Iran: Sind die Tage des Mullah-Regimes gezählt?

Nicolas Eggen
Nicolas Eggen

Iran,

Das Mullah-Regime im Iran wurde durch die jüngsten Angriffe massiv geschwächt. Auch in der Bevölkerung hat die Regierung seit Jahren kaum Legitimität.

Ali Khamenei iran
Irans geistlicher Führer Ali Chamenei steht den USA feindlich gegenüber. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Krieg zwischen Israel und dem Iran war immer wieder von einem Regime Change die Rede.
  • Ein Experte findet, ohne massive externe Hilfe könne die Regierung nicht gestürzt werden.
  • Eine Aktivistin widerspricht: Regime Changes von aussen können nicht gutgehen.

Nach offiziellen Aussagen ist der Krieg zwischen Israel und dem Iran vorbei.

Aktuell ist eine Waffenruhe in Kraft. US-Präsident Donald Trump hat diesen Waffenstillstand vermittelt; Iran und Israel haben ihn bestätigt.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat seinem Kabinett mitgeteilt, Israel habe alle Kriegsziele erreicht «und sogar weit darüber hinaus».

Irans Atomambitionen geschwächt – und das Regime?

Damit wird auch klar: Israel (und den USA) ging es beim Angriff tatsächlich «nur» um Irans Atomprogramm. Ein «Regime Change», also das Auswechseln des Mullah-Regimes um Ali Chamenei, stand nicht zuoberst auf der Prioritätenliste.

Iran
Aktivisten der Iranischen Bewegung «Frau. Leben. Freiheit» in Berlin. - keystone

Auch US-Aussenminister Marco Rubio betonte in einem Interview mit CBS, die Angriffe hätten keinen iranischen Regime-Sturz zum Ziel gehabt. Ähnlich hatten sich zuvor Verteidigungsminister Pete Hegseth und Vizepräsident JD Vance geäussert.

Natürlich hätten Israel und die USA die Entmachtung von Chamenei begrüsst.

So schrieb Trump noch am Montag auf seiner Plattform Truth Social: «Wenn die derzeitige iranische Führung nicht in der Lage ist, den Iran wieder grossartig zu machen: Warum sollte es dann nicht einen Regime Change geben??? MIGA!!!»

Hat das Regime in Iran noch eine Zukunft?

Wie realistisch ist dieser Regime Change nach diesem Krieg und der erheblichen Schwächung der Mullahs? Nau.ch hat bei Manfred Elsig nachgefragt, Professor für internationale Beziehungen an der Uni Bern.

Manfred Elsig
Manfred Elsig ist Professor für internationale Beziehungen an der Universität Bern. - Die Volkswirtschaft

Elsig: «Eine Waffenruhe nach den mehr symbolischen Angriffen auf US-Einrichtungen dient zurzeit beiden Seiten. Das hilft dem Mullah Regime sich auf die interne Front zu konzentrieren und Trump verlässt die Kriegsrhetorik.»

Und weiter: «Das Regime ist sicherlich geschwächt. Aber die islamische Revolutionsgarde hat weiterhin die vollste Kontrolle.»

Ein Regimewechsel ohne massive externe Hilfe sei laut Elsig kaum denkbar. Auch scheine es kaum ausgearbeitete Strategien für einen Regierungswechsel zu geben.

Für einen Regimewechsel bräuchte es laut Elsig weitere westliche Alliierte. Diese würden aber zurzeit sehr vorsichtig agieren.

Opposition wird gewaltsam unterdrückt

Zur innenpolitischen Situation im Iran sagt Elsig: «Das Regime hat in den letzten Jahren jegliche Oppositionsbemühungen mit unglaublicher Gewalt unterdrückt.»

Iran
Proteste in Teheran (Foto vom Montag, 19. September 2022). - Uncredited/AP/dpa

Viele Menschen im Iran sind mit dem Regime unzufrieden: Gemäss Elsig hätten in den letzten Präsidentschaftswahlen im Jahr 2024 nur 40 Prozent der Bevölkerung teilgenommen.

Zusätzlich sei die wirtschaftliche Situation schwierig und es gebe zu wenig innere organisierte Kräfte. Die Menschen hätten auch gesehen, was in Syrien passiert sei und welche Folgen ein Bürgerkrieg ausgelöst hat.

Im Iran sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens 975 Menschen hingerichtet worden.

«Regime Changes von aussen können nicht gutgehen»

Die Aktivistin Sepideh Karimi von Free Iran Switzerland sagt zur Lage im Iran: «Das iranische Regime ist seit Kriegsbeginn und hauptsächlich wegen der ‹Frau.Leben.Freiheit›-Bewegung geschwächt.»

Doch das Ausmass dieser geschwächten Position bedeute nicht die Destabilisierung des Regimes. Denn ein Regimewechsel müsse von innen heraus passieren: «Wir betonen immer wieder, dass Regime Changes von aussen nicht gutgehen können», sagt Karimi.

Ist die Zeit reif für einen Regime Change im Iran?

Aber auch Karimi hält klar fest: «Der Grossteil der iranischen Bevölkerung ist gegen dieses mörderische Mullah-Regime, das seit 46 Jahren die Menschen unterdrückt.»

Iran
Proteste gegen das Regime im Iran. (Archivbild) - dpa

Das sehe man an den vielen Massenprotesten der vergangenen Jahrzehnte. Für die Bevölkerung wachse laut ihr die Möglichkeit eines Regimewechsels von innen. Karimis Einschätzung: «Das Regime hat jegliche Legitimation im Iran verloren.»

Die Bevölkerung leide unter der wirtschaftlich geschwächten Lage des Landes. Die Bevölkerung sei in der Lage, das Regime von innen zu wechseln, ist Karimi überzeugt.

Kommentare

User #8997 (nicht angemeldet)

Echt jetzt, diese sehr anspruchsvolle Frage bei Nau, die gehört an die Unis verteilt.

User #2150 (nicht angemeldet)

Die Tage der Menschheit sind auch angezählt.

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