Wie die Stadt Bern mitteilt, haben sich die Rehe auf dem Friedhof am Hörnli in den vergangenen Jahren stark vermehrt, und der Lebensraum ist zu klein geworden.
Friedhof Hörnli
Der Friedhof Hörnli in Basel, im Volksmund «s'Hörnli», ist der grösste Friedhof in der Schweiz. - Nau.ch / Werner Rolli

Auf dem Friedhof am Hörnli gibt es seit der Eröffnung einen aus dem angrenzenden Wald eingewanderten Rehbestand.

Da die den Friedhof umgebende Siedlung wuchs, die Tiere auf dem Friedhof keine natürlichen Feinde haben, nahezu keinen Störungen ausgesetzt sind und ein üppiges Futterangebot vorfinden, haben sie sich in den vergangenen Jahren hier statt im Wald vermehrt.

Haben die Friedhofsgärtner 2020 noch 25 Rehe gezählt, zeigte eine wissenschaftliche Zählung der Fundation Franz Weber (FFW), dass sich aktuell rund 60 Tiere auf dem Friedhof aufhalten.

Die Tiere leiden unter Stress und schlechter Gesundheit

Die grosse Dichte der Tiere und die Anwesenheit mehrerer Rehböcke auf der begrenzten Fläche führen bei den Tieren zu Stress.

Viele Tiere sind bei schlechter Gesundheit, und es kommt früher oder später zu Inzucht bei den Rehen.

Die Tiere fressen frischen Grabschmuck, was für Angehörige sehr belastend sein kann.

Zudem fressen die Rehe junge Bäume und Sträucher, Efeu und Hecken, was die Verjüngung der Gehölze auf dem Friedhof verhindert.

Bisherige Massnahmen zeigten kaum Wirkung

Vor fast drei Jahren wollte der Kanton den Rehbestand durch Abschuss regulieren. Dagegen formierte sich breiter Widerstand.

Eine Petition mit über 80'000 Unterschriften forderte den Verzicht auf den Abschuss.

Zudem legte die Fundation Franz Weber Rekurs gegen die Abschussbewilligung ein und stellte Alternativen im Sinne des Tierwohls in Aussicht.

Ein runder Tisch, bestehend aus der Fundation Franz Weber und Vertretern des Bau- und Verkehrsdepartements, des Gesundheitsdepartements, des Justiz- und Sicherheitsdepartements sowie der Gemeinde Riehen, hat verschiedene Lösungsansätze evaluiert und unterschiedliche Massnahmen umgesetzt.

Eine Reduzierung des Bestands ist notwendig

So wurden neben dem Friedhof probeweise zwei Durchgänge zum Wald gebaut, den aber nur wenige Tiere zum Verlassen des Friedhofs genutzt haben.

Zuletzt hat der Friedhof den Blumenschmuck der Gräber zudem vorübergehend mit Gittern geschützt. Es zeigte sich aber rasch, dass es eine starke und dauerhafte Reduktion des Bestands braucht.

Die Teilnehmenden des runden Tisches kamen zudem überein, dass der obere, naturnahe und waldähnliche Teil des Friedhofs auch künftig für die Rehe zugänglich bleiben soll.

Der untere Hauptteil des Friedhofs soll für die Tiere künftig nicht mehr zugänglich sein.

Pilotprojekt zur Umsiedlung der Rehe im Februar 2023

Die Fundation Franz Weber hat sich für die Umsiedlung der Rehe eingesetzt. Es ist ihr gelungen, für 20 Tiere einen neuen Lebensraum im Kanton Jura zu finden.

Im Sinne eines Pilotprojekts organisiert die Foundation die Umsiedlung im Auftrag des Bau- und Verkehrsdepartements und hat hierfür alle notwendigen Kontakte hergestellt.

Die Umsiedlung übernimmt das Umweltbüro ECOTEC aus Genf unter der Leitung von Prof. Dr. Claude Fischer, einem anerkannten Wildtier-Spezialisten, der über breite Erfahrung beim Umsiedeln von Rehen verfügt.

Das Bundesamt für Umwelt hat die Umsiedlung geprüft und die entsprechende Bewilligung erteilt.

Der Friedhof wird am 8. und 15. Februar 2023 geschlossen

Die Rehe werden mit Stellnetzen gefangen und anschliessend in Einzelkisten in den Jura transportiert, wo sie in vorgängig bestimmten Rayons freigelassen werden.

Sollte sich herausstellen, dass einzelne Tiere krank oder verletzt sind, so werden diese erlöst. Die Verschiebung der Tiere findet im Februar statt.

Der Friedhof bleibt deshalb am 8. und 15. Februar geschlossen. Während des Einfangens der Tiere dürfen sich weder Publikum noch Presse auf dem Friedhof aufhalten, damit die Stellnetze aufgestellt werden können, die Experten konzentriert ihre Arbeit erledigen können und die Tiere möglichst wenig Stress ausgesetzt sind.

Zaun als langfristige Lösung

Verläuft das Pilotprojekt erfolgreich, wird zeitnah eine weitere Umsiedlung der restlichen Tiere ins Auge gefasst.

Sobald der Hauptteil des Friedhofs frei von Rehen ist, sollen ein neuer Zaun und ein neues Tormanagement sicherstellen, dass keine neuen Rehe auf das Gelände gelangen.

Das Bau- und Verkehrsdepartement erarbeitet derzeit einen entsprechenden Ratschlag zu Handen der Regierung.

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