Baden: Brunhilde Mauthe: «Jeder von uns hat Plastikpartikel im Blut»
Brunhilde Mauthe arbeitet ehrenamtlich für das Badener Plastikexperiment. Der Begeisterung für ein plastikfreieres Leben konnte sie sich nicht entziehen.

Infoanlässe mit über 1000 Besuchern, 110 teilnehmende Betriebe, 100 engagierte Freiwillige und schweizweite Schlagzeilen: Das Plastikexperiment Baden verbuchte trotz Corona-Pause in den vergangenen Monaten viele Erfolge. Als Nächstes steht die Auswertung der Bluttests auf dem Programm.

Nau.ch: «Das Plastikexperiment Baden» ermuntert, auf Plastik zu verzichten. Was hat es mit den Bluttests auf sich?
Brunhilde Mauthe: Wir haben vor dem Monat März, in welchem wir zur Plastikreduktion aufriefen, rund 230 Menschen Blut abgenommen.
Letzte Woche haben wir – später als geplant, wegen Corona – die «Nachher»-Tests durchgeführt.
Ziel ist es, aufgrund der eigenen Erfahrung am eigenen Körper zu erkennen, dass man mit einer Reduzierung des Plastikkonsums den Anteil von Plastik im Blut verringern kann.
Nau.ch: Wie untersucht man Plastik im Blut?
Wir arbeiten mit dem IGL-Labor in Deutschland zusammen, welches sieben unterschiedliche Plastikanteile im Blut testet.
Tatsächlich gibt es Hunderte von Plastiksorten, die wenigsten Labors bieten die Tests jedoch an.
Das Labor arbeitet mit einem Referenzwert von 100. Unter hundert heisst aber nicht «gut». Wir sprechen von einem «toxischen Grundrauschen» von Plastik im Blut; denn Plastik lässt sich in der heutigen Gesellschaft kaum vermeiden.
Die Vorhertests zeigten, dass zwei Drittel unserer Teilnehmer knapp bis weit über diesem Referenzwert liegen.

Nau.ch: Warum ist die Zahl bei manchen viel höher als bei anderen?
Das können unterschiedliche Faktoren sein. Sportler, die häufig Kleidung aus synthetischen Fasern tragen. Es können aber auch bestimmte Lebensmittel, Shampoos oder Cremen sein, welche zu erhöhten Werten führen.
Bei den Testteilnehmern zeigte sich ein grosses Bedürfnis, über die Resultate zu sprechen und sich auch zu vergleichen. Deshalb planen wir eine Art Online-Stammtisch, bei welchem sich Interessierte austauschen können.
Nau.ch: Warum ist Plastik im Blut schlimm?
Studien zeigen, dass Plastik im Blut Auswirkungen auf das Autoimmunsystem hat; dazu gehören Darmerkrankungen, Diabetes, Arthritis, chronische Entzündungen und mehr.

Nau.ch: Verzichten Sie selbst auch auf Plastik?
Ja, ich habe meinen Plastikkonsum drastisch reduziert. Völlig plastikfrei zu leben, ist für mich jedoch extrem schwierig.
Plastikpartikel sind überall, auf der Strasse, im Grundwasser, im Essen, in Cremen und Shampoos etc. Darum ermutigen wir dazu, Schritt für Schritt Änderungen vorzunehmen. Hat es einmal «Klick» gemacht, sieht man überall Möglichkeiten, Plastik wegzusparen!
Mir macht es Spass, die vielen Alternativen zu entdecken und auszuprobieren.