Die Zahl der Arten nimmt weltweit und schweizweit massiv ab.
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Die Stadt Biel. - Keystone
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Der Bericht des Weltbiodiversitätsrats der Vereinten Nationen zum globalen Zustand der biologischen Vielfalt ist eindeutig: Das Artensterben hat sich in den letzten Jahren massiv beschleunigt, sodass von den geschätzten acht Millionen Arten weltweit mittlerweile über eine Million vom Aussterben bedroht sind. Mit dem irreversiblen Schwund der Biodiversität verbunden sind etwa Rückgänge in der CO2-Speicherkapazität des Bodens, der Gefährdung der landwirtschaftlichen Produktion aufgrund der starken Abnahme von Bestäuberinsekten, die Verbreitung schädlicher invasiver Arten und der Kollaps von Ökosystemen.

Gemäss aktuellen Angaben des Bundesamtes für Umwelt stehen die biologische Vielfalt und ihre essenziellen Leistungen für die Gesellschaft und die Wirtschaft auch in der Schweiz unter Druck. Die intensive Nutzung natürlicher Ressourcen durch Landwirtschaft, Mobilität, Siedlungsausdehnung und Freizeitaktivitäten liessen seit 1900 die für die Biodiversität sehr wertvollen Flächen der Auen um 70 Prozent, der Moore um 80 Prozent und der Trockenwiesen und -weiden um 95 Prozent schrumpfen.

Mehr als ein Drittel aller untersuchten Arten der Schweiz ist gemäss dem Bund bedroht. Die zunehmende Verbreitung invasiver gebietsfremder Arten sowie der Klimawandel setzen die Biodiversität zusätzlich unter Druck.

Mit dem Aktionsplan Biodiversität 2021–2024 will der Gemeinderat seine Verantwortung wahrnehmen und die Biodiversität auf dem Bieler Gemeindegebiet erhalten und fördern, um dieser beängstigenden Entwicklung entgegenzuwirken. Zum Aktionsplan gehören folgenden Massnahmen:

- Artenförderung durch die ökologische Aufwertung von Lebensräumen. Hier wird der Fokus auf stark bedrohte Arten wie die Amphibien und Reptilien gelegt. Das Territorium der Stadt Biel eignet sich hervorragend, um geeignete Lebensräume für diese beiden gefährdeten Arten zu schaffen.

- Sensibilisierung und Kommunikation. Die seit September 2016 im Rahmen eines Pilotprojekts möglichen kostenlosen Gartenberatungen sollen fortgesetzt werden. Zudem soll die Koordination und Kommunikation des Festivals der Natur in Biel und Region weiterhin durch die Stadt Biel sichergestellt werden. Ausserdem sollen zusätzliche Massnahmen zur Sensibilisierung der Bevölkerung ergriffen werden, wie beispielsweise Informationsreihen zur Bekämpfung invasiver Neophyten (nicht einheimische Pflanzen) oder zur Vermeidung des Einsatzes von Pestiziden in Gärten.

- Floreninventar via Citizen Science: Der Gemeinderat will mithilfe der fachkundigen Bevölkerung ein Floreninventar der Stadt Biel erstellen. In einem Floreninventar werden alle in einem bestimmten Gebiet (hier Stadtgebiet) vorkommenden Pflanzenarten erhoben und kartiert. Ein Floreninventar ist eine wichtige Grundlage für die Erhaltung und Förderung der pflanzlichen Artenvielfalt, für die Erstellung von regionalspezifischen Saatmischungen, für die Beurteilung von Baugesuchen und das Festlegen allfälliger Ersatzleistungen (nach Natur- und Heimatschutzgesetz) sowie für die Bekämpfung invasiver Neophyten.

Zur Finanzierung des Aktionsplans Biodiversität beantragt der Gemeinderat dem Stadtrat einen

Verpflichtungskredit von brutto CHF 600'000.00 für die Jahre 2021–2024. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Stadt Biel für die geplanten Massnahmen rund CHF 190'000.00 an Beiträgen Dritter auslösen kann.

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