Nach dem Verlust ihres Sitzes im Ständerat startet die grüne Politikerin Lisa Mazzone neu durch – an der Spitze der Grünen Schweiz.
Lisa Mazzone
Ein erstaunlicher Karrieresprung zeichnet sich in der politischen Laufbahn von Lisa Mazzone ab. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Die 36-jährige Grüne Lisa Mazzone hat in ihrer politischen Karriere einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. Zuerst bei den Grünen im Kanton Genf und danach als National- und Ständerätin. Ihre Karriere erfuhr einen Dämpfer, als sie im Oktober 2023 ihren Sitz im Ständerat verlor. Nach dem Rückschlag wird die Politikerin ihre Überzeugungen nun an der Spitze der Grünen Schweiz vertreten.

Lisa Mazzone wurde am 25. Januar 1988 in Genf geboren und wuchs in Versoix GE auf, wo sie die obligatorische Schulzeit absolvierte. Sie kam früh mit Politik in Kontakt, da ihr Vater für die Grünen im Gemeinderat war. Mit 18 Jahren gründete sie das Jugendparlament in ihrer Gemeinde.

In der Folge beschloss sie, den Genfer Grünen beizutreten. Sie wurde 2011 zum ersten Mal in den Gemeinderat von Grand-Saconnex GE gewählt, bevor sie im Oktober 2013 in den Grossen Rat wechselte. Mazzone übernahm im März 2014 das Präsidium der Genfer Grünen.

Parallel dazu studierte Mazzone an der Universität Genf französische Literaturwissenschaften und Latein. «Ich bin immer meinen Leidenschaften gefolgt und für mich sind Kritikfähigkeit, Analysefähigkeit und Sprachverständnis ein Trumpf, um in der Politik tätig zu sein», sagte sie der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. 2010 wurde sie Koordinatorin des Vereins Pro Velo Genf und 2014 Projektbeauftragte.

Im Oktober 2015 wurde das Genfer Polittalent in den Nationalrat gewählt und war jüngste Parlamentarierin. Als solche durfte sie zur Eröffnung der 50. Legislaturperiode eine Rede halten.

Mazzones politische Karriere

Nachdem sie ihr Amt als Präsidentin der Genfer Grünen abgegeben hatte, übernahm sie im April 2016 das Vizepräsidium der Partei. Diese Verantwortung hielt sie bis 2020.

Im Jahr 2019 wurde Mazzone mit gerade einmal 30 Jahren Ständerätin. Sie setzte sich für eine Revision des Sexualstrafrechts, eine Beschleunigung der Produktion erneuerbarer Energien in der Schweiz und die Ehe für alle ein. «Das ist die grünste Legislaturperiode, die die Schweiz je hatte», sagte sie.

Bei den eidgenössischen Wahlen im Oktober 2023 kam es zum Bruch: Mazzone schied aus dem Ständerat aus. Stattdessen wurden Carlo Sommaruga (SP) und der ehemalige Genfer Staatsrat Mauro Poggia (MCG) in den Ständerat gewählt.

Aus Enttäuschung kündigt die 30-Jährige an, sich aus der Politik zurückzuziehen. «Es ist wie eine Narbe, man findet sie hässlich, aber dann gehört sie zu einem. Es geht darum zu sehen, wie man daraus eine Stärke und eine Ressource für die zukünftige Arbeit machen kann», sagte sie.

Nach der Niederlage der Grünen bei den eidgenössischen Wahlen 2023 kündigte deren Präsident, Balthasar Glättli, seinen Rücktritt an. Ende Januar liess Mazzone verlauten, dass sie für das frei werdende Amt kandidieren werde. Konkurrenz bekam sie keine.

Neue Herausforderungen als Parteipräsidentin

Nicht im Parlament vertreten zu sein, ist nach Ansicht der italienisch-schweizerischen Doppelbürgerin kein Hindernis, um das Amt als Parteipräsidentin auszuüben. «Im Gegenteil, es gibt eine ganze Menge Arbeit, die man ausserhalb des Parlaments erledigen muss und die Zeit erfordert. Politik findet nicht nur unter der Kuppel des Bundeshauses statt, sondern auch in Vereinen, in der Zivilgesellschaft, in der Wissenschaft, in der Kultur, in der Wirtschaft», sagte sie.

«Wir haben Gegenwind erfahren. Es geht für die Grünen darum, die Schweiz in ihrer Beziehung zur Welt, zur Umwelt und zur Solidarität überzeugend voranzubringen», sagte die Genferin. Ziel sei es, die Partei wieder stärker zu mobilisieren. Sie plädiert für einen Einzug der Grünen in den Bundesrat und bedauert, dass ein Teil der Bevölkerung dort nicht vertreten sei. Mit zehn Prozent Wähleranteil gehören die Grünen zu den grössten Parteien der Schweiz.

Lisa Mazzone lebt gemäss «Schweizer Illustrierte» zusammen mit ihrem Partner, dem Co-Kommunikationschef des Eidgenössischen Departement des Innern Christoph Lenz, und den beiden Söhnen des Paars in Genf und Bern. Sie ist die einzige Westschweizerin an der Spitze einer nationalen Partei. Ihr Aufstieg erfolgte dabei ganz ohne die Mithilfe von sozialen Netzwerken, auf denen sie nicht präsent ist.

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