Ohne Massnahmen führt ein hoher Wohnungsleerstand zu negativen Auswirkungen in der Gemeindeentwicklung
Kinder (Symbolbild)
Kinder (Symbolbild) - Gemeinde Burgdorf

Ohne Massnahmen führt ein hoher Wohnungsleerstand zu negativen Auswirkungen in der Gemeindeentwicklung. Die Berner Fachhochschule Kompetenzbereich Dencity hat die wissenschaftlich quantitative Untersuchung zum Thema Wohnungsleerstand praktisch abgeschlossen. Sowohl im Rahmen der Forschung (Dencity) sowie Studienlehrgängen werden Massnahmen zur Verbesserung der Situation erarbeitet. Die Ergebnisse sollen Ende Februar 2020 vorliegen. "Investoren bauen heute Häuser und Wohnungen zum Parkieren ihres Kapitals, und nicht für die Menschen, welche die Wohnungen nutzen". Dies die Kernaussage von Prof. Christine Seidler von der Berner Fachhochschule, welche das Projekt Städtliwerkstatt leitet. Dass ein zu hoher Wohnungsleerstand für eine Gemeinde ein grosses Risiko bedeutet, hat sie anhand der Ergebnisse der wissenschaftlichen Studien klar aufgezeigt.

Wohnungsleerstand verursacht Abwärtsspirale

Die Untersuchungen des Leerstands zeigen, dass dieser in Huttwil primär entlang der lärmbelasteten Verkehrsachsen liegen. Wohnung entlang dieser Achsen entleeren sich, die ehemaligen Bewohner finden an besseren Wohnlagen neue Wohnungen zu praktisch gleichen oder gar besseren Konditionen. Ein zu grosses Wohnungsangebot drückt auf die Immobilienpreise, was zu Vermögensverlusten und damit zu vernachlässigtem Unterhalt führt. Die sinkenden Mieten ziehen Personen mit wenig Ressourcen an, was eine sinkende Steuerkraft und höhere Ausgaben zur Folge hat. Auf diese Weise setzt ein negativer Strukturwandel ein. Die Auswertungen der Gemeindedaten bestätigen, dass die Bevölkerungszahl innert Jahresfrist um rund 160 Personen zugenommen hat. Gleichzeitig muss bei der Finanzplanung festgestellt werden, dass die Steuerkraft abnehmend ist und Huttwil im vergangenen Jahr erstmals einen Beitrag aus der Mindestausstattung (Finanzausgleich) erhalten hat. Prof. Christine Seidler zeigte auf, dass dem Abwanderungstrend von guten Steuerzahlern in die Städte nur begegnet werden kann, wenn die Gemeinde auch für besser Verdienende attraktiv ist und entsprechende Massnahmen ergreift. Ziel des Projekts Städtliwerkstatt ist es, solche Massnahmen konkret aufzuzeigen und zu planen.

Planung von Massnahmen ebenso wichtig wie erste konkrete Schritte

Massnahmen zum Erhalt eines attraktiven Städtlikerns müssen geplant und später umgesetzt werden. Dieser Prozess braucht seine Zeit. Ebenso wichtig ist, dass mit kurzfristig umsetzbaren Massnahmen gezeigt wird, dass Huttwil Gegensteuer geben will. Die vom Gemeinderat eingesetzte Kerngruppe hat bei der Analyse durch die BFH mitgewirkt und dem Gemeinderat die Attraktivierung der Spielplätze als erste wichtige Sofortmassnahme vorgeschlagen. Kinder und Jugendliche sind gemäss diversen Forschungsergebnissen daran interessiert, sich für die ihnen wichtigen Belange einzusetzen und an Entscheidungen, die ihr gegenwärtiges oder zukünftiges Leben betreffen, beteiligt zu sein. Die jungen Menschen als „Expertinnen und Experten in eigener Sache“ in den Mittelpunkt stellen führt dazu, dass sie solche erfolgten Prozesse als positive Erfahrung werten und sich mit dem Ort Huttwil positiv und nicht negativ identifizieren. Ein eminent wichtiges Kriterium, dass junge Menschen nach Ausbildung, bspw. im Rahmen der Familiengründung, nach Huttwil zurückkehren und so der Abwärtsspirale respektive Abwanderung entgegenwirken kann. Auf der Planungsebene werden die Studierenden konzeptionelle Massnahmenvorschläge soweit planen, dass diese später mit geringem Planungsaufwand umgesetzt werden können. Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden Ende Februar 2020 vorliegen und öffentlich präsentiert. Die Massnahmen zielen primär darauf ab, verschiedene Zonen im Städtlikern zu untersuchen und Vorschläge für andere Nutzungen zu erarbeiten. Dabei werden auch konkret Liegenschaften ausgewählt, welche sich für solche Untersuchungen bzw. Umnutzungen eignen. Sind die Liegenschaften bestimmt, werden deren Besitzer kontaktiert, denn ihr Einverständnis ist Voraussetzung für das Entwickeln von Lösungen.

Spielplätze als dringendes Bedürfnis identifiziert

Die Entfernung von Spielgeräten aus Sicherheitsgründen hat ein grosses Echo und teilweise auch Unverständnis ausgelöst. Spielplätze sind als Orte der Begegnung wichtig. Deshalb ist es wichtig, dass eine Gemeinde in diesem Bereich attraktive Angebote zur Verfügung stellt. Dies als auch die Wichtigkeit von partizipativen Formaten der den Einbezug von Kindern und Jugendlichen umsetzt, ist erkannt, deshalb hat der Gemeinderat der Urnengemeinde auch einen Kredit zur Umgestaltung des Pausenplatzes beim Schulhaus Städtli beantragt. Der Gemeinderat will die Detailplanung und -gestaltung des Pausenplatzes im Rahmen eines partizipativen Prozesses erarbeiten und umsetzen. Von diesem Prozess ausgenommen ist die unmittelbare Umgebung des neuen Kindergarten- und Unterstufengebäudes, weil die Anlage zwingend auf das Schuljahr 2020/21 in Betrieb genommen werden muss. Eine Projektgruppe hat sich bereit erklärt, Sofortmassnahmen, welche zwischen Sommer- und Herbstferien umgesetzt werden können, zu erarbeiten und sich ab Herbst mit der Erarbeitung eines Spielplatzkonzepts zu befassen. Dieser Gruppe gehören die Gemeinderatsmitglieder Hans Mathys und Sandra Lambroia sowie die Kerngruppenmitglieder Christina Büchi, Gabi Jost, Erich Stamm und Manfred Loosli an. Die Gruppe trifft sich während den Sommerferien und hat den Auftrag, dem Gemeinderat bis 19. August 2019 konkrete Sofortmassnahmen und einen Vorgehensvorschlag für die Erarbeitung eines Konzepts zu unterbreiten.

Jahrmärkte und die Nutzung des Brunnenplatzes als Brennpunkte identifiziert

Die Auswertung der Mitwirkung zum Organisationsreglement machte deutlich, dass die Meinungen zur Durchführung der Jahrmärkte heterogen sind. Im Rahmen eines Treffens zwischen Gemeinderat und Kerngruppe stellte sich heraus, dass der Detailhandel nicht absolut gegen Jahrmärkte ist. Allerdings müssten die Rahmenbedingungen so ausgestaltet werden, dass die wirtschaftlich negativen Folgen für den Detailhandel so klein wie möglich gehalten werden. Weiter wurde festgestellt, dass die Gestaltung des Brunnenplatzes immer noch viel zu reden gibt und auch hier die Interessenlage sehr unterschiedlich ist. Im Rahmen des Projekts Städtliwerkstatt sollen deshalb sowohl die Jahrmärkte wie auch der Stellenwert des Brunnenplatzes im Rahmen von öffentlichen Workshops diskutiert werden mit dem Ziel, eine Lösung zu finden, welche die unterschiedlichen Bedürfnisse bestmöglich erfüllt. Die Workshops zu diesen Themen finden zwischen September und November statt. Die Termine werden bekannt gegeben, sobald diese bestimmt sind.

 

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