Mitten in der aktuellen Wohnungsnot treiben die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs Baupreise in die Höhe. Nun erhöhen erste Zürcher Genossenschaften den Mietzins.
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Wohnblöcke in einem Zürcher Quartier. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz herrscht nach wie vor eine Wohnungsnot.
  • Die Folgen bekommen nun auch gemeinnützige Siedlungen zu spüren.
  • Mehrere Wohnbaugenossenschaften heben infolge hoher Baupreise die Mietzinsen an.
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Das Angebot sinkt, die Mieten steigen – in der Schweiz herrscht zunehmend ein Wohnungsmangel. Gleichzeitig kämpft die Baubranche mit den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs. Die Folge: Erste Genossenschaften in Zürich heben die Mietzinse an.

Im Vergleich zum regulären Mietmarkt sind Wohnungen in Wohnbaugenossenschaften 20 bis 40 Prozent günstiger. Doch jetzt muss auch dort mehr gezahlt werden, wie das Beispiel einer Siedlung der Wohnbaugenossenschaft Gewobag in Zürich zeigt.

In einem Schreiben an die Mieterschaft, welches der «Sonntagszeitung» vorliegt, heisst es: «Der Vorstand hat auf Empfehlung der Geschäftsstelle für Ihre Siedlung eine Erhöhung um drei Prozent des Nettomietzinses beschlossen. Diese Erhöhung tritt per 1. Juli 2023 in Kraft.»

Steigende Baupreise

Mit ihrem Entscheid über eine Mietzinserhöhung ist die Gewobag nicht allein. Das städtische Büro für Wohnbaubeförderung sei bisher von einem Fünftel der rund hundert gemeinnützigen Wohnbauträgerschaften darüber informiert worden. Dies sagte Claudia Naegeli, Sprecherin des Finanzdepartements der Stadt gegenüber der Zeitung.

wohnungsbau zürich
Zwischen 2021 und 2022 wurden in der Stadt Zürich vergleichsweise wenige Wohnungen fertiggestellt und viele abgebrochen.
leerwohnung
Daher stehen dort derzeit nur wenige Wohnungen leer.
bevölkerung zürich
Aktuell leben 440'181 Menschen in Zürich – damit wurde die bisherige Höchstmarke von 1962 übertroffen.

Dass nun auch das Wohnen in einem nicht gewinnorientierten Bereich teurer wird, liegt an höheren Baupreisen. Insbesondere im Rohbau stiegen sie im vergangenen Jahr mit 9,3 Prozent stark an. Der Grund: Der Ukraine-Krieg sorgt für Materialengpässe und die Sanktionen gegen Russland erhöhen unter anderem die Stahlpreise.

Als Folge wurde auch der Zürcher Index der Wohnbaupreise hinaufgeschraubt– und mit ihm der Versicherungswert der Gebäudeversicherung des Kantons. Zwischen April 2021 und April 2022 verzeichnete der Index mit 6,7 Prozentpunkten den stärksten Anstieg innerhalb eines Jahres seit 1990.

Können Sie eine Mieterhöhung verkraften?

Angesichts der steigenden Baukosten passt die Gebäudeversicherung den Versicherungswert an. Dieser wird nach dem Kostenaufwand festgelegt, der anfallen würde, um ein versichertes Gebäude nach dem Schadenfall wieder aufzubauen.

Für Wohnbaugenossenschaften wie die Gewobag bedeutet dies zusätzliche Prämienkosten von 800'000 Franken im Jahr. Da in Zürich die sogenannte Kostenmiete gilt, werden die Mehrkosten an die Mieterinnen und Mieter weitergegeben.

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