Zahl der Verbraucherinsolvenzen wegen Nachholeffekten 2021 sprunghaft gestiegen
Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ist in diesem Jahr sprunghaft angestiegen.

Das Wichtigste in Kürze
- Rückgang bei Unternehmenspleiten setzt sich hingegen fort.
Wie die Auskunftei Creditreform am Mittwoch mitteilte, wurden 2021 bislang 76.500 Verbraucherinsolvenzen registriert, das ist ein Anstieg von 80,9 Prozent. Allerdings hat dies erheblich mit Sondereffekten zu tun, erklärte die Auskunftei und verwies dabei vor allem auf ein neues Gesetz zur Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens.
Die Neuregelung gilt für ab dem 1. Oktober 2020 beantragte Verbraucherinsolvenzverfahren und ermöglicht den Betroffenen einen schnelleren wirtschaftlichen Neuanfang im Anschluss an ein Insolvenzverfahren. Im September hatte bereits das Statistische Bundesamt darauf verwiesen, dass wohl viele überschuldete Privatpersonen ihren Insolvenzantrag zunächst zurückhielten, um von der Neuregelung zu profitieren.
Auch Creditreform erklärte, mit Blick auf die Gesetzesänderung hätten viele Betroffene mit ihrem Insolvenzantrag noch gewartet. Nun sei es 2021 zu «massiven Nachholeffekten gekommen». Teils habe es einen regelrechten «Run» auf die Gerichte gegeben. In den Folgejahren sei zudem eine weiterhin hohe Zahl an Privatinsolvenzen zu erwarten.
Bei den Unternehmen setzte sich laut Creditreform hingegen der Rückgang fort. Die Zahl der Firmenpleiten nahm um 10,8 Prozent auf in diesem Jahr 14.300 Fälle ab. Das sei der «niedrigste Wert seit Einführung der Insolvenzordnung» 1999. Grund dafür sei, dass staatliche Eingriffe und massive Wirtschaftshilfen im Zuge der Corona-Pandemie die Wirtschaft und somit auch notleidende Unternehmen geschützt hätten, teilte die Auskunftei mit.
Der Grossteil der Pleiten entfiel mit knapp 8300 Fällen auf den Dienstleistungssektor, das waren aber 11,2 Prozent weniger als 2020. Auch im Handel (rund 3000 Insolvenzen), im Baugewerbe (gut 2000 Insolvenzen) sowie im Verarbeitenden Gewerbe (knapp 1000 Insolvenzen) gingen die Zahlen zurück.
Mehr als jede zweite Insolvenz traf Kleinstunternehmen mit Jahresumsätzen unter 250.000 Euro - hier gab es einen Anstieg. «Mit Andauern der Corona-Krise hatten diese Firmen immer weniger Reserven», erklärte Creditreform zur Begründung. Betroffen von Insolvenzen waren insgesamt 143.000 Beschäftigte, nach noch 332.000 im Vorjahr. Auch hier liegt der Grund bei der Grösse der Firmen, denn fast 85 Prozent der Insolvenzfälle trafen kleine Unternehmen mit weniger als fünf Mitarbeitern.