Sozialberatungen: Was tun, wenn man in Schwierigkeiten steckt?
Was tun, wenn man sich in einer Notsituation befindet? An wen kann man sich wenden? In der Region Bern-Nord sicher an die Sozialberatung. Meist ist diese über die Gemeinde und den Sozialdienst organisiert.
In der Region bieten unter anderem der Sozialdienst Ostermundigen und der Sozialdienst Bolligen ihre Hilfe an.
Im Interview mit den verschiedenen Stellen erklären die Verantwortlichen, wer sich an die Sozialdienste wenden kann, was eine Sozialberatung beinhaltet und wie geholfen wird.
Nau.ch: In welchen Situationen darf man sich an die Sozialdienste wenden?
Kathrin Schiess, Sozialarbeiterin, Sozialdienst Bolligen: Bei vielen Themen! Sei es bei der Alimentenbevorschussung und Inkassohilfe oder der Arbeitslosigkeit sowie Fragen zu Alters- und Pflegeheimen, Kinderbetreuung, zur Sozialhilfe und Beratung oder zu Stipendien.
Daniel Bock, Abteilungsleiter Soziales der Sozialdienste Ostermundigen: Die Einwohnerinnen und Einwohner dürfen sich grundsätzlich mit allen Fragen an die Sozialhilfe wenden.
Die Fachleute nehmen dann eine Einschätzung der Situation vor, helfen und beraten selbst oder weisen an andere Organisationen weiter. Beispielsweise Pro Infirmis, Spitex, oder die Mütter- und Väterberatung.
Nau.ch: In welchen Situationen wird die Sozialberatung häufig genutzt?
Kathrin Schiess: Grösstenteils bei finanziellen Notlagen.
Daniel Bock: Wenn sich Personen in schwierigen Lebenssituationen befinden. Oft bei finanziellen Schwierigkeiten oder bei Erziehungsproblemen.
Nau.ch: Was sind die häufigsten Auslöser für finanzielle oder persönliche Schwierigkeiten?
Kathrin Schiess: Das sind meist Arbeitslosigkeit, gesundheitliche Schwierigkeiten, sowie Trennung und Scheidung. Oft handelt es sich um Mehrfachproblematiken.
Daniel Bock: Auslöser sind oft Arbeitslosigkeit und die damit verbundene Aussteuerung, Verlust der Invalidenrente, Alleinerziehende, Erziehungsprobleme, Integrationsprobleme, Working-Poor, Soziale Isolation, teure Mieten, Scheidung/Alimente, der Krankenkassenprämienanstieg oder Schulden.
Nau.ch: Welche Hilfestellungen können bei der Beratung gegeben werden?
Kathrin Schiess: Zum Beispiel die finanzielle Unterstützung gemäss Sozialhilfegesetz oder die Vernetzung mit anderen Fachinstitutionen.
Daniel Bock: Den Personen hilft es oft, wenn sich endlich jemand Zeit zum Zuhören nimmt. Wir analysieren die Situation und organisieren die Hilfesetting.
Dabei sind normalerweise verschiedene Stellen betroffen wie beispielsweise Arzt, Schule, Familie, Spitex oder Kirchen. Ausserdem arbeiten wir daraufhin, die Selbstwirksamkeit der Hilfesuchenden zu stärken und/oder vermitteln sie in Sozial- und oder in berufliche Integrationsprogramme.
Nau.ch: Was könnten die nächsten Schritte nach der Beratung sein?
Kathrin Schiess: Je nach Bedarf werden die weiteren Schritte für die sozialdienstinterne Beratung festgelegt. Oder es findet eine Vernetzung zu möglichen Fachinstitutionen statt.
Daniel Bock: Es geht immer darum, die nächsten Schritte zu vereinbaren, bzw. Hilfssetting zu organisieren.
Nau.ch: Wie viele Personen haben die Sozialberatung im letzten Jahr in Anspruch genommen?
Kathrin Schiess: 2019 wurden im Kinds- und Erwachsenenschutz 77 Mandate geführt und 32 Abklärungen aufgrund Gefährdungsmeldungen gemacht. Die Sozialhilfequote betrug 2019 2.73% der Wohnbevölkerung.
Daniel Bock: Die Sozialberatung der Gemeinde Ostermundigen ist bei der Sozialhilfe angegliedert, nicht beim Bereich Erwachsenen- und Kindesschutz.
Bei 1414 Personen wurden nebst der Beratung auch finanzielle Leistungen erbracht. 228 Personen wurden beraten, ohne finanzielle Leistungen auszurichten.