Der Gemeinderat Wettswil hat die Generation Ü65 zum Workshop eingeladen. Die Gemeinde möchte die Lebensqualität der Senioren verbessern.
Gemeindehaus Wettswil am Albis.
Gemeindehaus Wettswil. - Nau.ch / Stephanie van de Wiel
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Wie die Gemeinde Wettswil am Albis berichtet, hat der Gemeinderat im Frühsommer die gut 1000 Wettswilerinnen und Wettswiler der Altersklasse Ü65 angeschrieben, um ihnen das Angebot «Gemeinsam die Weichen für die künftige Altersarbeit stellen» vorzustellen.

«In unserer Gemeinde ist bereits heute jeder fünfte Einwohner über 65 Jahre alt», heisst es in der Einladung. «Die aktive Altersarbeit gewinnt deshalb an Bedeutung und soll intensiviert und aktiv gestaltet werden.» Das erklärte Ziel: ein Alterskonzept, das Angebote koordiniert, Lücken schliesst und so die Lebensqualität der Seniorinnen und Senioren verbessert.

Das Angebot kam gut bei der Bevölkerung an

Bei den Angeschriebenen ist das ­Angebot auf offene Ohren gestossen. Die Nachfrage, sich einzubringen, war jedenfalls so gross, dass der Workshop auf zwei Termine aufgeteilt werden musste. Zum ersten kamen am 11. August 100 Interessierte, zum zweiten am 8. September nochmals 80.

Für sie hatte ein Kernteam bereits Vorarbeit geleistet und eine Ist-Analyse der bestehenden Angebote durchgeführt. «Wir werden kein «Rundum-Sorglos-Paket» zur ­Verfügung stellen können», relativierte Gemeindepräsidentin Katrin Röthlis­berger in ihrer Begrüssung die Erwartungshaltung.

Vielmehr gehe es darum, herauszuspüren, wo der Schuh drücke – in der Hoffnung, dass er eben nicht allzu sehr drücke.

Dazu zitierte sie aus dem Abmeldungsschreiben einer schwer kranken Person aus dem Dorf: Man könne auch auf einem Schachbrett spielen, das einen Riss habe, heisst es darin, dass Gebrechen im Alter nun mal zum ­Lebensalltag gehören und dass man – statt dagegen anzukämpfen – doch ­lieber die Kraft, die einem bleibt, gezielt zum Leben nutzen solle.

Wohnen war ein wichtigstes Themenfeld

«Wir sind überwältigt», so Gemeinderat Fritz Kurt zur grossen Anzahl der Mitwirkenden. Mittlerweile gehöre er selbst zur Generation 65-plus, so der Gesundheits- und Sozialvorstand – ohne sein Zutun, wie er betonte: «Das ist einfach so passiert.»

Der dritte Lebensabschnitt werde einem nämlich erst bewusst, wenn man selbst drinstehe, hielt er fest. An Manuela Kohli-Wild von der Pro Senectute Kanton Zürich lag es dann, den organisatorischen Ablauf des Nachmittags aufzuzeigen: Verteilt auf Gruppentische sollten die Teilnehmenden des Workshops eines von sieben Themenfeldern diskutieren. Nach einer rollenden Pause ging es dann noch zu einem zweiten Themenfeld.

Besonders gefragt war das Themenfeld Wohnen, dem sich unter der Leitung von Katrin Röthlisberger und Fritz Kurt gleich zwei Gruppen widmeten. «Zu diesem Lebensbereich hätten wir auch vier Gruppen füllen können», so Manuela Kohli.

Schliesslich steige der Stellenwert des Wohnens mit zunehmendem Alter, da ältere Menschen 80 oder mehr Prozent ihrer Zeit in ihrem Zuhause verbringen – sei es, weil sie nicht mehr so mobil sind, oder weil sie sich schlicht gut eingerichtet haben. An beiden Veranstaltungen zeigte sich der Wunsch nach altersgerechten Wohnformen, sei es in Form von Alterswohnungen oder einem Altersheim.

Pro Senectute informierte über Gesundheit und Pflege

Bei Brigitte Wengi, Ortsvertreterin der Pro Senectute, wurde über Gesundheit und Prävention diskutiert. Die Optimierung der ÖV-Anbindung an Gesundheitseinrichtungen – konkret: das Triemli – war hier ebenso Thema wie bei Doris Huguenin im Lebensbereich Infrastruktur und Mobilität.

Einen öffentlichen, nicht elitären Treffpunkt, das fehlte vielen in der Runde von ­Pfarrer Matthias Ruff zum Thema gesellschaftlicher Zusammenhalt.

Der Wunsch nach einer übersichtlichen, koordinierten Auflistung der Angebote wurde sowohl in der Runde von Dölf Gabriel über Information und Koordination gefordert, wie auch in jener über Betreuung und Pflege, moderiert von Elisabeth Concenti, Spitex Knonaueramt.

Nebst Mahlzeitendienst, Reinigungshilfe und Betreuung entsprechen offenbar auch Zahnpflege und Podologie einem Bedürfnis. Derweil scheint der Schuh im Lebensbereich materielle und individuelle Sicherheit wenig zu drücken. Moderiert wurde diese Runde von Udo Allgaier, Leiter der Ämtler Beratungsstelle für Altersfragen.

Die ersten Strategien sollen Anfang 2022 stehen

Prioritär angehen will die Wettswil den Informationsfluss: «Es gibt schon viel», erklärt Gemeindeschreiberin Alexandra Brandenberger, «aber viele Leute wissen das nicht.»

Kommende Woche sollen die Resultate der Veranstaltungen in der Projektgruppe ausgewertet werden, daraus will der Gemeinderat dann seine Strategie ableiten, voraussichtlich bis Anfang nächstes Jahr.

Von den drei grossen Themen Wohnen, öV und Treffpunkt sei Letzterer jener, den die Gemeinde am stärksten beeinflussen könne, so die Gemeindeschreiberin. Da sei man etwa mit der Gewerkschaftlichen Wohn- und Baugenossenschaft (Gewobag) im Austausch, die auf zwei separaten Parzellen an der Poststrasse altersdurchmischtes Wohnen plant – auch mit seniorengerechten Kleinwohnungen.

Pflegeplätze stelle Wettswil als Trägergemeinde der IKA Pflegezentrum Sonnenberg in Affoltern bereits zur Verfügung und auch was die Busverbindungen anbelangt, habe sich die Gemeinde im Fahrplanverfahren beim ZVV schon eingebracht.

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