Stiegenhof Wangen: Bevölkerung für Landwirtschaft sensibilisieren
Peter Küenzi vom Stiegenhof in Wangen sieht in den letzten Wochen eine Chance, die Schweizer Landwirtschaft auch künftig mehr wertzuschätzen.

Viele Betriebe standen in den letzten Wochen vor grossen und vor allem aussergewöhnlichen Herausforderungen – nicht so bei Peter Küenzi. Beim Landwirt vom Stiegenhof in Wangen nahm alles seinen gewohnten Lauf. «Ich habe diese Corona-Zeit eigentlich als sehr positiv wahrgenommen. Man hat die Landwirte in der Schweiz wieder viel mehr wertgeschätzt.» Bei der Landwirtschaft handle es sich um ein so komplexes Geflecht, das viele nicht verstehen, dennoch aber gerne darüber diskutieren. «Wenn man an einem Rad dreht, setzt das vier weitere in Bewegung.»

Für Peter Küenzi wäre es zum einen wünschenswert, diese Wertschätzung auch nach der Pandemie noch aufrechtzuhalten, zum anderen ist es ihm wichtig, die Bevölkerung mehr für landwirtschaftliche Themen zu sensibilisieren. «Ich habe auch schon Leute angetroffen, die auf einem Weizenfeld ein Picknick gemacht haben. Das machen sie dann nicht aus Bosheit, sondern weil sie es einfach nicht besser wissen.» Ein konstruktives Gespräch sei dann oft am besten.

Rehkitzrettung mit Drohne
Ein gutes Beispiel für einen zielführenden Dialog sei die Crowdfunding-Aktion zur Rehkitzrettung, die Peter Küenzi diesen Frühling lanciert hat. Beim Mähen werden immer wieder Jungtiere von den grossen Maschinen erfasst, weil man sie im hochgewachsenen Feld nicht sieht. Mittels Drohne sollen die Felder vor dem Mähen zuerst abgeflogen und allfällige Rehkitze rausgetragen werden. Wichtig sei dabei, dass man die Tiere nicht direkt anfasst. «Wenn sie noch so klein sind, riechen sie nach nichts. So sind sie vor ihren Feinden geschützt. Wenn man sie dann anfasst, nimmt die Mutter sie nicht mehr an.»

Im Gespräch mit der Landwirtschaftskommission konnten allfällige Einwände, beispielsweise in Bezug auf Vögel, diskutiert und entsprechend gelöst werden. Dank dem grosszügigen Beitrag der Wangener habe man dieses Jahr mit dem Projekt starten können. «Es macht mir wahnsinnig grosse Freude, zu sehen, wie bereitwillig die Bevölkerung mitgemacht hat.»
Ackerbau und Pensionsstall
Peter Küenzi hat im Landwirt seinen Traumberuf gefunden. «Ich hätte mir nicht vorstellen können, jemals etwas anderes zu machen.» Er hat den Hof von seinen Eltern übernommen und führt neben dem Ackerbau auch einen Pensionsstall für aktuell 24 Pferde. Die Besitzer können ihr Pferd auf dem Hof lassen und der Landwirt übernimmt die Grundversorgung des Tiers.

«Wenn man seine Arbeit gerne macht, dann macht man sie auch gut», ist er sich sicher. Rückblickend hätte er sich für denselben Lebensweg entschieden, ausser, dass er in jungen Jahren vielleicht noch auf Reisen gegangen wäre. «Das längste, das ich nicht gearbeitet habe in meinem ganzen Leben, waren zwei Wochen, als ich einen Unfall hatte. Sonst habe ich nie gefehlt.» Er habe sich auch schon überlegt, wie es wohl wäre, seine Arbeit hier an den Nagel zu hängen und ins Ausland zu gehen. «Die Frage ist aber, ob ich da wirklich glücklicher wäre. Hier mache ich vielleicht nicht immer alles gleich gerne, aber ich finde immer wieder etwas, das mich in meinem Beruf erfüllt.»