Theater bringt Erich Kästners Worte in aktuellen Kontext
Kästner hat etwas über das Mensch-Sein zu sagen. Ungewollt passend zur Lage inszeniert Les Arts Scéniques ein Theaterstück und haucht seinen Worten Leben ein.

Das Wichtigste in Kürze
- «NEUES VOM TAGE» bringt Kästners emotionale Worte auf eine Basler Theaterbühne.
- Frau-Sein, Mann-Sein, Krieg, Flucht, Diskriminierung und Nationalismus stehen im Fokus.
- Neu arrangierte Lieder und komponierte Klaviermusik sind Bestandteil der Inszenierung.
«NEUES VOM TAGE» heisst die Produktion von Les Arts Scéniques (LAS), einer 2012 gegründeten gemeinnützigen Organisation mit Standort in Basel. Der ehemalige Schauspieler und Tänzer Cary Rick aus Chicago hat Herz und Seele in die Regiearbeit seines neusten Werks gesteckt. Kästners Worte berühren ihn zutiefst, da einst seine jüdischen Grosseltern zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor Pogromen aus der Ukraine flüchten mussten.
«Kästner könnte nicht treffender seine Gedanken zur Bücherverbrennung, dem Dritten Reich, der Judenverfolgung und der Vernichtung Dresdens teilen», so Cary.

Schlichtes Schauspiel und Bühnenbild mit umwerfender Begleitmusik
NEUES VOM TAGE bringt Kästners Worte auf die Bühne – nicht als Lesung, sondern als Schauspiel. Die Zuschauer erleben fünf Darstellerinnen und Darsteller in einer choreografisch-szenischen Umsetzung seiner wichtigsten Themen: Mensch-Sein, Frau-Sein, Mann-Sein, Krieg, Flucht, Diskriminierung, Nationalismus und dessen verheerende Folgen.
Auf einer fast leeren Bühne erzeugt das Ensemble humorvoll, ernüchternd und poetisch Kästners Sicht der Welt. Eine Auswahl an Gedichte, Chansons, Briefe und Zeitkommentare lösen in ihrer Aktualität Betroffenheit aus.
Tickets können hier erworben werden.
Zur Schlichtheit des Bühnenbilds meint Cary: «Ein Bühnenbild lenkt von den Handlungen und Aussagen der Spielenden ab. Die untermalenden instrumentalen Kompositionen von Mauricio Silva Orendain bestimmen die Atmosphäre der Inszenierung mit. Ich will das Publikum gedanklich und emotional mit wesentlichen Inhalten der Mitmenschlichkeit konfrontieren, anstatt sie mit narrativen Fantasien abzulenken.»

Kästners Worte ermöglichen Empathie und Empathie ermöglicht Verstehen
Angesichts des Ukraine-Konflikts wie auch der heutigen heftigen gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen der Schweiz mit Fremdenfeindlichkeit, den Implikationen nationaler Identitäten, dem Schicksal von Flüchtlingen, der Verantwortlichkeit gegenüber anderen europäischen Nationen sowie der permanenten Wandlung des geschlechtlichen Rollenverständnis wirkt Kästners kritische und stets humane Geisteshaltung aktueller denn je. Seine Worte sind unmittelbar fassbar und ermöglichen Empathie und somit Verstehen.
Cary darüber, was ihn an Kästner fasziniert: «Mich begeistert seine literarische Ästhetik, wie er gezielt komplexe Inhalte schlicht und verständlich auf den Punkt bringen konnte.»