Zins-Stillstand bei 0 Prozent erwartet
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte am Donnerstag ihren Null-Zins-Kurs fortsetzen, auch 2026 wird laut vielen Ökonomen kein Leitzinswechsel erwartet.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte am Donnerstag ihren aktuellen Null-Zins-Kurs fortsetzen. Auch für 2026 erwarten die meisten Ökonomen keine Veränderung beim Leitzins.
In einer Umfrage der Nachrichtenagentur AWP herrscht grosse Einigkeit unter den befragten Experten: Der Leitzins dürfte auch nach der geldpolitischen Lagebeurteilung vom Donnerstag bei 0 Prozent liegen – und dort das ganze Jahr 2026 über verharren. Denn trotz gedämpfter Konjunktur, schwacher Wirtschaftsindikatoren und globaler Unsicherheiten bleibe der Nullzins für die SNB derzeit die beste Option, lautet der Tenor.
Gleichzeitig würde die SNB-Spitze mit einem stabilen Leitzins ein wichtiges Signal aussenden, sagt Claude Maurer von BAK Economics. Sie untermauere, dass die SNB auf Stabilität setze bei anhaltend hohen Risiken. «Ein negativer Leitzins würde erst Realität, wenn die Inflation erneut stark nach unten überrascht, sich der Franken markant gegenüber dem EU aufwertet oder die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen markant senkt.»
Ökonomen erwarten keine Rückkehr der Negativzinsen
Tatsächlich herrscht auch beim Thema Negativzinsen eine grosse Einigkeit unter den Ökonomen. Kaum einer rechnet zum jetzigen Zeitpunkt mit einer Rückkehr in den negativen Bereich.
Vielmehr verweisen sie darauf, dass Direktoriums-Präsident Martin Schlegel seit der letzten Lagebeurteilung im September immer wieder hervorgehoben hat, dass die Hürde für eine Rückkehr zu Negativzinsen sehr hoch sei.
Zudem sprechen laut den Experten auch die Konjunkturerwartungen dafür, dass sich die Schweizer Wirtschaft im kommenden Jahr wieder erholen wird – und Negativzinsen somit nicht nötig sind. Dies gilt, obwohl in den vergangenen Wochen ein schwächer als erwartet ausgefallenes Wirtschaftswachstum (BIP) sowie eine erneut sehr tiefe Inflation Sorgen geschürt hatten, die SNB komme langsam doch unter Zugzwang.
BIP-Rückgang trügt: Schweizer Wirtschaft bleibt robust
Für Martina Honegger-Romahn, leitende Portfolio-Managerin bei Allianz Global Investors erscheint die Schweizer Wirtschaft aber nur auf den ersten Blick schwach und potenziell unter Druck. Konkret schrumpfte das BIP im dritten Quartal um 0,5 Prozent gegenüber Vorjahr und die Inflation überraschte mit 0,0 Prozent im November ebenfalls auf der niedrigen Seite.
«Ein genauerer Blick hinter die Kulissen zeigt jedoch, dass die Schweizer Wirtschaft widerstandsfähiger ist, als es die Schlagzeilen vermuten lassen», kommentiert die Expertin weiter. Einen ähnlichen Tenor schlagen auch die meisten anderen Ökonomen an. Denn das schwache BIP war grösstenteils auf den Pharmasektor zurückzuführen, der wegen der US-Zollpolitik im dritten Quartal unter den Vorzieheffekten bei Produktion und Exporten gelitten hatte.
Zudem haben sich laut UBS die Wachstumsaussichten etwas verbessert, nachdem die Schweiz und die USA ihr Zoll-Abkommen geschlossen haben. «Während die Inflation in den letzten Monaten tiefer als erwartet ausfiel, reduziert das Handelsabkommen mit den USA die Risiken für das Wachstum und damit auch die mittelfristigen Deflationsrisiken.»
SNB nutzt weiterhin Deviseninterventionen zur Stabilisierung
Ausserdem bleibe der SNB neben den Zinsen immer noch ihr zweites Instrument: Devisenmarktinterventionen. Aktuell notiert das Euro/Franken-Paar in etwa wieder auf dem Niveau, das es zur Lagebeurteilung im September hatte, dazwischen liegt aber eine regelrechte Achterbahnfahrt, die das Paar zeitweise auf den tiefsten Stand seit der Aufhebung des Mindestkurses gebracht hat.
Betrachtet man allerdings die monatlichen Bilanzdaten, so hat die SNB in jüngster Zeit nicht merklich intervenieren müssen, kommentiert Reto Cueni, Chefökonom der Bank Syz. Auch bei der UBS heisst es, die jüngsten Daten deuteten nicht auf ausgeprägte Interventionen hin.
Vielmehr gehen die Experten der Grossbank davon aus, dass sich das Euro/Franken-Paar im kommenden Jahr wieder in Richtung 95 Rappen bewegen dürfte, da das Fiskalpaket in Deutschland sowie eine europäische Erholung den Euro stützen sollten.
Summa summarum dürfte die SNB mit einer unveränderten Politik auf die Option mit den geringsten Störungen setzen, meint Carmignac-Experte Kevin Thozet und fasst damit die Mehrheitsmeinung zusammen.






