Wie die Gemeinde Uzwil informiert, wird seit 1922 am Standort der Uzwiler Badi gebadet und die Badi hat eine Geschichte voller Auseinandersetzungen.
Das Zentrum der Gemeinde Uzwil.
Das Zentrum der Gemeinde Uzwil. - Nau.ch / Simone Imhof
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Seit 1922 wird am Standort der Uzwiler Badi gebadet. Die Geschichte der Badi ist auch die Geschichte weltanschaulicher Auseinandersetzungen und unterschiedlicher Moralvorstellungen. Das Uzwiler Schwimmbad entstand 1934/35 als Notstandsarbeit, um in der Wirtschaftskrise möglichst viele Arbeitslose zu beschäftigen.

Vorher war dort ein Fabrikweiher, den die Firma Bühler ab 1922 für die Arbeiterschaft und ihre Familien hatte als Badeweiher herrichten lassen. So gesehen blickt der heutige Badistandort auf just 100 Jahre zurück. Ab 1931 durften in Bühlers Badeweiher auch baden, wer nicht bei der Firma arbeitete.

Die Geschichte des Badens in Uzwil ist auch die Geschichte religiös geprägter Auseinandersetzungen. Ihre Irrungen und Wirrungen können im Geschichtsbuch «Uzwil – Unser Weg» im Detail nachgelesen werden. Nach dem ersten Weltkrieg wurde Baden in der Thur populär. Bei schönem Wetter entwickelte sich im Sommer allabendlich ein fröhliches Strandleben.

Baden und Religion

Jung und Alt, Männer und Frauen badeten beim Thursteg gemischt und ohne jegliche Aufsicht. Der bunte, geschlechtergemischte Badebetrieb am Fluss stiess den Gemeindebehörden von Oberbüren und Zuzwil sauer auf, da er gegen die Moralvorstellungen der katholischen Kirche verstiess.

«Trotz mehrfacher Vorstösse weigerte sich der mehrheitlich protestantisch-liberale Uzwiler Gemeinderat allerdings, sich einem Badeverbot anzuschliessen oder zum Mittel der Geschlechtertrennung zu greifen», kann im Geschichtsbuch nachgelesen werden.

Politikum ersten Ranges

Diese Auseinandersetzungen gingen auch beim Schwimmbadbau weiter. Die Frage, ob das Schwimmbad Uzwil geschlechtergetrennt oder als gemischtes Familienbad geführt werden sollte, war ein Politikum ersten Ranges. Die katholische Schulgemeinde lehnte den Beitritt zur Badegenossenschaft ab. An der Bürgerversammlung der Gemeinde lieferten sich Gegner und Befürworter ein anderthalbstündiges Wortgefecht.

In der Abstimmung blieben die Konservativen in der Minderheit, die Gemeinde trat der Badegenossenschaft bei, welche das Schwimmbad baute. Kaum war das Bad 1935 eingeweiht, reichte das katholische Pfarramt dem Gemeinderat eine Eingabe ein mit dem Ziel, zu gewissen Zeiten eine vollständige Geschlechtertrennung einzuführen. 1936 folgte das nächste Begehren, diesmal von der katholischen Primarschule.

Auch ein dritter Vorstoss 1937 der katholischen Primarschule führte zu keinem Abweichen von der liberalen Haltung. Wer heute die Badi betritt, verschwendet vermutlich keinen Gedanken an die damaligen Auseinandersetzungen. Und das ist auch gut so. Freizeiteinrichtungen sollen Freude bereiten, nicht die Gesellschaft entzweien.

Uzwiler Schwimmbad besuchen

Das Uzwiler Schwimmbad ist täglich von 9 bis 20 Uhr offen, bei schlechter Witterung von 9 bis 11 Uhr. Es hat eine eigene Bushaltestelle und ist auch mit dem Velo gut erreichbar.

Wenn's das Auto sein muss, sollte man grossräumig parkieren, etwa auf dem Töbeli-Parkplatz.

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