Wie die Fachhochschule Graubünden informiert, ist das zivilgesellschaftliche Engagement gerade in den Regionen und Gemeinden eine wichtige Ressource.
Fachhochschule Graubünden
Studie an der Fachhochschule Graubünden. - FH Graubünden
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Angesichts des demografischen Wandels wird dem Engagement der älteren Bevölkerungsgruppe eine wichtigere Bedeutung zukommen.

Das Forschungsprojekt «Plus 65» der Fachhochschule Graubünden untersuchte das aktuelle Engagement von Senioren, deren Bedürfnisse und vertiefte erstmals die Rolle und Möglichkeiten der Gemeinde.

Als Ergebnis wurde die Toolbox «Plus 65» entwickelt, die den Gemeinden mit einem flexiblen Vorgehensmodell hilft, ihre Alterspolitik kreativer und potenzialorientierter auszugestalten.

Das Forschungsprojekt kann den Gemeinden helfen

«Studien zeigen, dass Senioren eine wichtige Stütze im zivilgesellschaftlichen Engagement darstellen.

«Die Rolle der Gemeinde als Ermöglicherin und Förderin wurde diesbezüglich jedoch kaum untersucht», sagt Dario Wellinger, Projektleiter am Zentrum für Verwaltungsmanagement der FH Graubünden.

«Mit unserem Forschungsprojekt haben wir erstmals schweizweit Senioren zu ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement und ihrer Einschätzung zu den kommunalen Massnahmen befragt.»

Die Ergebnisse können einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Alterspolitik in den Gemeinden leisten.

Gut integrierte Senioren haben hohes Potenzial

Das Forschungsprojekt wurde von der FH Graubünden zusammen mit der Pro Senectute durchgeführt und von der Beisheim Stiftung, Migros Kulturprozent sowie der Walder Stiftung unterstützt.

Dabei wurde eine schweizweite, repräsentative Befragung von rund 580 Personen im Alter von 55 bis 85 Jahren sowie eine Reihe von Interviews mit Experten aus Gemeinden, Unternehmen und Wissenschaft durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigen ein erfreuliches Bild. Die Befragten fühlen sich sowohl gesellschaftlich als auch politisch gut in ihrer Wohngemeinde integriert.

Etwas überraschend ist die hohe Anzahl an Engagierten, über alle Teilnehmenden sind dies 48 Prozent. Dieser Anteil geht mit fortschreitendem Alter nur unwesentlich zurück.

Senioren können vier Gruppen zugeordnet werden

In der Studie wurden die Befragten vier Typen zugeordnet. Diese unterscheiden sich hinsichtlich ihres aktuellen Engagements und dem Wunsch, sich auch zukünftig zu engagieren.

20 Prozent zählen zu den «Zurückgezogenen», das heisst Personen, die derzeit kein Engagement ausüben und auch keines suchen und sieben Prozent fallen unter die «Bloomer», die heute engagiert sind, sich aber in Zukunft kein zusätzliches Engagement mehr wünschen.

Daneben gibt es 32 Prozent «Fragezeichen». Das sind Personen, die nicht engagiert sind, sich in Zukunft aber ein Engagement vorstellen können.

Weitere 41 Prozent gehören zu den «Stars», dass heiss aktuell Engagierte, die auch in Zukunft ein Engagement übernehmen möchten.

Beliebte Nachbarschaftshilfe, unbeliebtes politisches Amt

Als zukünftig denkbares Engagement sind vor allem die Mitwirkung bei Nachbarschaftshilfen, die administrative Unterstützung von anderen Personen und die Mitarbeit in generationsverbindenden Projekten auf Anklang gestossen.

Als zukünftiges Engagement am unbeliebtesten schätzen die befragten Senioren das politische Amt in der Gemeinde ein.

Dies zeigt einmal mehr die Schwierigkeit der Ressourcenmobilisierung für das politische Milizsystem deutlich auf.

Narrativ der Politik-Überalterung widerspricht den Fakten

In der Altersgruppe der 65- bis 85-Jährigen üben weniger als fünf Prozent ein politisches Amt auf Gemeindestufe aus und kaum jemand ein solches auf regionaler oder kantonaler Ebene.

Dies widerspricht dem in Medien und Öffentlichkeit vorherrschenden Narrativ der Überalterung der Politik.

Die Zukunftsgestaltung als Motiv ist auch bei der ältesten Befragungsgruppe der 75- bis 85-Jährigen starkausgeprägt und nur wenig tiefer als bei der jüngsten Befragungsgruppe der 55- bis 64-Jährigen.

Toolbox hilft bei Weiterentwicklung der Alterspolitik

Die Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass die Gemeinden ihre Rolle in der Alterspolitik kreativer und mit einem potenzialorientierten Blick hinsichtlich der älteren Einwohnerschaft ausrichten sollten.

Engagementsformen in der Gemeinde müssen angepasst und individualisiert werden, um den Anforderungen an flexible und zeitlich befristete Engagements der Ü65-Jährigen gerecht zu werden.

Mit einer verbesserten Kommunikation der vorhandenen Massnahmen könnten die Gemeinden ihre Alterspolitik auch breiter abstützen.

Im Rahmen des Projektes wurde eine Toolbox mit Workshop- und Methodik-Material entwickelt, welches die Gemeinden entlang von vier Workshops mit Methodik und Wissen bei der Entwicklung von konkreten Massnahmen unterstützt .

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