Knapp ein Jahr nach Projektstart informierten die Verantwortlichen am 20. Oktober 2021 über die neu erarbeitete Nutzungsstrategie Altstadt Arbon.
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Die Altstadt von Arbon im Kanton Thurgau. - Gemeinde Arbon
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«Mit welcher Strategie kann die Aufwertung und Belebung der Arboner Altstadt gelingen?» Mit dieser Frage setzten sich Experten des Schweizer Raumplanungsverbands EspaceSuisse seit Ende 2020 auseinander. Unterstützt wurden sie dabei von einer Begleitgruppe, bestehend aus Hauseigentümern sowie Gewerbetreibenden aus der Altstadt, und vom Team der Stadtentwicklung.

Am 20. Oktober 2021 orientierten die Verantwortlichen im Seeparksaal über die Befunde und die daraus abgeleiteten Massnahmen. Diese sollen die Altstadt wie auch die gesamte Innenstadt stabilisieren und dynamisieren.

Die Vernetzung des Seeufers und des Bahnhofs mit der Altstadt ist geplant

Im Kern gehe es um die Vernetzung der Zentrumsbereiche Seeufer, Altstadt und St. Gallerstrasse/Bahnhof mit ihren jeweiligen Stärken, erklärt Paul Dominik Hasler, Netzwerk Altstadt/EspaceSuisse: «Die Altstadt alleine ist zu schwach, um eine neue Dynamik zu erzeugen. Insgesamt zeigt sich Arbon jedoch als attraktive Kleinstadt an schönster Seelage, was die Nachfrage nach Wohnraum belegt. Der Investitionsdruck ist hoch, Arbon ist gefragt. Auch die Altstadt muss Teil dieser Dynamik sein. Zu stärken sind hier Begegnungsfunktion, stimmungsvolles Wohnen, Arbeiten, Gastronomie, Innovation und Erholung.»

Einzigartig ist in Arbon aus Sicht der EspaceSuisse-Experten der ausgeprägte Parkcharakter. Kaum ein Ort könne diesen Grünraum, diese Offenheit, diese Freiflächen bieten, die bis in die Stadt hineinreichen. «Arbon wird Standort von Menschen, die Arbeit und Lebensqualität verbinden möchten», so Hasler, «ergänzt durch Freizeit und Tourismus.»

Hasler hat die zentralen Massnahmen zusammengefasst

Die zentralen Massnahmen, die sich in der Erarbeitung der Nutzungsstrategie herauskristallisiert haben, fasst Hasler in sechs Punkten zusammen. Heute noch trostlose Aussenräume und Strassenzüge sollen nach und nach aufgewertet und vernetzt werden. Im «Patchwork»-Verfahren sollen Grünelemente, Sitzflächen und Aussenraumnutzungen verwoben werden. Läden, Restaurants und das Wohnen werden davon profitieren.

Beim Verkehr ist eine pragmatische Lösung gefragt, die vor allem das Leben und Flanieren ermöglicht. Eine flächendeckende Begegnungszone für die Altstadt bietet die meisten Vorteile und soll weiter konkretisiert werden. Es braucht attraktive Achsen zwischen See und Altstadt. Damit werden Weitegasse und Hafenstrasse zu wichtigen Sicht- und Gehbezügen. Jeweils ein Platz am Seeufer soll als «Drehscheibe» wirken und die Gäste in die Altstadt weisen.

Die Dienstleistungen und der Tourismus soll ausgebaut werden

Das Werk eins ist der Innovationsmotor der Altstadt. Die Start-ups und Arbeitsplätze sollen nach und nach in die Altstadt ausstrahlen, wo sich ergänzende Dienstleistungen wie Restaurants, Kinderbetreuung und Einkauf finden. Auch Co-Working in ehemaligen Ladenlokalen ist ein Thema.

Der Tourismus ist ein wichtiges Element für die Altstadt und soll Lebendigkeit wie auch Umsatz generieren. Eine «BnB-Offensive» oder die Vision eines «Urban Camping» gilt es zu entwickeln. In unternutzten Arealen und Freiflächen lassen sich Dichte und Lebensqualität steigern, sie bieten Platz für punktuelle Baukörper und neue Nutzungen.

Der Aufwand und Ertrag müssen sich ausgleichen

Bei der Umsetzung der Massnahmen ist ein vernünftiges Verhältnis von Aufwand und Ertrag wichtig. Investitionen müssen zielgerichtet erfolgen. «An wichtigen Stellen soll bald interveniert werden, damit der Wandel ein Gesicht bekommt», regt Paul Dominik Hasler an. Auch Provisorien könnten dabei helfen, bald etwas in Bewegung zu bringen. Für grössere Würfe wie Bahnhofstrasse oder Promenade soll es zuerst eine Visionsphase geben, bevor gebaut wird.

Das Projekt ist im Budget 2022 eingeplant

Entscheidend für eine erfolgreiche Aufwertung und Belebung der Altstadt ist gemäss Hasler nicht zuletzt, dass dafür ausreichend Arbeitskraft eingesetzt werden kann. «Es könnte sinnvoll sein, einen oder eine Ortsentwickler/-in einzusetzen, um die einzelnen Schritte zu koordinieren und alle Involvierten zielführend einzubinden und auch die Impulse der Begleitgruppe weiterzutragen.»

Gemäss Stadtpräsident Dominik Diezi ist genau dies vorgesehen. «Eine entsprechende Position ist im Budget 2022 eingeplant. Es ist wichtig, dass mit der Umsetzung erster Massnahmen zeitnah begonnen werden kann.» Prioritär angegangen werden sollten die Aufgleisung einer Begegnungszone sowie die Neugestaltung von Markplatz und Hauptstrasse. «Da fast alle relevanten Akteure in der Altstadt eingebunden werden konnten, erscheinen die Erfolgsaussichten für eine Volksabstimmung dabei intakt», so Diezi weiter.

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