Die Privatklinik- und Hotelgruppe Aevis Victoria expandiert weiter. Ihre Tochter Swiss Medical Network kauft einen Anteil am Hôpital du Jura bernois.
Aevis Holding SA
Das Logo der Privatklinik- und Hotelgruppe Aevis Victoria, früher Aevis Holding SA genannt. - Keystone

Die Privatklinik- und Hotelgruppe Aevis Victoria expandiert weiter im Kanton Bern. Ihre Tochter Swiss Medical Network (SMN) kauft für 27 Millionen Franken einen Anteil von 35 Prozent am der Hôpital du Jura bernois SA. Der Kaufvertrag sieht zudem eine Option für eine Mehrheitsbeteiligung innerhalb von drei Jahren vor.

Swiss Medical Network werde in den kommenden drei Jahren 25 Millionen Franken in Projekte der Hôpital du Jura bernois (HJB) SA an den Standorten Moutier und Saint-Imier investieren, teilten Aevis Victoria und der Berner Regierungsrat am Freitag gemeinsam mit.

Es sei das erste Mal, dass sich eine Privatgruppe an einem Spital, das dem Kanton Bern gehört, beteilige, hiess es im Communiqué. In der sich rasch wandelnden Spitallandschaft stelle die öffentlich-private Partnerschaft den langfristigen Fortbestand des akutsomatischen und psychiatrischen Angebots für die französischsprachige Bevölkerung des Kantons Bern sicher.

Zum Hôpital du Jura bernois gehören die Spitäler von Moutier und Saint-Imier, der psychiatrische Stützpunkt mit der Klinik Bellelay sowie das Medizentrum in Tavannes. HJB hält ebenfalls Beteiligungen am Medizentrum in Moutier, an der interjurassischen Zentralapotheke, am Röntgeninstitut des Berner Juras sowie am Radio-Onkologie-Zentrum Biel-Seeland-Berner Jura.

Mitte Juli hatte der Verwaltungsrat des Hôpital du Jura bernois bekannt gegeben, dass er eine Schweizer Grossbank beauftragt habe, einen Käufer für das Spital in Moutier zu finden. Aevis Victoria meldete kurz darauf bereits Interesse an einer Zusammenarbeit an.

Die Beteiligung an HJB sei Teil der Strategie, ein regionales integriertes Versorgungssystem zu entwickeln, schrieb Aevis Victoria nun. Die Gruppe war im Herbst 2018 über eine Partnerschaft mit der Siloah AG in den Berner Spitalmarkt eingetreten. Sie übernahm von der Berner Klinik die chirurgischen Aktivitäten.

An einer Medienkonferenz am Freitagnachmittag auf der Berner Staatskanzlei sagte der bernische Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg, die Kooperation erlaube es dem Kanton Bern, am Rand seines Gebiets ein umfassendes Angebot aufrecht zu erhalten.

Selbst wenn der Kanton Bern weitere 17 Prozent des HJB-Aktienkapitals gemäss der erwähnten Option verkaufte, könnte SMN nicht ohne Zustimmung des Kantons wichtige Entscheide treffen. Der Kanton Bern mache «sehr gute Erfahrungen» mit Privatspitälern auf der Spitalliste.

HJB-Verwaltungsratspräsident Anthony Picard sagte, der Einstieg von SMN stelle eine «einzigartige Gelegenheit» fürs bernjurassische Spital dar, Innovationen umzusetzen. Der Einstieg sei «eine exzellente Nachricht».

SMN-Verwaltungsratspräsident Raymond Loretan gratulierte der Berner Regierung für ihre «visionäre Kraft» und «Weitsichtigkeit». HMN sei offen für weitere Partner «ob aus Bern, Biel oder dem Kanton Jura».

Schon am Morgen hatte der Verwaltungsratsdelegierte der SMN-Muttergesellschaft Aevis Victoria, Antoine Hubert, zur Finanznachrichtenagentur awp gesagt, Aevis sei bereit für eine Kooperation mit dem Kanton Jura.

Eine interkantonale Arbeitsgruppe schlug Anfang 2019 vor, dass sich das Spital Moutier schwerpunktmässig auf Psychiatrie ausrichten solle. Auf die Frage, wie sich dieser Vorschlag mit den neuen Plänen vertrage, sagten die SMN-Vertreter, sie seien an einem psychiatrischen Angebot interessiert. Man wolle ein umfassendes Angebot im Berner Jura.

Laut Regierungsrat Schnegg informierte der Kanton Bern am Donnerstag drei jurassische Regierungsräte über den Aktienverkauf. Schnegg sagte, aus seiner Sicht sei die neue Entwicklung kompatibel mit den Vorschlägen der Arbeitsgruppe. Diese sei immer noch am Arbeiten. Der Aktienverkauf stehe in alleiniger Kompetenz des Berner Regierungsrats.

Der jurassische Gesundheitsdirektor Jacques Gerber sagte am Freitag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage, der Einstieg von SMN ändere aus seiner Sicht nichts an den eigenen Überlegungen, die hinsichtlich Spital des Berner Juras im Gang seien.

Die jurassische Regierung sei aber derzeit noch nicht in der Lage, die gesamten Auswirkungen der neuen Kooperation auf die hängigen Verfahren abzuschätzen.

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