Der Kurzbotschaftendienst Twitter hat die Konten mehrerer iranischer Staatsmedien blockiert.
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App des Kurznachrichtendienstes Twitter. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Online-Dienst begründet Sperrung mit Diskriminierung von Bahai-Minderheit.

Der US-Konzern teilte am Samstag mit, es habe die Sperrung wegen verbaler Angriffe auf die religiöse Minderheit der Bahai veranlasst. Einige der betroffenen Medien hatten zuvor spekuliert, ihre Berichterstattung über den am Freitag vom Iran beschlagnahmten britischen Tanker in der Strasse von Hormus habe die Sperrungen ausgelöst.

Ein Twitter-Vertreter sagte der Nachrichtenagentur AFP, das Unternehmen habe mit der Sperrung iranischer Staatsmedien auf «koordinierte und gezielte» Belästigungen von Angehörigen der Bahai-Minderheit reagiert.

Welche Konten genau gesperrt wurden, sagte der Twitter-Vertreter nicht. Der Konzern prüfe den Sachverhalt weiter, sagte er.

Gläubige Bahai sind im Iran seit langem politischer Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. Die Regierung in Teheran betrachtet die Bahai als Ketzer und wirft ihnen vor, «Spione» Israels zu sein. Von rund sieben Millionen Bahai weltweit leben circa 300.000 im Iran. Sie vertreten unter anderem die Gleichberechtigung von Männern und Frauen.

Die als Sprachrohr der moderateren Konservativen im Iran geltende Nachrichtenagentur Mehr teilte mit, ihr Twitter-Kanal sei nach der Berichterstattung über die iranische Beschlagnahme des britischen Tankers am Freitagabend gesperrt worden. Auch die Konten der staatlichen Nachrichtenagentur Irna, der Agentur des iranischen Clubs junger Journalisten sowie das Konto des politischen Kommentators und Hardliners Ali Akbar Raefipoor waren am Samstag nicht erreichbar.

Der Club junger Journalisten mutmasste auf seiner Webseite ebenfalls, dass die Twitter-Blockade im Zusammenhang mit der Beschlagnahme des britischen Tankers am Freitag stehe. Die Festsetzung des Schiffs «Stena Impero» durch den Iran verschärfte die Spannungen in der Golfregion. Die iranischen Revolutionsgarden begründeten die Beschlagnahme mit einem Verstoss gegen «internationale Schifffahrtsregeln».

Twitter ist - wie Facebook - im Iran verboten. Dennoch nutzen viele offizielle Vertreter des Landes den Kurzbotschaftendienst. Auch viele Privatpersonen im Iran umgehen über ein virtuelles privates Kommunikationsnetz (VPN) die Zensur und haben Zugang zu Twitter.

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