Wie die Stadt Biel mitteilt, wurde die Frage über das bauliche und industrielle Erbe von Biel in den vergangenen Monaten Gegenstand öffentlicher Diskussionen.
Blick auf Biel.
Blick auf Biel. - Nau.ch / Ueli Hiltpold
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Der laufende Abbruch der ehemaligen Mikron-Fabrik im Bereich des Brühlplatzes hat in den vergangenen Monaten zahlreiche Reaktionen seitens der Bevölkerung ausgelöst.

Tatsächlich verschwindet damit ein Teil Bieler Industriegeschichte, um Platz für neue Gebäude zu schaffen.

Erich Fehr wies aber auch darauf hin, dass das künftige Projekt qualitativ hochwertig ist und das gesamte Quartier mit der Neugestaltung der Alleestrasse eine Aufwertung erlebt.

Er erinnerte ebenfalls daran, dass die neue Überbauung, welche durch die Grundeigentümerin realisiert wird, einen umfangreichen Planungsprozess nach demokratischen Grundsätzen und entsprechenden Qualitätskriterien durchlaufen hat, bevor sie 2019 von der Bieler Stimmbevölkerung gutgeheissen wurde.

Industrie-Ikonen sollen erkannt werden

Das Komitee reUsine setzt sich für den Erhalt und eine sinnvolle Umnutzung von Industriebauten ein und bedauert entsprechend ihren Abbruch.

«Alle Behörden, Eigentümer und Bauherren sind aufgerufen, die Bedeutung dieser Bieler Industrie-Ikonen als Orte der Identität und der Nutzungsvielfalt zu erkennen und die Potenziale dieser Areale ohne radikalen Abriss zu nutzen», schreibt reUsine.

Das Komitee reUsine fordert von der Stadt Biel ein Konzept, wie künftig in Planungs-, Baubewilligungs- und Wettbewerbsverfahren dem Erhalt von quartier- und stadtbildprägenden Bauten der Industriebaukultur stärker Rechnung getragen wird.

Das Industrieerbe soll besonderen Stellenwert bekommen

Erich Fehr teilt diese Absicht: «Das Bieler Industrieerbe liegt mir am Herzen, denn es bildet die Grundlage für das, was wir sind, und für die Werte unserer innovativen und weltoffenen Arbeiterstadt, sowohl in Bezug auf ihre Exporte wie auch auf ihre Bewohner.»

Deshalb beabsichtigt die Stadt, in den kommenden Jahren dem Industrieerbe, insbesondere der Uhrenindustrie, über die baurechtlichen Fragen hinaus einen bedeutenderen Stellenwert einzuräumen.

Zukunftsfähige Weiterentwicklung der Stadt

Die Erstellung von Neubauten oder der Bau neuer Strassen und Leitungen sind mit einem erheblichen Energieverbrauch und hohen Kosten verbunden.

Deshalb hat sich die Stadt Biel zum Ziel gesetzt, neue Quartiere wenn immer möglich auf der bestehenden Struktur zu planen, um von den verfügbaren Infrastrukturen zu profitieren und die Bauten so lange wie möglich nutzen zu können.

In diesem Sinne betont Florence Schmoll, Leiterin der Abteilung Stadtplanung, die Wichtigkeit, das bauliche Erbe weiterzuentwickeln, umzunutzen, zu ergänzen, anzupassen oder zu sanieren, damit es den aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen entspricht, insbesondere hinsichtlich Energie und Nachhaltigkeit, dabei aber gleichzeitig die geschichtliche Verwurzelung zu bewahren.

«Aus der Kombination von Alt und Neu kann Hochwertiges und eine grosse Vielfalt entstehen, dies setzt jedoch seitens aller am Bau Beteiligten auch viel Willen und Kreativität voraus», betonte sie.

Strenger gesetzlicher Rahmen

Dies trifft umso mehr zu, als die übergeordnete Gesetzgebung dem Eigentumsrecht einen sehr hohen Stellenwert beimisst und den Grundeigentümern weitgehende Rechte einräumt.

«Und damit auch die entsprechende Verantwortung», betont Erich Fehr. Die Gemeinde kann daher den Abriss eines Gebäudes nicht verhindern, wenn dieses auf kantonaler Ebene nicht geschützt ist.

Ein vorgängiges Abbruchsverbot für ein Gebäude kann auch nicht in Erwägung gezogen werden, da jede Situation einzeln beurteilt werden muss.

Jede grössere baurechtliche Änderung durchläuft jedoch ein Planungsverfahren, bei dem alle Betroffenen informiert werden und Organisationen wie der Schweizer Heimatschutz, Pro Natura oder der VCS und direkt betroffene Grundeigentümer sowie weitere Personen die Möglichkeit erhalten, mit der Planungsbehörde das Gespräch aufzunehmen.

Aktive Kollaboration

Erst danach und auf der Grundlage einer demokratisch validierten Regelung kann die Grundeigentümerschaft mit dem Bau beginnen.

Die Stadt Biel unterstützt den Standpunkt von reUsine grundsätzlich – im aktuellen Kontext stellt sich aber eher Frage des «Wie» und nicht des «Warum».

Das Komitee reUsine und die Stadt Biel sind sich einig, dass es wichtig ist, Grundeigentümerschaften, Investoren, Planerinnen und Planer sowie die Bevölkerung auf die Bedeutung des baulichen Erbes sowohl in Bezug auf die Geschichte wie auch die Nachhaltigkeit zu sensibilisieren.

Auf dieser Ebene kann reUsine einen erheblichen Beitrag leisten.

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