In der Schweiz gibt es über 600 Wildbienenarten
Eine Zaunwicken-Sandbiene, die auf Pollen von Wicken und Platterbsen spezialisiert ist. - Andre Rey
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In der Schweiz gibt es über 600 Wildbienenarten. Welche von ihnen leben direkt vor unserer Haustüre? Und welche können mit einfachen Massnahmen gezielt gefördert werden? Die Einwohnergemeinde Cham gibt ihre Inventardaten weiter, damit alle bei der wichtigen Wildbienenförderung mitanpacken können – mit der kostenlosen Webanwendung "FuturePlanter". Die Einwohnergemeinde Cham setzt sich für den Erhalt der Artenvielfalt ein. Im vergangenen Jahr hat Cham u.a. verschiedene Gebiete sogenannt faunistisch untersuchen lassen. «Wir haben Reptilien, Amphibien, Tagfalter, Heuschrecken, Libellen und eben auch Wildbienen aus verschiedenen Gebieten in diesem faunistischen Inventar erfasst», sagt Manuela Hotz, Projektleiterin Umwelt der Gemeinde Cham. Vor allem bei den Wildbienen seien eine grosse Artenzahl und viele «Spezialisten» festgestellt worden. «Mit Spezialisten sind Wildbienen gemeint, die auf nur wenige oder im Extremfall sogar nur eine einzelne Pflanzenfamilie spezialisiert sind», erklärt die Umweltwissenschaftlerin. Um Wildbienen zu fördern, sei es darum entscheidend, zu wissen, welche Wildbienen bei uns vorkommen. Auf gemeindlichen Flächen hat die Gemeinde Cham begonnen, in Zusammenarbeit mit dem Bereichsleiter Gartenbau Markus Schuler, neue Standorte für Wildbienen zu schaffen. So z.B. auf dem Dorfplatz in Cham. Wo immer möglich will die Gemeinde mit spezifischen Strukturen wie Totholzund Sandflächen sowie einer gezielten Pflanzenwahl, Wildbienen fördern. Denn: Fast die Hälfte aller Wildbienenarten gelten in der Schweiz als bedroht. Für unsere Ökosysteme sind sie jedoch von herausragender Bedeutung. «Wildbienen sind die wichtigsten Bestäuber von Wild- und Kulturpflanzen», erklärt der Wildtierökologe André Rey. Gerade in Siedlungsräumen lassen sie sich besonders gut fördern.

FuturePlanter hilft Wildbienen zu erkennen und zu fördern

Seit vergangener Woche kann nun auch die Bevölkerung von Cham bei der Wildbienenförderung mitanpacken. Dies dank der kostenlosen Webanwendung FuturePlanter. FuturePlanter bildet die Brücke zwischen wissenschaftlicher Datenbasis – aus Erhebungen und Inventarisierungen – und dem wertvollen Engagement von Privatpersonen. Das faunistische Inventar der Gemeinde Cham ist bei FuturePlanter eingeflossen und liefert nun die Daten. Über wenige Angaben zeigt die Anwendung, welche seltenen Wildbienenarten in der Nähe vorkommen und mit welchen Pflanzen man sie unterstützen kann. Nebenbei sorgen die empfohlenen einheimischen Pflanzen auch für ein bunt blühendes und biodiverses Umfeld.

Erste Projektphase mit Cham

Die in Zug ansässige und momentan noch in Gründung befindliche, gemeinnützige Stiftung Green Advance ermöglicht und entwickelt das Projekt speziell für die städtischen Räume. In der ersten Phase umfasst FuturePlanter die Städte Cham, Zug, Schaffhausen und Zürich. Weitere Orte sind in Vorbereitung. Bis die Datengrundlagen für diese gegeben ist, erhalten ihre Bewohnerinnen und Bewohner blühende Empfehlungen für die allgemeine Wildbienenförderung. «In Cham können Wildbienen bereits ganz gezielt gefördert werden. Städte stellen für heimische Wildbienen einen wichtigen Lebensraum dar. Bei der Inventarisierung im vergangenen Jahr waren zehn der nachgewiesenen 66 Wildbienenarten neu im Kanton Zug», berichtet Manuela Hotz. Das unterstreicht die Rolle der Städte im Zusammenhang mit der Wildbienenförderung.

Bericht des Weltbiodiversitätsrats

Gerade angesichts des soeben vorgelegten Berichts des Weltbiodiversitätsrats steht ausser Frage, wie entscheidend neben politischen und unternehmerischen Massnahmen auch das private Engagement im Alltag ist. Hierfür leisten konkrete, zielgerichtete und einfach umzusetzende Handlungsempfehlungen wie die von FuturePlanter einen wertvollen Beitrag. «Unter den Wildbienen finden sich seltene Arten, die gezielt Förderung benötigen», betont Manuela Hotz. Weitere Erhebungen der Gemeinde sind auch im laufenden Jahr geplant. Die neuen gesammelten Daten werden anschliessend wieder in FuturePlanter einfliessen.

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