9’000 Wahlberechtigte aus Köniz konnten erstmals darüber entscheiden, welche Fragen in den Fragenkatalog der Online-Wahlhilfe einfliessen sollen.
Liebefeld Park - Universität Bern

In einem schweizweit einzigartigen Pilotprojekt konnten 9’000 Wahlberechtigte der Gemeinde Köniz erstmals selbst darüber entscheiden, welche Fragen in den Fragenkatalog der Online-Wahlhilfe smartvote einfliessen. Im Rahmen eines Projektes des Schweizerischen Nationalfonds unter der Leitung des Instituts für Politikwissenschaft der Universität Bern hatten die Wahlberechtigten die Möglichkeit, auf der eigens dafür entwickelten Online-Plattform «Demokratiefabrik», den smartvote-Fragebogen für die anstehenden Gemeindewahlen zu erarbeiten. Nun zeigt ein erster Ergebnisbericht, dass diese neue Beteiligungsform gut funktioniert hat. Mehr Informationen gibt es auf der Website. 

Einzigartiges Pilotprojekt

In einem schweizweit einzigartigen Pilotprojekt konnten 9’000 Wahlberechtigte der Gemeinde Köniz erstmals selbst darüber entscheiden, welche Fragen in den Fragenkatalog der Online-Wahlhilfe smartvote einfliessen. Im Rahmen eines Projektes des Schweizerischen Nationalfonds unter der Leitung des Instituts für Politikwissenschaft der Universität Bern hatten die Wahlberechtigten die Möglichkeit, auf der eigens dafür entwickelten Online-Plattform «Demokratiefabrik» den smartvote-Fragebogen für die anstehenden Gemeindewahlen zu erarbeiten. Nun zeigt ein erster Ergebnisbericht, dass diese neue Beteiligungsform gut funktioniert hat.

Das Zeitalter der Digitalisierung bietet ungenutzte Möglichkeiten für innovative Formen der demokratischen Beteiligung. Hier setzt das Pilotprojekt «Demokratiefabrik» rund um die Studienleiterin Marlène Gerber des Instituts für Politikwissenschaft der Universität Bern an: Das Projekt soll die demokratische Partizipation der Bevölkerung im Wahlprozess fördern und den smartvote-Fragebogen auf die aktuellen politischen Themenschwerpunkte in der lokalen Bevölkerung abstimmen. Nun wurde evaluiert, ob diese zusätzliche Partizipationsmöglichkeit – gerade in einem Land mit ausgebauter direkter Demokratie wie der Schweiz –überhaupt einem Bedürfnis entspricht.

«Eine Teilnahmequote von 12 Prozent ist beträchtlich»

Erste Ergebnisse der «Demokratiefabrik» zeigen: Von den zufällig ausgewählten und eingeladenen 9'000 wahlberechtigten Personen haben sich 1'078 innert drei Wochen mindestens einmal auf der Demokratiefabrik aktiv beteiligt. «Im Vergleich mit anderen Studien und angesichts der Tatsache, dass der Zeitaufwand für die Teilnahme relativ hoch war und die Könizerinnen und Könizer dafür nicht finanziell entschädigt worden sind, ist eine Teilnahmequote von 12 Prozent beträchtlich», fasst Giada Gianola, Doktorandin der Universität Bern, die ersten Forschungsergebnisse zusammen.

52 Fragen für den smartvote-Fragenkatalog

Insgesamt konkurrierten auf der Online-Plattform «Demokratiefabrik» 100 Fragen der Wahlberechtigten um einen Platz im smartvote-Fragenkatalog für die bevorstehenden Gemeindewahlen in Köniz. Die lokalen Parteien erhielten im Vorfeld die Möglichkeit, ebenfalls Fragen einzubringen. 40 Vorschläge der lokalen Parteien standen den Teilnehmenden in der Demokratiefabrik zusätzlich zur Auswahl.

Über die definitive Auswahl der Fragen entschieden die Bewertungen der teilnehmenden Wahlberichtigten der «Demokratiefabrik». Auf dieser Basis wurden 52 Fragen für den smartvote-Fragenkatalog generiert.

Die im Nachgang durchgeführte Evaluation zeigte, dass die «Demokratiefabrik» als zusätzliche Beteiligungsmöglichkeit geschätzt worden war. Nach der Demokratiefabrik zeigten sich die 425 Teilnehmenden, die die Evaluation ausgefüllt hatten, vermehrt der Meinung, dass die Digitalisierung für die Demokratie Chancen berge.

Diverses Feld von Teilnehmern

Erste Ergebnisse weisen auf ein heterogenes Feld von Teilnehmern hin. Es haben sich annähernd so viele Frauen wie Männer an der Studie beteiligt. Des weiteren hat das neue digitale Beteiligungsformat nicht nur die junge Bevölkerung erreicht. Mit Ausnahme von Personen über 75 Jahren waren alle Altersgruppen gut vertreten.

Der Altersdurchschnitt ist mit 48 Jahren somit nur leicht jünger als derjenige der 9'000-köpfigen Zufallsstichprobe mit 52 Jahren. Im Vergleich zur Zufallsstichprobe etwas untervertreten war ferner die ländliche Bevölkerung. «Insgesamt ähnelt das Profil der Teilnehmenden demjenigen der Personen, die smartvote auch häufig als Wahlempfehlung nutzen», erklärt Marlène Gerber.

Mehr Zeit für Demokratie dank E-Partizipation

Dass rund tausend Personen am Projekt teilnahmen, ist wohl nur im digitalen Raum möglich: «Asynchrone digitale Beteiligungsformate wie die «Demokratiefabrik» erlauben Bürgerinnen und Bürgern, sich politisch zu beteiligen, auch falls die berufliche oder familiäre Situation dies eigentlich nicht zulassen würde. Auf der Plattform können sie sich individuell anmelden, wenn es die Zeit erlaubt und jede Person kann in ihrem eigenen Tempo arbeiten», erklärt Dominik Wyss, der die «Demokratiefabrik» im Rahmen des Forschungsprojektes entwickelte.

Ergebnisbericht online zugänglich

Ein Ergebnisbericht mit detaillierteren Kennzahlen zur Beteiligung an der Könizer Demokratiefabrik ist der Öffentlichkeit auf der Website der Demokratiefabrik zugänglich. Die im Rahmen des Pilotprojektes erhobenen Daten werden nun vom Forschungsteam ausgewertet, um detaillierte Schlussfolgerungen für künftige Projekte daraus zu ziehen. Der smartvote-Fragebogen zu den Könizer Gemeindewahlen kann auf der smartvote-Website eingesehen werden

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