit Überzeugung und Herzblut bei der Sache.

Anschliessend wurden unsere Sponsoren und das Helferteam über die Absage des diesjährigen LL informiert, dann auf den öffentlichen Kanälen (Facebook und Homepage) und weitere Beteiligte wie Partnerläufe (AZ-Goldläufe, Döbeli-Seetal-Trophy), Samariter Lenzburg, etc. Bei allem Verständnis und aller Überzeugung, dass die Absage nötig und sinnvoll war, fiel es trotzdem nicht so leicht.

Nau.ch: Wie haben Sie die Vorbereitungen in dieser schwierigen Zeit erlebt?

Die Planung lief reibungslos, wie in den Vorjahren. Unser Team hat viel Erfahrung, jeder weiss genau, wann was zu tun ist. Nur unser Chef des Velotrupps ist neu in seiner Funktion, war allerdings im 2019 schon als Fahrer dabei. Dringendste aktuelle Pendenz waren die Einteilung der Helferinnen und Helfer sowie die Aufgebote. Die Briefe wären für letzte Woche geplant gewesen, Ostersamstag hätte jede und jeder diese im Briefkasten gehabt. Nun wurden aus den Aufgeboten leider Absagen.

Nau.ch: Was bedeutet es für Sie, dass der Anlass nicht stattfinden kann? Gibt es ein Ersatzdatum in diesem Jahr oder fällt der neue Termin auf 2021?

Eine Verschiebung macht keinen Sinn, da es unklar ist, wie lange der Lockdown anhalten wird. Ausserdem ist der Lenzburger Lauf zeitlich gut zwischen anderen Läufen eingebettet. Es bleiben kaum geeignete andere Daten, denn mitten im Hochsommer macht es hitzebedingt keinen Sinn und der Herbst ist bereits wieder voll mit anderen attraktiven Läufen. Daher wird der diesjährige Lauf einfach ausfallen und der 36. Lenzburger Lauf findet am 29. Mai 2021 statt.

Gott sei Dank, ging es uns nicht wie anderen Läufen, die förmlich statt des Startschusses die Absage ausrufen mussten. Der grösste Aufwand lag für uns bisher beim Sponsoring und bei der Herausgabe der Ausschreibung. Nicht schön, aber verkraftbar.

Nau.ch: Bringen Sie der Leserschaft den Lenzburger Lauf näher. Was für ein Lauf ist das genau?

Wir sind ein sehr familiärer Breitensportanlass, der grösste Sportevent Lenzburgs. Entstanden ist er ursprünglich als Trainingsanlass des Satus Lenzburg, eine Art aktive Werbeveranstaltung für das damalige Eidg. Turnfest. Etwa zwanzig Jahre lang führte er rund um die Altstadt von Lenzburg; noch heute ist er für viele Einheimische einfach der «Stadtlauf Lenzburg» und jeder weiss, was damit gemeint ist, auch wenn er nun schon viele Jahre ein Stadt- und Geländelauf ist.

Die lange Tradition zeigt sich auch darin, dass sehr viele Helfer seit der ersten Stunde dabei sind. Der Erhalt in der Gegenwart ist aber gelungen, weil der nachwuchsstarke TV Lenzburg vor einigen Jahren die Trägerschaft übernommen hat. Alt und Jung setzen sich miteinander für unseren Lauf ein.

Viele Teilnehmende loben unsere gute Organisation, auch dies ist der langen Erfahrung zu verdanken. Gleichzeitig kommt auch die Innovation nicht zu kurz, z.B. setzen wir seit dem letzten Jahr auf den Zeitmessungspartner race | result.

Der Lauf gilt als einer der schönsten in der Region, denn er verbindet schützende Waldwege mit offenen Passagen in den Feldern und die Altstadtgassen bieten ein unverwechselbares Lauferlebnis.

Dass wir alle ehrenamtlich im Einsatz, also aus Überzeugung und mit Herzblut dabei sind, das schafft eine total aufgestellte, sehr familiäre Atmosphäre. Das spüren natürlich auch die Teilnehmenden wie die Gäste. Und beim Appell an der Helfermeldestelle wie anschliessend auf dem Einsatzposten gibt es immer eine tolle Wiedersehensfreude.

Wir schaffen einen wertvollen Moment im Stadtleben und ein Highlight im «gesunden Sportlerjahr». Die Charity-Stafette passt in dieses Bild, sie bietet einen Mehrwert für die ganze Gesellschaft, in dem wir mit den Startgeldern jeweils eine lokale gemeinnützige Organisation in Lenzburg unterstützen.

Dass der Lenzburger Lauf ganz offensichtlich lokal und regional Gewicht hat, wird uns auch dadurch bestätigt, dass wir von der Stadt und von sehr treuen, aber auch von neuen Sponsoren unterstützt werden.

Nau.ch: Wie viele Teilnehmer zählt der Lauf in der Regel?

Wir hatten in den letzten Jahren zwischen 1500 und 1600 Teilnehmende, rund 700 davon sind Schulklassen von Lenzburg sowie einzelne Klassen aus Niederlenz. Etwa 170 Läuferinnen und Läufer treten beim Waffenlauf an, zwischen 10 und 20 3er-Teams nehmen an der Charity-Stafette teil und.

Nau.ch: Ich habe gesehen, das OK wäre froh um Verstärkung im OK und Helferteam?

Ja, das ist immer wieder Thema. Zum einen ist mein Kollege im Co-Präsidium, Daniel Taubert, in Doppelfunktion, nämlich zusätzlich als Verkehrschef, auf dem Platz. Dies ist ein wichtiger Posten, da braucht es schon etwas Erfahrung, vielleicht auch Kontakte innerhalb der Stadt, Augenmass, Durchsetzungskraft und gute Kommunikationsfähigkeiten. Schliesslich hängen sowohl die Sicherheit der Teilnehmenden als auch das Verständnis und die Akzeptanz der nicht beteiligten, aber betroffenen Bevölkerung und Verkehrsteilnehmenden davon ab. Wir wollen ja einen reibungslosen Ablauf für alle.

Zweitens ziehen sich naturgemäss unsere langjährigsten Helferinnen und Helfer nach und nach aus Altersgründen zurück. Wir können immer wieder die Nachfolge sichern, aber dafür braucht es eben auch bereitwillige Kandidatinnen und Kandidaten. Bislang sind wir stets hervorragend damit gefahren, dass die Neulinge als «Schnupperstifte» von den «alten Hasen» eingeführt wurden, quasi Hand in Hand schafften. Im Folgejahr standen dann manche Alt-Helfer noch bei Fragen und Problemen zur Verfügung, ehe sie sich dann endgültig zurückzogen. Der Know-how-Transfer muss halt rechtzeitig gesichert werden.

Helfer brauchen wir immer wieder in der Festbeiz/Helferverpflegung (Lauftag frühmorgens bzw. 10.00 bis 19.00 oder halbe Schicht bis/ab 15.00 Uhr), beim Auf-/Abbau (Vorabend oder Lauftag morgens und abends je 2 bis 3 Stunden), im Meldebüro (Lauftag von 10.00 bis 15.00 Uhr), im Start/Ziel-Gelände (11.00 - 18.00 Uhr), auf den Streckenposten und bei der Wasserausgabe sowie bei der Streckensicherung (11.00 bis 18.00 Uhr) und am Schluss ein Aufräumteam (ab 17.30 bis fertig gegen 20.00 Uhr). Wer 2021 mithelfen möchte, kann sich gerne melden.