Antifa mobilisiert: Wird Zürich am Samstag zum Krawall-Hotspot?
Die Antifa sorgt mit einer Aktion beim Hauseigentümerverband für Furore. Der Aufruf gilt der unbewilligten Wohndemo, die am Samstag in Zürich stattfinden soll.
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Das Wichtigste in Kürze
- Am vergangenen Freitag hat die Antifa den Hauptsitz des Hauseigentümerverbands gestürmt.
- Der Vorfall ist ein Aufruf für die unbewilligte Wohndemo in Zürich am kommenden Samstag.
- Die Befürchtung ist gross, dass es zu ähnlichen Krawallen wie in Bern kommen könnte.
«Besuch beim bonzigen Hauseigentümerverband», steht in blau-pinken Buchstaben auf einem Instagram-Video der Antifa Zürich. Es wurde am vergangenen Freitag aufgenommen.
Vermummt, mit Farbsprays und Konfetti-Kanonen ausgestattet, stürmten sechs Linksautonome letzte Woche den Hauptsitz des Hauseigentümerverbands (HEV) in Zürich-Wollishofen. In der Bildunterschrift des Videos ist von «Immo-Haien» die Rede.
Man habe den Akteuren des HEV eine symbolische Kündigung übergeben: «Verpisst euch aus unseren Quartieren», heisst es weiter. Am Ende des Videos ist ein Aufruf für die unbewilligte Wohndemo in Zürich zu sehen, welche diesen Samstag stattfinden soll.
Hauseigentümerverband ist besorgt
Wie die Stadtpolizei Zürich auf Anfrage von Nau.ch bestätigt, hat der HEV mittlerweile Anzeige erstattet. Die Ermittlungen sind derzeit in Gange.
Auf Anfrage von Nau.ch wollte sich die Medienstelle des HEV nicht äussern. Gegenüber den «Tamedia»-Zeitungen zeigt sich der HEV-Direktor Albert Leiser derweil besorgt.
Obwohl der Hauptsitz schon einige Male mit Farbbeuteln beworfen worden sei, habe der Vorfall am Freitag die Grenze endgültig überschritten.
Unbewilligte Wohndemo am Samstag
Müssen wir uns am Samstag nun also auf Schlimmes einstellen, wie zuletzt bei der eskalierten Pro-Palästina-Demo in Bern?
Bisher verliefen die Wohndemos in Zürich friedlich, vereinzelt kam es zu Sachbeschädigung.
Dennoch könnte die Demonstration am kommenden Wochenende anders verlaufen. Denn: Eine Bewilligung wurde von den Organisatoren nicht eingeholt. «Abrissbirnen und Luxussanierungen fragen uns schliesslich auch nicht, ob wir das wollen», schreibt die Antifa trotzig auf Instagram.
Und sie mobilisiert: «Alle zusammen an die Wohndemo!»
Eine Angabe zur erwarteten Menschenmenge will die Stapo auf Anfrage nicht machen. Aber man bereite sich entsprechend auf die Demonstration vor, heisst es.
Sozialwissenschaftler Marko Kovic ahnt gegenüber Nau.ch aber schon Böses: «Dieses Mal könnte es aggressiver werden, weil die Konstellation der Kundgebung eine andere ist. Weg vom politischen Mainstream und hin zum radikalen Rand», sagt er.
Es bestehe das Risiko, dass linksradikale Gruppierungen an der Kundgebung eine starke Präsenz haben werden. «Im Unterschied zur letzten Wohndemo tragen etablierte Parteien wie die SP und die Grünen die Demo nicht mit», so Kovic.
Es bleibe zu hoffen: «Dass an der Kundgebung genug besonnene Menschen dabei sind, denen es tatsächlich um die Sache und nicht um Krawall-Theatralik geht».
Wie realistisch sind extreme Ausschreitungen?
Gegenwind gibt der Gewaltforscher Dirk Baier. «Nach Bern ist die Befürchtung natürlich gross, dass wir erneut Krawalle mit hohen Schäden erleben müssen», sagt er auf Anfrage. «Ich denke aber, dass es kein zweites Bern geben wird.»
Das Thema Wohnen mobilisiere weniger als das Thema Gaza. Anders als bei den Krawallen in Bern werde im Vorfeld der Wohndemo weniger zu gewalttätigen Protesten aufgerufen.
«Zusätzlich ist darauf hinzuweisen, dass in der linksextremen Szene die Gewalt in Bern nicht unwidersprochen geblieben ist», erklärt Baier. Zumindest ein Teil der Szene habe sich davon distanziert, eine Gewalteskalation delegitimiere am Ende die eigenen Positionen.
In Bezug auf das vom Berner Sicherheitsdirektor, Philippe Müller, geforderte Verbot der Antifa sagt der Gewaltforscher: «Verbotsforderungen sind immer sichtbarer Ausdruck politischer Ratlosigkeit.»
Zugleich denke er nicht, dass die Antifa aufgrund dieser Forderung noch gewalttätiger agieren werde. Baier erwartet für das kommende Wochenende keine vergleichbaren Ausschreitungen wie in Bern. Aber: «Dass es zu Gewalt gegen Sachen und Polizisten kommen kann, schliesse ich nicht aus.»