Bern ist stets das Schlusslicht bei Wahlauszählungen, obwohl es deutlich grössere Städte in der Schweiz gibt. Das hat mehrere Gründe.
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Bern besticht durch seine Schönheit - doch die anhaltende Langsamkeit bei der Wahlauszählung sei «ein Ärgernis». - Unsplash
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Stadt Bern ist bei Wahlen immer ein bisschen langsamer als der Rest des Landes.
  • Das sorgt nicht nur bei Politikern für Ärgernis.
  • Die Verantwortlichen sehen allerdings keinen Grund, um aktiv zu handeln.
  • Stattdessen sehen sie die Gemütlichkeit in Besonderheiten der Stadt begründet.

Die Stadt Bern ist bekannt für ihre gemächliche Art, besonders wenn es um die Auszählung der Wahlresultate geht. Obwohl Städte wie Zürich oder Genf deutlich grösser sind, ist Bern doch immer ein Fünkchen langsamer. Aber warum ist das so?

Die Herausforderungen der Stadtkanzlei

Ein direkter Vergleich mit anderen Städten sei nicht ganz fair, erklärt Claudia Mannhart gegenüber der «Berner Zeitung». Sie ist die Stadtschreiberin von Bern und kennt die Unterschiede.

In Basel-Stadt seien die Wahlergebnisse beispielsweise, zur Verärgerung der Politiker, «erst» um 20.30 festgestanden. Dort standen nur fünf Sitze zur Wahl, während Bern 26 Parlamentarier wählte.

Auch die Anzahl der abgegebenen Stimmen spielt eine Rolle bei der Auszählungsdauer. In Bern lag die Wahlbeteiligung mit 59 Prozent deutlich über dem kantonalen Durchschnitt von 50 Prozent. Auch die Beteiligungen in Zürich (52 Prozent) oder Basel (51 Prozent) waren deutlich geringer.

Berner verändern Wahlzettel

In Bern gibt es allerdings noch eine weitere Besonderheit: «In der Stadt wird jeder zweite Wahlzettel verändert», so Mannhart zur «Berner Zeitung». Diese veränderten Zettel werden anders behandelt als unveränderte. Sie müssen manuell im IT-System erfasst werden, was bis zu zehn Minuten dauern kann.

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Bei jeder Wahl ist Bern stets das Schlusslicht bei der Auszählung der Stimmen. - keystone

Zudem setzt Bern auf nur ein Auszählzentrum, während in Zürich die Wahlzettel in neun verschiedenen Wahlkreisen ausgezählt werden. Laut Mannhart ist das Tempo der Auszählung auch eine Frage der Ressourcen und des Einsatzes von erfahrenen Wahlhelfern.

Trotz der Kritik sieht Mannhart laut der «Berner Zeitung» keinen dringenden Handlungsbedarf: «Wir prüfen immer, was wir verbessern können. Aber in der Regel sind wir im Rahmen der erwarteten Zeiten.»

«Berner Langsamkeit ist ein Ärgernis»

Lukas Golder vom Meinungsforschungsinstitut GFS Bern sieht einen Vorteil darin, wenn definitive Resultate bereits am Sonntagabend vorliegen: «Für Parteien, Medien und alle anderen ist die Berner Langsamkeit ein Ärgernis». Er vermutet sogar gegenüber der «Berner Zeitung», dass die Stadt noch nicht vollständig im Datenzeitalter angekommen ist.

Dennoch relativiert er seine Aussagen: «Bern ist besser geworden, aber weniger als die anderen Kantone.»

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