Gesundheitsförderung macht in Bern seit 30 Jahren Schule
Vor 30 Jahren ist in Bern schrittweise das Netzwerk gesundheitsfördernde Schulen aufgebaut worden. 2022 werden rund 200 Projekte zum Thema Gesundheit umgesetzt.

In Bern ist in den vergangen drei Jahrzehnten schweizweit etwas Einmaliges entstanden. Alle Volksschulen sind dem Netzwerk gesundheitsfördernder Schulen beigetreten. Gesundheitsfördernde Netzwerke sind vielerorts nicht kommunal, sondern kantonal organisiert und der Anteil erreichter Schulen ist deutlich tiefer als in der Stadt Bern.
Mit Unterstützung der Fachstelle schulische Gesundheitsförderung und Prävention des Gesundheitsdienstes und gemeinsam mit den Schulleitungen engagieren sich in der Stadt Bern an allen Volksschulen Lehrpersonen für mehr Gesundheit und ein gutes Schulklima.
Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Schülern, Lehrpersonen, Schulleitungen und weiteren Schulbeteiligten.
Netzwerk zeigt seit 30 Jahren Wirkung
Die Stadt Bern hat in den letzten drei Jahrzehnten das erste und bis heute schweizweit vorbildliche Netzwerk aufgebaut. Mit viel Engagement setzen über 50 gesundheitsverantwortliche Lehrpersonen jährlich rund 200 Projekte an den Schulen um.
So ist beispielsweise das Projekt Peacemaker im Pestalozzi-Schulhaus entstanden. Kinder der fünften und sechsten Klasse werden zu Friedensbotschaftern ausgebildet und schlichten selber Konflikte auf dem Pausenplatz.
Übers Netzwerk werden in der Stadt alle 11‘500 Schüler, 1500 Lehrpersonen, Betreuungspersonen und Schulleitungen erreicht. Wissenschaftlich ist belegt, dass gesundheitsfördernde Schulen zu einem guten Schulklima beitragen und sich positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden aller auswirken. Inzwischen gibt es in 17 Kantonen vergleichbare Netzwerke.
Gesundheitsthemen im Spiegel der Gesellschaft
Am Ausgangspunkt der Gründung des Netzwerks gesundheitsfördernder Schulen waren das Drogenelend Anfang der 90er-Jahre und der politische Wille, die Prävention als wichtigen Schwerpunkt zu stärken.
Alle Kinder und Jugendlichen sollten so früh wie möglich erreicht und in ihrer Gesundheit und Entwicklung gestärkt werden. Im Verlaufe der vergangenen 30 Jahre haben sich die Herausforderungen stetig verändert, jede Generation hat ihre spezifischen Themen.
In den Anfangszeiten des Netzwerks standen Themen rund um den Drogenmissbrauch und die Aids-Prävention im Fokus. Heute sind es der Umgang mit den digitalen Medien, Mobbing oder die psychische Gesundheit. Gesundheit wird in der Stadt Bern umfassend verstanden. Richard Jakob, Co-Leiter des Gesundheitsdienstes, sagt, dass es nicht nur darum geht, den Schülern Gesundheit beizubringen.
Es geht auch um die Infrastruktur des Schulhauses, das Ernährungsangebot, um Arbeitsbedingungen, um den Raum für soziale Kontakte und um Lösungsstrategien für soziale Probleme. All das sind Faktoren, die dazu beitragen können, dass eine Schule nicht nur ein Ort ist, wo Gesundheit erlernt werden kann, sondern dass aus einer Schule eine gesunde Schule wird.
Das Schulfach «Glück» findet Anklang
Im Schulhaus Stapfenacker wurde vor ein paar Jahren in einigen Klassen das Schulfach «Glück» eingeführt. In diesem erlernen Kinder systematisch eine Sprache für ihre Gefühle und Emotionen und können diese somit besser wahrnehmen und regulieren.
Das Fach Glück fand bei den Kindern, den Lehrpersonen sowie den Eltern grossen Anklang. Mittlerweile wird es an weiteren Stadtberner Schulen ausprobiert. Das Fach Glück ist standardisiert und positiv evaluiert worden.
Im Wesentlichen geht es darum, Lebenskompetenzen sowie Resilienz zu entwickeln. Nebst der Benennung der Gefühle werden auch Strategien entwickelt, zum Umgang mit schwierigen Gefühlen.
So können beispielsweise Autoaggressivität oder Aggressivität vermieden werden. Dadurch entsteht ein gutes Klassenklima, welches wiederum bessere Lernleistungen ermöglicht.