Aline Bachmann, Konolfingen: «Heute muss die Kirche zu den Leuten»
Aline Bachmann, neue Gemeindeleiterin a.i. der römisch-katholischen Kirchgemeinde Konolfingen, spricht über ihr neues Amt und die Kirche in der heutigen Zeit.

Wir treffen Aline Bachmann für unser Gespräch im Vorhof der katholischen Kirche in Konolfingen. Seit September ist sie die neue Gemeindeleiterin der Pfarrei Auferstehung in Konolfingen. Sie sei sehr gut in ihre neue Aufgabe gestartet, bestätigt sie.
«Ich habe viele Blumen, Karten und Telefonate erhalten. Viele Leute haben mich auch persönlich in meinem Büro besucht, das hat mich unglaublich gefreut!», erzählt die junge Frau. «Die Konolfinger und Konolfingerinnen sind sehr freundlich und offen.»
Die vielseitigen Aufgaben einer Gemeindeleiterin
Und was genau macht eine Gemeindeleiterin? «So ziemlich alles», lacht Aline Bachmann. Ihre Aufgaben umfassen Gottesdienste, Taufen, Beerdigungen und Religionsunterricht. Zudem begleitet sie als Seelsorgerin Leute und schreibt Texte für das Pfarrblatt.
Aber auch viele administrative Tätigkeiten fallen in ihre Hände. Sie verwaltet die Kirchengelder und ist für die offiziellen Dokumente zuständig. Nicht zuletzt ist sie Patin des neuen Kühlschranks, der im Rahmen des Projekts «Madame Frigo» vor der Kirche aufgestellt wurde. Food Save ist ein wichtiges soziales Engagement, findet Aline Bachmann, an dem sich auch die Kirche Konolfingen beteiligt.

Aktuell sei sie noch stark auf ihre Kollegen und Kolleginnen in der Pfarrei angewiesen, verrät Bachmann. Sie ist die einzige Seelsorgerin und Theologin der katholischen Kirchgemeinde in Konolfingen. «Im Moment versuche ich, eine gute Balance zu finden und genug Zeit zu haben, um bei den Leuten zu sein.»
Über die Glaubenskrise zur Theologie
Gott und der Katholizismus seien in ihrem Leben schon immer präsent gewesen, erzählt Aline Bachmann. «Meine Grosseltern haben immer mit uns Kindern gebetet. Meine Mutter hat uns beim Verlassen des Hauses jeweils mit Weihwasser gesegnet.»
Durch persönliche Verluste fand sie sich jedoch plötzlich in einer Glaubenskrise. «Ich konnte nicht verstehen, wie es einen gütigen Gott geben kann und trotzdem so viel Leid geschieht», erinnert sie sich.
Sie erforschte die Rolle Gottes in ihrem Leben und entschloss, dass dieser und die Religion einen Platz darin finden sollten. «Aber nicht nur marginal. Ich wollte, dass Gott und mein Glaube grosse Themen in meinem Leben sind.» Heute ist sie jeden Tag froh und dankbar, diese Entscheidung getroffen zu haben.

«Wir müssen mutig sein»
Dass viele Jugendliche eine Glaubenskrise durchleben oder sich fragen, warum sie an Gott glauben sollen, erfährt Aline Bachmann oft. «Gerade im Religionsunterricht werde ich oft nach der Rolle der Religion in der heutigen Zeit gefragt.»
Für die junge Gemeindeleiterin hat Gott noch immer dieselbe Rolle wie früher. «Wir haben noch immer die gleichen grossen existenziellen Fragen. Heute ist es aber einfacher, diese zu ignorieren und sich abzulenken.»
In der heutigen Zeit hat die Kirche zunehmend Mühe, ihre frohe Botschaft zu vermitteln. «Die Leute fragen sich, was ihnen Gott bringen soll, wenn sie ja bereits alles haben», argumentiert Aline Bachmann.
Ansichten und Traditionen haben sich geändert, der sonntägliche Gang zur Kirche ist längst kein Pflichtprogramm mehr. Auch die Meinungen zu Beziehungen vor der Ehe oder zu Scheidungen haben sich gesellschaftlich längstens gelockert. «Traditionen zu ändern, kann aber oft sehr schmerzhaft sein», weiss Bachmann.

Trotzdem ist sie überzeugt, dass die Kirche diesen Prozess durchmachen muss. «Wir müssen mutiger sein als wir es bisher waren», sagt sie. «Früher sind die Leute in die Kirche gekommen, heute muss die Kirche zu den Leuten gehen.»
Zur Person
Aline Bachmann wuchs im Kanton Luzern auf. Dass es sie von dort ausgerechnet ins reformierte Bern verschlagen hat, sei die Schuld des Bischofs, sagt Bachmann lachend.
Der Bischof, ihr Vorgesetzter, hatte ihr aufgetragen, für ihre Ausbildung nach Ostermundigen zu gehen. Ihr gefiel der urbane Charakter der Gemeinde, in der sie noch heute wohnt.
«Anschliessend an meine Zeit in Ostermundigen reizte es mich, eine andere, ländlichere Ecke der katholischen Kirche des Kantons Bern kennenzulernen.» So ist sie nun in Konolfingen angekommen.