Antrag zur Einführung eines Jugendparlaments in der Stadt Aarau
In der Stadt Aarau wird der Stadtrat im April 2022 von Einwohnerräten aufgefordert, eine Initiierung eines Jugendparlaments zu prüfen.
Die Stadt Aarau setzt sich mit der Möglichkeit auseinander, dass Jugendlichen in Zukunft erlaubt sein soll, politische Vorstösse einzubringen. Dies ist ein erster Schritt in Richtung Einbindung der Jugendlichen in die Politik. Aarau erhielt 2020 das UNICEF-Label «Kinderfreundliche Gemeinde» und hat sich damit dazu bekannt, die Partizipation von Kindern und Jugendlichen zunehmend zu institutionalisieren.
Deshalb möchten die Einwohnerräte der Parteien mit diesem Postulat den Stadtrat einladen, noch einen Schritt weiter zu gehen als bisher geplant. Die Jugendlichen sollen politische Vorstösse im Rahmen eines eigenen Parlaments behandeln und allenfalls auch finanzielle Beiträge für Projekte im Jugendbereich sprechen können.
Ein Jugendparlament ist ein Sprachrohr der Jugend und ihrer Anliegen und fördert gleichzeitig die politische Bildung durch eine stärkere Auseinandersetzung mit den politischen Rechten und deren Wahrnehmung. Es wird die Motivation der Jugendlichen, später ein politisches Amt zu übernehmen, gefördert und die demokratische Diskussionskultur wird verbessert.
Wer gefragt wird, übernimmt Verantwortung
Viele junge Menschen sind bereits politisch aktiv. Jungparteien verzeichnen Zuwachs und immer wieder gehen Jugendliche auf die Strasse, um sich für ihre Anliegen einzusetzen und sich Gehör zu verschaffen. Die Politisierung in einer Jungpartei ist jedoch bereits selektiver und die Eintrittsschwelle liegt höher als im Falle eines Jugendparlaments.
Die meisten politischen Entscheide, die Erwachsene fällen, betreffen die Zukunft der Jugendlichen direkt oder indirekt. Durch die Einführung eines Jugendparlaments werden die Jugendlichen in die Prozesse des politischen Systems eingeführt. Nur wer frühzeitig mitentscheiden kann, bildet sich eine eigene Meinung. Wer gefragt wird, übernimmt Verantwortung, lernt sich in der politischen Landschaft zurechtzufinden und vertieft die politische Urteilskompetenz.
Es gibt mehrere Beispiele von Jugendparlamenten auf Gemeindeebene, auch im Aargau, welche neu entstehen oder teilweise schon auf langjährige positive Erfahrungen zurückblicken. Dass Jugendliche das Gemeindeleben aktiv mitgestalten können sowie der Austausch zwischen Jugendlichen und aktiven Politiker werden sowohl von den Jugendlichen als auch von den Gemeinden als positiv beurteilt.
Einer der Schlüssel zum Erfolg ist dabei sicher, dass die Jugendlichen niederschwellig abgeholt und unterstützt werden. Eine Zusammenarbeit mit Jugendarbeitenden, Schule oder Ähnliches würde sich daher sehr anbieten.
Auf Forschungsbericht der Stadt Luzern wird hingewiesen
In der Politik wird über die Stadtgrenzen hinaus zusammengearbeitet. Entscheidungen, die in Aarau getroffen werden, haben zum Teil auch einen Einfluss auf unsere Nachbargemeinden. Somit erachten die Parteien es als prüfenswert, ob ein Jugendparlament auch für Jugendliche zugänglich sein soll, die nicht in Aarau leben, aber hier die Schule besuchen oder ihre Freizeit verbringen.
Abschliessend wird auf den am 12. Dezember 2021 erschienene Forschungsbericht der Fachhochschule Luzern «Jugendpartizipation in der Gemeinde ermöglichen», welche in Zusammenarbeit mit dem Dachverband Schweizer Jugendparlamente (DSJ) erarbeitet wurde, und dessen Begleitbroschüre hingewiesen.
Der Bericht untersucht das übergeordnete Thema der Jugendpartizipation im Gemeindekontext und diskutiert Ansätze wie ein motivierender und nachhaltiger politischernPartizipationsprozess für und mit den Jugendlichen entstehen kann und welche Rahmenbedingungen es dafür braucht.
