Das Veloverleihsystem Publibike in Bern, das bislang ohne direkte Gelder der öffentlichen Hand in Betrieb ist, dürfte längerfristig kaum rentabel zu betreiben sein. Dies vermutet die Berner Stadtregierung in einer Antwort auf einen Vorstoss.
Veloverleihsystem
Das Veloverleihsystem soll klassische Velos und «langsame» E-Bikes zu einem Anteil von je mindestens 30 Prozent umfassen. - Keystone

Aus heutiger Optik will die Berner Stadtregierung auch künftig sicherstellen, dass es in der Bundesstadt ein öffentliches Veloverleihsystem gibt. Bis 2023 läuft ein bestehender Vertrag mit der Postautotochter Publibike.

Der Start von Publibike verlief wegen technischer Probleme alles andere als optimal. Immer wieder kam es zu vorwiegend technischen Pannen. Zeitweise mussten die Velos sogar eingezogen und umgerüstet werden, weil sie einfach zu knacken waren.

Die Stadt Bern will zu gegebener Zeit eine neue Ausschreibung lancieren, wie sie den Urhebern einer interfraktionellen Motion schreibt. «Das Ergebnis der Ausschreibung wird zeigen, ob das System weiterhin ohne öffentliche Betriebsbeiträge betrieben werden kann oder nicht», heisst es in der gemeinderätlichen Antwort.

Aufgrund der bisherigen Erfahrungen und der generellen Entwicklung sei jedoch zu vermuten, dass ein Veloverleihsystem, das flächendeckend, für alle zugänglich und preiswert ausgestaltet sei, langfristig nicht selbsttragend betrieben werden könne, kommt die Stadtregierung zum Schluss.

Ob unter diesen Umständen ein Veloverleihsystem weiterhin von privater Seite betrieben, oder ob allenfalls eine städtische Lösung in Betracht gezogen werden solle, sei heute noch nicht zu entscheiden, sondern zu gegebener Zeit gestützt auf die eingegangenen Offerten.

Die Stadtregierung empfiehlt die meisten Punkte des Vorstosses zur Ablehnung.

Die Vorstösser aus den Reihen von BDP, CVP, FDP und Jungfreisinn sehen die Sache etwas anders als die Stadtregierung. Sie rechnen dem Gemeinderat vor, dass das Veloverleihsystem mit einem Verpflichtungskredit über 783'766 Franken und einem Nachkredit von 209'991 Franken durch die Stadt Bern mitfinanziert worden sei. Der laufende Betrieb werde durch mit Steuergeldern finanzierte Abos für städtische Angestellte und weitere Personenkreise zumindest indirekt zusätzlich subventioniert.

Die PubliBike AG fuhr gemäss den Urhebern des Vorstosses seit 2011 Verluste von über 11 Millionen Franken ein. Die Vorstösser fordern deshalb unter anderem, dass die Stadt sicherstellt, dass in Bern künftig ein funktionierendes Verleihsystem verfügbar sei, das von einem privaten Anbieter und möglichst ohne Einsatz von öffentlichen Mitteln betrieben werden könne. Die Stadt solle darauf verzichten, ein solches System selber zu betreiben und damit die auf dem freien Markt tätigen Anbieter zu konkurrenzieren.

Das letzte Wort in der Sache wird der rot-grün dominierte Stadtrat haben.

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