Die Praxis der administrativen Versorgung von Erwachsenen in Appenzell Innerrhoden zwischen 1930 und 1981 wird in einem Bericht aufgearbeitet. Die Standeskommission (Regierung) hat die freischaffende Zürcher Historikerin und Archivarin Iris Blum mit der Aufgabe betraut.
Appenzell Innerrhoden
Fahne des Kantons Appenzell Innerrhoden neben Schweizer Fahnen. (Symbolbild) - Keystone
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Der Bericht soll im Frühjahr 2024 vorliegen, wie die Innerrhoder Ratskanzlei am Freitag mitteilte. Er soll aufzeigen, ob und wie erwachsene Personen in Innerrhoden Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen wurden - ein dunkles Kapitel der Schweizer Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Bereits in den Jahren 2016 und 2017 aufgearbeitet wurde die frühere Praxis der administrativen Versorgung von Kindern im Kinderheim Steig, heisst es in der Mitteilung. Dem gegenüber sei über die administrative Versorgung von Erwachsenen im Kanton Appenzell Innerrhoden noch wenig bekannt.

Jahrzehntelang, bis 1981, wurden in der Schweiz Tausende jugendliche Frauen und Männer von Vormundschaftsbehörden, Amtsvormündern, Beiständen und Psychiatrischen Kliniken für meist unbestimmte Zeit in Strafvollzugsanstalten zur Zwangsarbeit inhaftiert, ohne dass sie straffällig geworden waren.

Die gängigen Argumente für dieses willkürliche Vorgehen waren, die Jugendlichen genügten den Moralvorstellungen nicht. Sie galten als verwahrlost, liederlich, arbeitsscheu und stammten meistens aus schwierigen Familienverhältnissen. Seit etwa zehn Jahren wird das Thema in der Schweiz breit aufgearbeitet.

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