Thurgau: Das Projekt «Wärme aus dem Bodensee» ist realisierbar
Wie der Kanton Thurgau mitteilt, eignen sich laut Machbarkeitsstudie «Thermische Nutzung Bodensee und Rhein» 14 Gebiete besonders gut für einen Wärmeverbund.

Über 60 Prozent der Heizsysteme im Kanton Thurgau werden nach wie vor mit fossilen Brennstoffen, also mit Öl und Gas, betrieben.
Die Bereitstellung von Raumwärme stellt zusammen mit dem motorisierten Individualverkehr und industriellen Prozessen die Hauptquelle der klimaschädlichen Treibhausgase dar.
Mitte Juni 2023 hat die Schweizer Stimmbevölkerung sich zum Ziel Netto-Null bis 2050 bekannt.
Die Technologien, um im Gebäudebereich von fossilen auf erneuerbare Energien umzusteigen, sind vorhanden und unter Berücksichtigung der Förderbeiträge und der Betriebskosten auch wirtschaftlich.
14 Gebiete eignen sich sehr gut für einen Wärmeverbund
Hauptziel der 2021 erstellten Machbarkeitsstudie entlang des Thurgauer Bodenseeufers und des Rheins war es deshalb, den Stein ins Rollen zu bringen. Das heisst, Planungsgrundlagen für Gemeinden und Private bereitzustellen und damit konkrete Projekte anzustossen.
Insgesamt 14 Gebiete weisen besonders günstige Voraussetzungen auf, um Energieverbunde mit Wärme, allenfalls auch Kälte, zu versorgen.
Insgesamt könnten rund zehn Prozent des kantonalen Wärmebedarfs, der heute mit Öl und Gas abgedeckt wird, ersetzt und so die CO2-Emissionen gesenkt werden.
Dass die Zielsetzung der Machbarkeitsstudie kein frommer Wunsch geblieben ist, zeigen zahlreiche Projekte, die seit der Veröffentlichung in Abklärung sind.
In Gottlieben ist das Projekt weit fortgeschritten
Besonders weit gediehen ist das Projekt in Gottlieben.
Kein anderes Seethermie-Projekt ist der Realisation so nahe wie dasjenige von Gottlieben.
Anstoss gab die Stiftung Drachenburg und Waaghaus, die im Zuge der Gesamterneuerung ihrer Liegenschaften nach einer klimafreundlichen Wärmeerzeugung suchte.
Zusammen mit der Bürgergemeinde hat die Politische Gemeinde eine vertiefte Machbarkeitsstudie beim Elektrizitätswerk des Kantons Thurgau (EKT) und dem Kompetenz-Zentrum Erneuerbare Energie-Systeme Thurgau (KEEST) in Auftrag gegeben.
Das Projekt ist realisierbar
Die Studie kommt zum Schluss, dass das Projekt sinnvoll, wirtschaftlich realisierbar und bewilligungsfähig sei.
Erste Zusicherungsvereinbarungen mit Liegenschaftseigentümern sind bereits unterzeichnet worden.
Die Resonanz zum Projekt ist erfreulich. «Eine grosse Mehrheit im Dorf unterstützt das Projekt.
Neben der Ökologie spielt auch die Energieunabhängigkeit in der Diskussion eine wichtige Rolle», sagte Paul Keller, Gemeindepräsident von Gottlieben, vor Ort an der Sommermedienfahrt am 11. Juli 2023.
Das Potenzial des Bodensees soll genutzt werden
Mit dem Bodensee hat ein bedeutender Teil des Kantons eine grosse Energiequelle vor der Haustür.
Deren Nutzung steht im Einklang mit den energiepolitischen Zielen des Kantons, insbesondere mit dem Ziel, einheimische erneuerbare Energiepotenziale zu nutzen, die Importabhängigkeit zu reduzieren und damit die Versorgungssicherheit zu stärken.
Der Bodensee wird heute zwar vereinzelt bereits thermisch genutzt, sein Potenzial wird aber bei weitem nicht ausgeschöpft.
Inbetriebnahme im Winter 2025/26
Die Gemeinde Gottlieben setzt mit ihrem Projekt einen wichtigen Akzent.
Das Wärmenetz soll erstmals im Winter 2025/26 saubere Wärme aus dem Bodensee liefern.