Emmen setzt auf Solarstrom und Batteriespeicher
Im Emmer Hübeliquartier sorgt ein Batteriesystem für bis zu 90 Prozent Eigenstrom. Dank neuer Gesetze kann Solarstrom nun auch mit Nachbarn geteilt werden.

Wie die Gemeinde Emmen mitteilt, gibt es in der Schweiz immer mehr Photovoltaikanlagen. Vor allem im Sommer wird dadurch zeitweise mehr Strom produziert, als gebraucht wird.
Das hat die Preise für eingespeisten Solarstrom im Jahr 2025 deutlich nach unten gedrückt. Deshalb lohnt es sich heute mehr denn je, den selbst produzierten Strom direkt vor Ort zu nutzen, statt ihn ins öffentliche Netz zu verkaufen.
«Für uns als Produzenten von Solarstrom war das eine Herausforderung», sagt Kari Waser, pensionierter Elektrotechniker und Mitinitiant von Hübelisolar. «Die neuen Tarife haben unsere ursprüngliche Kalkulation für die Rentabilität der Solaranlagen ziemlich über den Haufen geworfen.»
Co-Projektleiter Urs Bitzi ergänzt: «Wir mussten also noch unabhängiger werden und unseren Solarstrom selbst nutzen können. Die Lösung konnte nur ein Speicher sein.»
90 Prozent Eigenstrom und intelligente Steuerung
Gesagt, getan: Vier grosse Batteriespeicher nehmen heute tagsüber überschüssigen Solarstrom auf und geben ihn abends oder nachts wieder ab. Im November folgt ein fünfter Speicher, um die Kapazität weiter zu optimieren.
«Vor dem Einbau der Batterie haben wir rund 50 Prozent des produzierten Stroms unserer Photovoltaikanlage an die CKW verkauft. Künftig werden es nur noch etwa zehn Prozent sein», sagt Bitzi. Während vier Sommermonaten könne sich die Überbauung fast vollständig selbst versorgen.
Das Speicherprojekt kostete rund 250'000 Franken. Finanziert wurde es wie bereits die Solaranlage durch 40 der insgesamt 112 Wohnungseigentümer der Überbauung. Fördergelder von Behörden gab es diesmal jedoch keine.
«Nach der erfolgreichen Umsetzung der Solarinstallation im vergangenen Jahr war das Vertrauen der Bewohnerinnen und Bewohner da. Das Geld war schnell beschafft und ist jetzt wiederum gut angelegt», so Bitzi.
Intelligentes System steuert Energieverbrauch effizient
Technisch wurde die Anlage um ein eigens entwickeltes Lastmanagementsystem erweitert. «Die Firma Belevo hat für uns eine Software programmiert, die das Zusammenspiel von Photovoltaik, Stromspeicher und E-Ladestationen regelt», erklärt Waser.
Das System misst in Echtzeit, wann Solarstrom verfügbar ist, und steuert darauf abgestimmt den Betrieb der grössten Stromfresser wie Heizung, Warmwasser, Trocknungsräume sowie nach Wunsch die E-Auto-Ladestationen.
Neues Energiegesetz
«Der Speicher ist am rentabelsten, wenn er ständig genutzt wird – sich also immer wieder entlädt und füllt. Dann müssen wir am wenigsten teuren Strom einkaufen beziehungsweise überschüssigen Strom günstig ins Netz einspeisen», erklärt Bitzi.
Urs Bitzi und Kari Waser wollen die Auslastung und Wirtschaftlichkeit der Anlage weiter steigern: Das neue Energiegesetz des Bundes, das 2025 in Kraft getreten ist, erlaubt Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch (ZEV) über mehrere Gebäude hinweg, auch wenn diese nicht physisch miteinander verbunden sind.
Durch diese sogenannten virtuellen Zusammenschlüsse (vZEV) können Nachbarhäuser ihren Solarstrom teilen, ohne das öffentliche Netz zu nutzen. Das Hübeliquartier setzt dieses Modell bereits um: Die beiden Gebäudereihen der Überbauung sind virtuell verbunden und können gegenseitig gebührenfrei Solarstrom austauschen.
«Wir planen derzeit, überschüssigen Solarstrom auch an weitere Nachbarn zu verkaufen», sagt Waser. «Dank der neuen gesetzlichen Regelung ist das jetzt möglich und verbessert unsere Auslastung zusätzlich.» Der Plan des Bundes, die Netzbelastung zu reduzieren und die Eigenproduktion attraktiver zu machen, zeigt hier also Wirkung.
Interesse über Emmen hinaus
Das Hübeliquartier ist zu einer Pionierlösung für gemeinschaftliche Energienutzung geworden. Kürzlich führten die Projektleiter einige Mitglieder des Klimanetzwerks Emmen durch die Anlage und ermöglichten einen wertvollen Austausch über die Zukunft lokaler Energieversorgung.
Kari Waser ist zudem an der Planung ähnlicher Projekte in Quartieren der Gemeinden Emmen und Hildisrieden sowie der Stadt Luzern beteiligt.
«Die Weitsicht ist entscheidend», resümiert Bitzi. «Ein solches Projekt funktioniert nur, wenn viele Komponenten ineinandergreifen. Am besten sind Lösungen, die Modular bleiben und sich flexibel an Veränderungen von Gesellschaft und Markt anpassen können.»