Wie die Fachhochschule Graubünden mitteilt, untersuchte sie das touristische Potenzial von Graubünden. Die Ergebnisse der Studie liegen vor.
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«New Work» beschreibt eine Arbeitsweise, die mehr Freiheit, mehr Selbstbestimmung und eine Flexibilisierung des Arbeitsortes mit sich bringt. Solche Ansätze halten verstärkt auch Einzug in die Angebotswelt des Tourismus, während der Covid19-Pandemie erfuhren sie einen regelrechten Entwicklungsschub.

Die Fachhochschule Graubünden untersuchte im Auftrag des Amts für Wirtschaft und Tourismus Graubünden das touristische Potenzial, das sich daraus ergeben könnte. Die Studie zeigt, dass das Potenzial nicht unbedingt im Volumen an zusätzlichen Gästen, sondern in der längeren Aufenthaltsdauer dieser «New Work»-Gäste liegt.

Begriffe wie Hoteloffice, Workation, Coworking oder Retreat haben im Zusammenhang mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung von «New Work» vermehrt Einzug in die Angebotsbeschreibungen der touristischen Anbieter gefunden.

Neben den Unklarheiten hinsichtlich der Abgrenzung dieser Konzepte sowie der Verwendung der Begrifflichkeiten untersuchten die Forschenden des Instituts für Tourismus und Freizeit (ITF) in der eben veröffentlichten Grundlagenstudie insbesondere auch das touristische Potenzial, das sich aus «New Work» für Graubünden ergeben könnte.

Gäste, die in ihren Ferien arbeiten

Die Untersuchung zeigt, dass im Zentrum des touristischen Potenzials für Graubünden die «New Work»-Angebote mit Übernachtung stehen. Dabei kristallisierten sich drei Ausprägungen heraus, deren Unterscheidung für die erfolgreiche zukünftige Angebotsgestaltung wichtig ist, da die Gäste jeweils sehr unterschiedliche Bedürfnisse haben, «Workation light», «Workation real» und «Retreats».

Die «New Work»-Gäste, die für Graubünden am interessantesten sind, zeichnen sich dadurch aus, dass ihr Reisefokus auf den Ferien liegt, der Arbeit wird während des Aufenthalts nur nebenbei nachgegangen. Fast alle Workation-Gäste in den untersuchten Bündner Destinationen lassen sich aktuell dieser Gruppe des Typs «Workation light» zuordnen.

Die «Workation light» kann eine zusätzliche Auslastung zur Randzeit und Nebensaison ermöglichen. Die zweite in der Analyse identifizierte und «Workation real» genannte Gruppe, umfasst Gäste, welche zum Arbeiten in eine Destination kommen und sich dort über einen gewissen Zeitraum aufhalten.

Bei diesem Angebot liegt der Fokus auf der Arbeit. Diese Gästegruppe ist jedoch in Graubünden kaum vorhanden, wie die Untersuchung zeigt. Lediglich für einzelne Leistungsträger ein touristisches Potenzial stellt die dritte Ausprägungsform, «Retreats», dar, welche sich auf Teamanlässe von Unternehmen spezialisiert.

Potenzial liegt in der Aufenthaltsverlängerung

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse also, dass das Potenzial nicht unbedingt im Volumen an zusätzlichen Gästen, sondern hauptsächlich in der Aufenthaltsverlängerung der «New Work»-Gäste besteht. Und, dass die «New Work»-Gäste, welche ein touristisches Potenzial aufweisen, sich dadurch auszeichnen, dass ihr Reisemotiv eher auf dem Ferien- und Freizeit-Aspekt und nur «nebenbei» auf dem Arbeits-Aspekt beruht.

Die Handlungsempfehlungen zur Erschliessung dieses Potenzials liegen in den Bereichen der Professionalisierung des Angebots, der internen sowie externen Produktkommunikation, der Angebotsinfrastruktur und der Kooperationen innerhalb der Destinationen.

Die touristischen «New Work»-Angebote müssen gleichzeitig unterschiedliche Segmente ansprechen, damit sie rentieren können. Dabei muss die aufgezeigte Bedürfnisdiversität berücksichtigt und bedient werden. Hierbei können Kooperationen auf Destinationsebene entscheidend sein.

Zudem ist darauf zu achten, dass die Angebotskommunikation der Realität von Angebot und Nachfrage entspricht. Das kann herausfordernd sein, da viele Gäste zwar «Workation light»-Angebote nachfragen, sich aber selbst als «Workation real»-Gäste wahrnehmen. Adressaten der Handlungsempfehlungen sind in erster Linie die Destinationen sowie touristische Leistungsträger.

Touristische Nischenangebote sind vorhanden

Der Tourismusrat Graubünden hat die Erstellung einer derartigen Grundlagenstudie angeregt, um touristische Potenziale in Graubünden und aktuelle Entwicklungen im Nachgang zur Covid-19-Pandemie zu erörtern. Das ITF wurde daraufhin vom Amt für Wirtschaft und Tourismus Graubünden (AWT) beauftragt.

Das Institut für Freizeit und Tourismus trägt durch seine angewandte Forschung und praxisnahen Entwicklungsprojekten zur Weiterentwicklung des Tourismus bei. Insbesondere der Revitalisierungsprozess des Schweizer und Bündner Tourismus wird aktiv begleitet.

Zu diesem Zweck werden die Forschungsfelder Service Innovation, Tourismus 4.0, Management von touristischen Immobilien und Infrastrukturen sowie Nachhaltige Entwicklung bearbeitet. Partner und Kunden des ITF sind Destinationen, Leistungsträger, Verbände sowie Politik und Verwaltung, mit denen Lösungen zu unternehmerischen, gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen in den Bereichen Tourismus und Freizeit erarbeitet werden.

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